Kempten: Kreuzungsausbau und neue Geschwindigkeit auf Kaufbeurer Straße

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Die notwendigen Leitplanken im Mittelstreifen bei Tempo 60 vermitteln den Eindruck einer Stadtautobahn. © Amt für Tiefbau und Verkehr Kempten

Eine Grundsatzdiskussion entflammte kürzlich im Ausschuss für Mobilität und Verkehr über die Höchstgeschwindigkeit auf dem Kemptener Ring.

Kempten – Eigentlich ging es lediglich um den Abschnitt der Kaufbeu­rer Straße zwischen Berliner Platz und Dieselstraße. Doch die „Richtlinien für den passiven Schutz an Straßen durch Fahrzeug-Rückhaltesysteme“ (RPS) wird die Frage auch an anderer Stelle am Ring wieder aufwerfen. Das prophezeite Tiefbauamtsleiter Markus Wiedemann.

Ausbau Kaufbeurer Straße: Mit oder ohne Leitplanken

Für die Zufahrt zum neuen Behördenstandort auf dem Areal der einstigen Ari-Kaserne plant das Staatliche Bauamt, den Knotenpunkt Peter-Dörfler-Straße/Kaufbeurer Straße mit Ampeln und Abbiegespuren auszubauen. Mit den Bauarbeiten soll die Kaufbeurer Straße einen Grünstreifen erhalten. Zwei Varianten standen den Ausschussmitgliedern zur Wahl: einmal mit und einmal ohne Leitplanken. Während die Kfz bei der Spielart mit Leitplanken 60 Kilometer pro Stunde rollen dürfen, sind bei jener ohne lediglich 50 erlaubt. Allerdings spielten bei der Entscheidung auch andere Kriterien eine Rolle. Mit den Planken verschlingt die Straße mehr Raum, der städtische Aufwand für Pflege und Unterhalt ist größer. „Es entsteht der optische Eindruck einer Stadtautobahn“, so der Tiefbauamtsleiter. Bei Variante 2 stoßen die Vehikel aufgrund der geringeren Geschwindigkeit weniger Lärm (1 bis 2 Dezibel) und fünf bis zehn Prozent weniger Abgase aus. Dafür benötigen sie 17 Sekunden mehr Zeit für den Streckenabschnitt.

Kemptener Ring: Tempo 60 oder Tempo 50?

„Man kann sich schon die Frage stellen, ist die Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit auf dem Ring denkbar?“, so Wiedemann. „Wenn wir künftig selber bauliche Maßnahmen durchführen, zum Beispiel an der Nordbrücke, die neue Kappen benötigt, stehen wir vor dem gleichen Problem.“ Bei Eingriffen im Bestand stehe man vor der Wahl zwischen Leitplanken oder Tempo 50.

„Für mich stellt sich gar keine Frage“, sagte Dr. Stefan Thiemann (Grüne) und erinnerte an die strategischen Ziele der Stadt, wo Ressourcen- und Flächenschonung verankert sind.

Auch für Josef Mayr (CSU) war die Sache ganz klar, allerdings argumentiere er für die andere Richtung. Der Ring trage eine große Verkehrslast. „Mir geht es um die Verkehrsabwicklung in der Stadt“, sagte er. An der fraglichen Stelle konnte er Tempo 50 „am wenigsten nachvollziehen“.

Auch für Julius Bernhardt (FFK) ist der Ring ein wichtiger Verkehrsträger. Er möchte ihn aber mit Tempo 50 „zukunftsfähig“ aufstellen. Auch die Frage, wie viele Nebenachsen und Kreuzungspunkte er künftig benötigt, müsse man in diesem Zusammenhang stellen.

50 Kilometer pro Stunde auf dem Ring sind gerechtfertigt

Für die Finanzen interessierte sich Hans-Peter Wegscheider (FW/ÜP) – Hauptkostenträger ist der Bund. Sein Parteikollege Alexander Buck konnte „die zehn Km/h schon mitgehen“, beurteilte den Gefahrenunterschied allerdings als nicht so hoch. „Ihr habt eine Risikoeinschätzung gemacht, verschiedene Faktoren analysiert und seid zum Schluss gekommen, dass zehn km/h eine riesige Gefahr sind.“ Das ließ der Tiefbauamtsleiter überhaupt nicht gelten. Man sei verpflichtet, die entsprechenden Richtlinien anzuwenden. Und auch auf dem gesamten Ring hielt er, genauso wie Baureferent Tim Koemstedt die Begrenzung auf 50 Kilometer pro Stunde für gerechtfertigt. Mit baulichen Änderungen gelte die Regel. Im Gewerbegebiet dann zum Beispiel Tempo 50 zu erlauben, sei Menschen, deren Wohnzimmer direkt am Ring mit Tempo 60 liege, schwer zu vermitteln, so Wiedemann. Koem­stedt wies genauso wie Thomas Hartmann (Grüne) auf eine höhere Leistungsfähigkeit der Straße hin bei geringerer Geschwindigkeit und den somit geringeren möglichen Abständen zwischen den Fahrzeugen. „Ich halte es für schwierig, wenn Autofahrer, auch wenn sie nicht ortskundig sind, ständig zwischen 50 und 60 wechseln müssen“, so Koemstedt.

Für Wolfgang Hennig (SPD) zählte die Optik. Er stimmte gegen Leitplanken und somit Tempo 50. Ihm gleich tat es die Mehrheit im Ausschuss, mit Ausnahme der CSU-Fraktion mit Hildegard John, Josef Mayr und Stephan Prause.

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