Experten warnen: 170-Kilometer-Stadt in der Wüste wird Wetter verändern
Das gigantische Bauprojekt "The Line" in Saudi-Arabien könnte das lokale Klima beeinflussen. Experten warnen laut "Financial Times" vor unvorhersehbaren Wetteränderungen durch die Mega-Stadt, die 170 Kilometer lang und 500 Meter hoch werden soll.
Die Stadt soll auf einer Fläche von 34 Quadratkilometern, lediglich einem Zehntel der Größe Münchens, mitten in der Wüste für bis zu neun Millionen Menschen Lebensraum bieten. Das ehrgeizige Projekt soll 500 Milliarden US-Dollar kosten.
Meterologe warnt vor Auswirklungen von "The Line" auf Wetter in der Wüste
Donald Wuebbels, Professor für Meteorologie an der University of Illinois, USA, und wissenschaftlicher Berater des Projekts Neom berichtet in der "Financial Times", dass das Projekt Niederschlagsmengen verändern könnte.
Eine Studie der Universität von Lausanne in der Schweiz konnte anhand von acht Großstädten und Regendaten aus sieben Jahren zeigen, dass die bebauten Flächen beispielsweise Starkregenereignisse auslösen können.

Mega-Stadt könnte Regen beeinflussen und Sandstürme verstärken
Eine weitere Studie der Universität Hohenheim, Stuttgart untersuchte zudem den Einfluss riesiger Solarfelder auf das Wetter in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Das Ergebnis: Sobald die Photovoltaikanlagen mehrere hundert Quadratkilometer groß werden, würde die Regenmenge in der gesamten Region um etwa 10 Millimeter zunehmen.
Außerdem könnte die gigantische Fassade der Mega-Stadt insbesondere Wind und Sandstürme verstärken. Es ist deshalb laut Donald Wuebbels dringend notwendig, weitere Untersuchungen anzustellen, um mögliche Veränderungen des lokalen Wetters vorhersagen zu können und im besten Fall gegenzusteuern.
Trotzdem bleibt Wuebbels optimistisch, da das Projekt im Grunde wie eine geplante Mondlandung sei und der Einsatz von so viel Geld und Technik die Chance eröffne, viele neue Erkenntnisse zu gewinnen.
5 Fakten zu der Mega-Stadt "The Line"
- "The Line“ ist eine geplante Mega-Stadt, die in der Stadt Neom im Nordwesten von Saudi-Arabien, direkt an der Küste des Roten Meeres in Saudi-Arabien entstehen soll.
- Die Stadt soll auf einer Fläche von 34 Quadratkilometern entstehen,170 Kilometer lang und 500 Meter hoch werden und Platz für bis zu 9 Millionen Menschen bieten.
- "The Line" soll klimaneutral sein und ohne Autos funktionieren. Stattdessen soll die Infrastruktur auf drei Ebenen superschnelle Verbindungen bieten.
- Das Projekt kostet 500 Milliarden Dollar und ist Teil der saudischen "Vision 2030“, um das Land wirtschaftlich zu modernisieren.
- Obwohl 2030 ein Etappenziel ist, sollen bis dahin nur rund 2–2,5 km der Stadt fertig werden – deutlich weniger als ursprünglich geplant.
- Menschenrechtsfragen, Umsiedlungen und Zweifel an Machbarkeit und Umweltschutz werfen Kritik auf das ambitionierte Vorhaben.
170 Kilometer lange Stadt in der Wüste: Neue Bilder zeigen erstaunliche Baufortschritte
Erst vor Kurzem berichtete der Leiter des Mega-Projekts "The Line" Giles Pendleton auf LinkedIn: „Das Betonieren hat begonnen“. Das Bauvorhaben ist jedoch umstritten. Eine saudi-arabische Menschenrechtsorganisation kritisiert, dass rund 20.000 Mitglieder von Beduinenstämmen für das Projekt weichen müssen.
Laut einer Dokumentation des britischen Senders ITV sind bei den Bauarbeiten mehr als 21.000 ausländische Arbeiter, hauptsächlich aus Nepal, Bangladesch und Indien, gestorben. Saudi-Arabien bestreitet diese Zahlen als Falschinformationen. Zudem sieht das Projekt die Nutzung von Solartechnologie und Windkraftanlagen zur Energieversorgung vor.