Hubertus Heil will Rente wie in Österreich: Darum haben Rentner im Nachbarland mehr Geld
Eine Reform des Rentensystems nach dem Vorbild Österreich? Das schwebt dem Arbeitsminister nun vor. Im Nachbarland hat man schon vor Jahrzehnten das Rentensystem reformiert.
Berlin – Mit einem neuen Vorstoß für eine Rentenreform macht Sozialminister Hubertus Heil (SPD) gerade Schlagzeilen: „Wir werden in Deutschland auch darüber diskutieren, wie wir langfristig auch weitere Gruppen in den Schutz der gesetzlichen Rentenversicherung einbeziehen“, sagte Heil am Mittwoch, 6. März, den Fernsehsendern RTL und NTV. Konkret denke er über ein System nach dem Vorbild Österreichs nach, wo seit 2005 auch Selbstständige und Beamte in die gesetzliche Rentenkasse einzahlen. Unter anderem dadurch haben österreichische Rentner und Rentnerinnen auch eine höhere Rente im Alter. Das System hat aber auch gewaltige Probleme.
Beamte und Selbstständige zahlen in die Rentenkasse ein
Zunächst einmal die Basics: In Österreich gibt es ein System, das hierzulande häufig als „Bürgerversicherung“ verstanden wird. Alle Österreicher zahlen in das gleiche Rentensystem ein, es gibt keine getrennte Pensionskasse für Verbeamtete. Dadurch erhöhen sich natürlich die Einnahmen der Rentenversicherung. 2022 gab es rund 200.000 Beamte in Österreich – in Deutschland ist diese Zahl deutlich höher bei 1,7 Millionen. Würden all diese Menschen bei uns in die Rentenversicherung einzahlen, würde das die Einnahmen deutlich stärken.
Was ebenfalls die Einnahmen der österreichischen Rentenkasse erhöht: In Österreich sind auch die Beiträge in die Rentenversicherung höher bei 22,8 Prozent. In Deutschland zahlen Versicherte 18,6 Prozent des Bruttolohns in die Rentenversicherung ein. Diese Beiträge werden sich hier auch in den nächsten Jahren erhöhen, ab 2028 geht die Bundesregierung davon aus, dass Versicherte über 20 Prozent einzahlen müssen.
Diese beiden Faktoren führen im Wesentlichen dazu, dass die Renten von Österreichern auch deutlich höher liegen. Im Schnitt bekommen Rentner im Nachbarland gut 400 Euro mehr an Rente, also 1900 Euro jeden Monat. Noch dazu gibt es Weihnachts- und Urlaubsgeld, also 14. Gehälter im Jahr. In Deutschland liegt die Durchschnittsrente bei rund 1500 Euro, 12-mal im Jahr. Noch dazu dürfen Rentner in Österreich früher den Ruhestand antreten: mit 65 Jahren sind Männer so weit, bei Frauen wird das Eintrittsalter aktuell von 60 auf 65 schrittweise angehoben. In Deutschland wird das Eintrittsalter bis 2031 auf 67 angehoben – unabhängig vom Geschlecht..
Frauen werden in Österreich bei der Rente benachteiligt
Allerdings ist nicht alles perfekt im Nachbarland. Ein wesentlicher Faktor, der zu höheren Renten führt, aber auch große Nachteile birgt, ist die Tatsache, dass man in Österreich mindestens 15 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt haben muss, um überhaupt was zu bekommen. In Deutschland gibt es schon nach fünf Jahren Anspruch auf eine Rente. Denkbar ist also ein Szenario, bei dem man 14 Jahren lang jeden Monat 22,8 Prozent des Gehaltes an die Sozialkasse abführt und am Ende aber nichts bekommt. Davon betroffen sind insbesondere Frauen, die in Kindererziehungszeiten nicht arbeiten (können). In Deutschland werden diese Kindererziehungszeiten im Rentensystem angerechnet, in Österreich nicht.

Österreicher müssen zudem ihre gesamte Rente versteuern, in Deutschland gibt es noch eine Schonfrist: Je nach Renteneintritt gibt es hierzulande Steuerfreibeträge. Wer in diesem Jahr in Rente geht, zahlt beispielsweise nur auf 83 Prozent der Rente Steuern. Der Eingangssteuersatz in Österreich liegt bei 25 Prozent und damit höher als hierzulande und treffe damit auch Rentner, wie Ihre Vorsorge beschreibt.
Meine news
Österreich hat sein Rentensystem vor 20 Jahren auf die aktuelle Form umgestellt, ein langwieriger und vor allem teurer Prozess. Durch die hohen Renten ist das Thema betriebliche und private Altersvorsorge weniger wichtig, was Ökonomen aber bemängeln. Denn auch in Österreich steht die Rentenkasse durch den demografischen Wandel unter Druck, die Ausgaben des Staates werden auch dort nochmal deutlich wachsen, wenn nicht auch auf andere Altersvorsorgemodelle umgestellt würde. Würde man in Deutschland das System jetzt umbauen, würde es ähnlich teuer und langwierig sein – dabei müssten Reformen jetzt schnell gelingen, um die Renten der Babyboomer, die bald in Rente gehen, zu sichern.
Die Idee einer solchen Reform kursiert schon lange auch in Deutschland, vor allem aus den Wahlprogrammen von SPD, Grünen und Linken kennt man sie. Denen fehlten bisher aber stets die Mehrheiten für die Umsetzung, CDU und FDP lehnen Reformen in diese Richtung seit Jahren kategorisch ab.