Tödlicher Vorfall in Grenzregion: Russischer Soldat erschießt zwei Kameraden und desertiert

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Bei einem Streit soll ein russischer Soldat in der Region Belgorod zwei Kameraden erschossen haben – und dann geflohen sein.

Belgorod – Ein russischer Soldat soll zwei seiner Kameraden am 11. Juli erschossen und einen weiteren verletzt haben, wie diverse russische Telegram-Kanäle laut Newsweek berichten. Der Soldat sei daraufhin mit einer Schusswaffe geflohen und desertiert, wie es weiter heißt. Der russische Militärangehörige war demnach in der Grenzregion Belgorod in Russland stationiert.

Der Schusswechsel habe stattgefunden, als der Soldat mit seinen Kameraden Alkohol getrunken habe, wie der Telegram-Kanal „VChK-OGPU“ weiter schreibt. „Ersten Informationen zufolge beleidigten zwei Soldaten einen Kameraden, der sie zunächst verwarnte. Als die Verhöhnung wiederholt wurde, tötete er sie mit einem Maschinengewehr und versteckte sich“, heißt es weiter. So soll der Soldat aus der russischen Republik Tschuwaschien stammen und eine Historie der Gewalt aufweisen. 2011 wurde der 29-Jährige wohl wegen Raubüberfalls verurteilt.

Deserteure in Putins Armee: Russischer Soldat flieht, nachdem er zwei Kameraden erschießt

Auch der russische Propagandasender Russia Today (RT) hatte über den Vorfall berichtet. „Der Angreifer wird unter zwei Artikeln angeklagt: Desertion und versuchter Mord“, berichtete RT. Sowohl Alkohol als auch Desertation sind für die russische Armee ein großes Problem. Laut Angaben des ukrainischen Militärgeheimdiensts (HUR) sollen mehr als 18.000 russische Soldaten im südlichen Militärdistrikt Russlands ihren Posten seit Beginn des Ukraine-Kriegs aufgegeben haben.

Um der russischen Armee und Wladimir Putins eisernen Griff zu entkommen, flüchten viele russische Soldaten in die Ukraine. Eigens dafür wurde von der Ukraine ein Programm mit dem Namen „I Want to Live“ ins Leben gerufen, um es russischen Soldaten zu erleichtern zu desertieren. Seit September 2022 ergeben sich so immer wieder Russen der ukrainischen Armee, um lieber als Kriegsgefangene auszuharren als im Ukraine-Krieg zu sterben.

Russische Soldaten nahe der Front im Ukraine-Krieg
Russische Soldaten nahe der Front im Ukraine-Krieg. Immer mehr wollen nicht mehr in Wladimir Putins Armee dienen. © Stanislav Krasilnikov/Imago

„Im Schnitt ergibt sich ein Gefangener jeden zweiten Tag“, äußert sich Petro Yatsenko, Sprecher und Koordinator des ukrainischen Hauptquartiers für Kriegsgefangene. „Es gibt Wochen, in denen sich keiner ergibt. Dann gibt es Wochen, in denen sich eine kleine Einheit – 10 Leute, zum Beispiel ein Zug (militärische Teileinheit, Anm. d. Red.) – ergibt.“

Programm Kiews soll Russlands Soldaten bewegen, in die Ukraine überzulaufen

Wenn das Programm medial mehr Aufmerksamkeit erfährt, steigen auch die Anfragen russischer Soldaten, die ebenfalls dem Krieg entfliehen wollen, wie das „Center for European Policy Analysis“ (CEPA) berichtet. So auch im Fall des 28 Jahre alten Russen Maxim Kuzimnow. Kuzimnow desertierte vergangenes Jahr aus der russischen Armee – und zwar auf spektakuläre Weise, als er einen Mi-8-Hubschrauber der Armee entwendet hatte und in die Ukraine flog, um sich dort zu ergeben.

Oftmals rufen auch Verwandte russischer Soldaten an, die von der russischen Armee eingezogen werden sollen. „Deren Großeltern haben aus den USA angerufen“, meint Yatsenko weiter. Auch können Mitglieder des russischen Militärs über das Programm Informationen an die ukrainischen Behörden weiterleiten. Yatsenko betont: „Sie werden nicht zurückkehren müssen. Sie können in der Ukraine bleiben, wenn der Krieg vorbei ist.“ Auch könnten die Deserteure in europäischen Ländern Asyl beantragen. (sischr)

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