Frühe Zeckengefahr: Blutsauger sind schon unterwegs

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Zunächst suchen die Zecken auf der Haut nach einer passenden Einstichstelle. In dieser Zeit können sie relativ einfach entfernt werden. © Marijan Murat/dpa

Der milde Winter sorgt für eine frühe Aktivität von Zecken. Um keine Gefahren einzugehen, ist der richtige Schutz sehr wichtig.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Der warme, schneearme Winter freut kleine Blutsauger ganz besonders: In diesem Jahr sind Zecken schon frühzeitig aktiv. Nachdem es bereits 2023 sehr viele der Spinnentiere gab, könnte also auch dieses Jahr ein ausgeprägtes Zeckenjahr werden. Ende Februar war Robert Krebs vom Tölzer Forstbetrieb der Bayerischen Staatsforsten mit seinem Hund im Flachland unterwegs. „Später habe ich bei ihm eine Zecke entdeckt.“ Eher ungewöhnlich für die frühe Zeit im Jahr. „Es könnte also durch den extrem warmen Winter heuer schon ein Zeckenjahr werden.“

Gefahr vor Krankeitsübertragung

Vornehmlich halten sich Zecken in dichter Vegetation auf, im Verjüngungsbestand, auf Wiesenflächen oder Almwiesen. „Alles, wo man sie abstreifen kann“, so Krebs. Das gefährliche an Zecken ist, dass sie Krankheiten übertragen können. Die Mitarbeiter der Staatsforsten sind allerdings auf die kleinen Tierchen gut vorbereitet. Gegen die Hirnhautentzündung FSME seien die meisten geimpft, sagt Krebs. Gegen Borreliose, eine bakterielle Erkrankung, gibt es keine Impfung. Hier helfe „ein technischer Schutz“. Was Krebs damit meint: Abwehrsprays, mit denen Schuhe und Hosenbeine eingesprüht werden. „Manche Mitarbeiter tragen auch Gamaschen, mit denen sie die Hosen von unten zumachen können.“ Zusätzlich komme das Spray zum Einsatz. „Damit kann man die meisten Befalle verhindern.“ Wichtig sei auch, dass sich die Mitarbeiter nach Rückkehr absuchen. „Dann findet man manchmal schon die eine oder andere Zecke, die noch herumspaziert.“ Denn Zecken sind meist eine ganze Weile auf der Suche nach einer Einstichstelle.

Impfung gegen FSME möglich

Neben den Menschen habe man die Jagdhunde im Blick, sagt Krebs. „Sie können nach einem Zeckenstich ebenfalls Borreliose bekommen.“ Für Tiere – auch für Katzen – gibt es Sprays oder Halsbänder, die Zecken fernhalten.

Trotz aller Maßnahmen kommt es immer mal vor, dass Forstmitarbeiter von Zecken gestochen werden. „Ganz lässt es sich nicht verhindern“, so Krebs. In diesem Fall könne der jeweilige Kollege dies melden und es werde dokumentiert. „Wenn jemand krank wird, dann zählt das als Dienstunfall.“ Im vergangenen Jahr seien aber nicht mehr Zeckenstiche vorgekommen als zuvor. „Es war alles im normalen Bereich.“

Einen Anhaltspunkt, wie stark ein Zeckenjahr ist, kann die Anzahl der gemeldeten von Zecken übertragenen Krankheiten geben. Im Gesundheitsamt am Tölzer Landratsamt wird darüber Buch geführt, wie viele Fälle von FSME und Borreliose im Landkreis auftreten. 2023 gab es drei Fälle von FSME, das ist einer mehr als im Jahr zuvor. Da die Zahl größer als eins ist, zählt der Landkreis als FSME-Risikogebiet. Borreliose-Fälle wurden 33 gemeldet, 2022 waren es 25. „Borrelien können in allen pflanzenbewachsenen Gebieten vorkommen“, so Sprecherin Marlis Peischer. Daher gebe es hier keine spezielle Einteilung in Risikogebiete.

Zeckenarten sind meist das ganze Jahr über aktiv

Besonders auf Zecken achten müssen neben den Forstmitarbeitern alle, die sich in der Natur aufhalten. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist die Wahrscheinlichkeit, sich eine Zecke einzufangen, größer, je mehr Kontakt man mit niedriger Vegetation hat. „Dies trifft naturgemäß besonders auf spielende Kinder zu. Auch wer abseits der Wanderwege durch Gebüsch geht, hat ein erhöhtes Risiko“, so das RKI. Ab einer Temperatur von etwa acht Grad werden die Zecken aktiv. Bedingt durch mildere Winter sind sie nun auch häufiger fast ganzjährig unterwegs.

Wenn man 7 bis 14 Tage nach einem Zeckenstich grippeähnliche Symptome bemerkt, sollte man einen Arzt aufsuchen. Eine FSME-Erkrankung fällt oft aber auch symptomlos aus. Bei Borreliose kommt es häufig zur Ausbildung eines roten Infektionsrings rund um die Einstichstelle. Auch dann sollte man zum Arzt gehen. Verwirrend ist übrigens der Name Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME): Mitteleuropäische Zeckenarten sind das ganze Jahr aktiv – außer in sehr kalten Wintern – und können so auch das ganze Jahr Krankheiten übertragen.

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So schützt man sich vor Zweckenstichen

Feste Schuhe, lange Hosen, lange Ärmel machen es der Zecke schwer. Noch besser ist es, die Hosenbeine in die Socken zu stecken und helle Kleidung zu tragen, denn dann findet man die schwarzen Tierchen besser. Auch sogenannte Repellentien, also chemische Duftstoffe, welche die Zecken nicht mögen, können zeitlich begrenzt die Zecken abhalten. Grundsätzlich sollte man den Körper nach dem Aufenthalt im Freien nach Zecken absuchen, auch Stellen wie Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle.

Auch Katzen sollte man nach Zecken absuchen und diese mit entsprechenden Repellentien behandeln, bevor sie durch die Wiesen streifen.

Im Gegensatz zur Borreliose gibt es gegen FSME zudem eine Impfung, die Personen, die sich in Risikogebieten befinden, anzuraten ist.

Das Robert-Koch-Institut rät, dass, um das Infektionsrisiko zu minimieren, die Zecke, sobald wie möglich herausgezogen werden sollte. Dabei sollten möglichst alle Teile der Zecke entfernt werden, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen (niemals am vollgesogenen Körper!) und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Möglichst sollte die Zecke dabei nicht gedreht werden, und auf keinen Fall darf sie vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Dies würde das Tier unnötig reizen und könnte dazu führen, dass es seinen Speichel und somit mögliche Infektionserreger abgibt. Nach Entfernung der Zecke ist eine sorgfältige Desinfektion der Wunde empfohlen.

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