Verhandlung gegen Maddie-Hauptverdächtigen: Anwälte fordern Freispruch für Christian B.

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Der im Fall Maddie mordverdächtige Christian B. ist in Braunschweig wegen fünf anderer schwerer Straftaten in Portugal angeklagt. Nun wird der Prozess fortgesetzt.

Braunschweig – Gegen den mehrmals verurteilten Straftäter Christian B. wird am heutigen Freitag (1. März) der Prozess wegen fünf Sexualdelikten in Portugal fortgesetzt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte ihn im Oktober 2022 angeklagt. Jetzt muss sich der 47-jährige Deutsche am Landgericht Braunschweig stellen – verhandelt wird wegen drei Vergewaltigungen und zwei Fällen von sexuellem Missbrauch von Kindern.

Angeklagter ist auch Hauptverdächtiger im Vermisstenfall Maddie McCann

Das Verfahren erweckt großes Interesse, weil B. im Fall der 2007 aus einer portugiesischen Ferienanlage verschwundenen Madeleine McCann, genannt Maddie, unter Mordverdacht steht. Der Komplex zu dem damals dreijährigen Mädchen aus Großbritannien ist aber nicht Gegenstand des Verfahrens. In den Medien kommen dabei immer neue Vorwürfe und Spekulationen ans Licht. Ein Mann warf Christian B. beispielsweise vor, vor Maddies Verschwinden eine Kindesentführung geplant zu haben. Es scheint auch neues belastendes Beweismaterial bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig vorzuliegen. Es könnte dazu beitragen, dass das Puzzle gelöst werden könnte.

Prozess gegen Christian B. vor dem Landgericht Braunschweig.
Christian B. vor dem Landgericht Braunschweig. © Noah Wedel/IMAGO

Die aktuell verhandelten Fälle in Braunschweig

Christian B. wird in dem aktuelle verhandelten Prozess konkret vorgeworfen, zwischen 2000 und 2006 eine unbekannte 70 bis 80 Jahre alte Frau in ihrer portugiesischen Ferienwohnung im Schlafzimmer vergewaltigt und dabei gefilmt zu haben. Im gleichen Zeitraum soll er eine unbekannte mindestens 14-jährige junge Frau an einen Holzpfahl in seiner damaligen Wohnung gefesselt, geschlagen und zum Oralverkehr gezwungen haben. Im Jahr 2004 soll Christian B. außerdem in Praia da Rocha eine damals 20-jährige Frau aus Irland mehrfach brutal vergewaltigt haben. Sie soll im Verlauf des Prozesses als Zeugin gehört werden.

2007 und 2017 soll der Angeklagte vor einem zehnjährigen und vor einem elfjährigen Mädchen masturbiert haben. Hier könnte es sich aus Sicht der Verteidigung nur um Pseudo-Erinnerungen handeln.

Anklagepunkte bisher noch nicht im Fokus – Christian B. schweigt

Diese aktuellen Vorwürfe werden in Braunschweig verhandelt, weil der Angeklagte dort seinen letzten deutschen Wohnsitz hatte. Bisher prägten aber andere Meldungen die Verhandlungstage: Am ersten Tag wurde der Prozess abgebrochen, da Antrag gegen eine möglicherweise befangene Schöffin eingereicht wurde. Nachdem die Person ausgetauscht wurde, konnte es am zweiten Prozesstag weitergehen. Dabei wurden zahlreiche Beweisanträge der Verteidigung vorgelegt, die auf einen Freispruch pochen.

Verteidiger Fülscher kritisierte, dass Christian B. seit Juni 2020 im „weltweiten medialen Dauerfeuer“ stehe. Ermittlungsergebnisse seien der Verteidigung im Fall Maddie nicht vorgelegt worden, bemängelte er und sprach von „medialer Vorverurteilung“. „Wir verhandeln hier eben nicht den bekanntesten Vermisstenfall der Nachkriegszeit“, betonte der Rechtsanwalt aus Kiel außerdem. Vor Gericht geht es aktuell ausschließlich um die fünf anderen Vorwürfe.

Der Angeklagte selbst macht währenddessen von seinem Schweigerecht Gebrauch. Am dritten Prozesstag wird die Verteidigung weitere Beweisanträge vorlegen, außerdem soll die erste Zeugin gehört werden.

Christian B. ist bereits wegen anderer Sexualtaten verurteilt

Der bereits mehrfach verurteilte Sexualstraftäter Christian B. ist derzeit in der JVA Sehnde bei Hannover inhaftiert. Er wurde Ende 2019 vom Landgericht Braunschweig wegen der Vergewaltigung einer älteren US-Amerikanerin in Portugal zu sieben Haft verurteilt. Selbst die diesem Urteil zugrunde liegenden Beweise zweifelten die Rechtsanwälte an. (jh/dpa)

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