Forscher warnen: Light-Getränke erhöhen Risiko für Fettleber und Leberschäden

Um Zucker und Kalorien zu sparen, greifen viele zu Light- oder Zero-Getränken. Statt mit herkömmlichem Zucker werden diese mit künstlichen Süßstoffen oder Zuckeraustauschstoffen gesüßt. Häufig zum Einsatz kommen dabei unter anderem:

  • Aspartam
  • Acesulfam K
  • Saccharin
  • Cyclamat
  • Sucralose
  • Zuckeralkohole wie Sorbit und Xylit

Dass diese vermeintlich "gesunden" Alternativen nicht immer unbedingt besser als herkömmlicher Zucker sind, ist immer wieder in Studien zu lesen. Bei einigen Süßstoffen gibt es zum Beispiel Hinweise, dass sie sich ungünstig auf das Mikrobiom und den Blutzuckerspiegel auswirken können.

Eine neueStudie zeigt nun: Die "zuckerfreien Alternativen" sind mit einem höheren Risiko für eine der häufigsten chronischen Lebererkrankungen weltweit verbunden – und sogar mit einer erhöhten Sterblichkeit dadurch. Die Ergebnisse haben die Forscher aus China bei der UEG Week im Oktober vorgestellt – einer der größten internationalen Kongresse im Bereich der Gastroenterologie.

Leber verfettet schleichend – oft ohne Symptome

Das Forscherteam hat die Daten von 123.788 Teilnehmern aus der UK Biobank analysiert. Zu Beginn des Beobachtungszeitraums hatten alle eine gesunde Leber. Über einen durchschnittlichen Zeitraum von mehr als zehn Jahren entwickelten 1178 Personen eine sogenannte metabolische Dysfunktion-assoziierte steatotische Lebererkrankung (Metabolic Dysfunction-associated Steatotic Liver Disease, MASLD).

MASLD entsteht, wenn sich vermehrt Fett in der Leber einlagert und dazu mindestens einer von fünf kardiometabolischen Risikofaktoren vorliegt: 

  • (Prä-)Diabetes
  • Übergewicht
  • Bluthochdruck
  • erhöhte Triglyzeride
  • erhöhtes LDL-Cholesterin bzw. erniedrigtes HDL-Cholesterin.

Anfangs bleibt die Erkrankung meist unbemerkt. Wenn Symptome auftreten, sind sie oft unspezifisch:

  • anhaltende Müdigkeit
  • diffuses Schwächegefühl
  • Druck- und Völlegefühl im rechten Oberbauch

Bleibt die Erkrankung umbemerkt kann sie langfristig zu entzündlichen Veränderungen in der Leber bis hin zu einer lebensbedrohlichen Leberzirrhose führen.

Egal ob zuckerhaltig oder light: Beide erhöhen das Risiko für Leberschäden

Anhand der Daten aus der UK-Biobank haben die Forscher den Zusammenhang zwischen dem Konsum zuckerhaltiger Getränke sowie zuckerarmer, mit künstlichen Süßstoffen versetzter Getränke und dem MASLD-Risiko untersucht. Mithilfe eines Online-Fragebogens gaben die Teilnehmer an, wie viele gezuckerte oder künstlich gesüßte Getränke sie täglich konsumierten. Ein Getränk umfasste dabei 250 Milliliter.

Gruppiert wurden die Angaben in keine, ein und mehr als ein Getränk pro Tag. 

Im Vergleich zu Personen, die keine Softdrinks tranken, ergab sich bei 

  • dem Konsum von über 250ml zuckerhaltigem Softdrink ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko, ein MASLD zu entwickeln.
  • Bei dem Konsum von 250ml einer zuckerarmen oder -freien Alternative war das Risiko sogar um 60 Prozent erhöht.

Das Risiko war dabei dosisabhängig: Je mehr getrunken wurden, desto höher war auch das Risiko. Der Konsum der zuckerarmen oder -freien Alternativen war zusätzlich mit einem höheren Risiko für leberbedingte Sterblichkeit verbunden. 

Beide Getränketypen standen auch in positivem Zusammenhang mit einem höheren Leberfettgehalt. Ein gezuckertes Getränk pro Tag ging mit einem rund fünf Prozent höheren Leberfettanteil einher, bei den zuckerreduzierten Alternativen waren es rund sieben Prozent.

Histologie Leberverfettung
Unter dem Mikroskop ist eine Leberverfettung gut zu erkennen. Bei den weißen "Tröpfchen" handelt es sich um Fetteinlagerungen. GettyImages/jxfzsy

Unabhängiger Forscher warnt: Vorsicht vor voreiligen Schlüssen

"Unsere Studie zeigt, dass LNSSBs (low- or non-sugar-sweetened beverages, auf deutsch zuckerarme oder künstlich gesüßte Getränke; Anm. d. Red.) tatsächlich mit einem höheren Risiko für MASLD verbunden sind, selbst bei moderatem Konsum, beispielsweise einer Dose pro Tag." kommentiert die Hauptautorin der Studie, Lihe Liu die Ergebnisse. Diese Ergebnisse würden die weit verbreitete Auffassung in Frage stellen, dass diese Getränke harmlos sind.

Laut Liu können die Getränke "die Lebergesundheit beeinträchtigen, indem sie 

  • das Darmmikrobiom verändern,
  • das Sättigungsgefühl stören,
  • Heißhunger auf Süßes auslösen
  • und sogar die Insulinausschüttung anregen." 

Der höhere Zuckergehalt in zuckerhaltigen Getränken wiederum könne zu einem 

  • schnellen Anstieg des Blutzucker- und Insulinspiegels führen,
  • die Gewichtszunahme fördern
  • und den Harnsäurespiegel erhöhen, 

was allesamt zur Fettansammlung in der Leber beiträgt.

Für Martin Smollich, Arbeitsgruppenleiter "Pharmakonutrition" vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sind die Ergebnisse hingegen nicht ganz so klar zu bewerten. Auf Anfrage der "Ärztezeitung" betonte er, dass die Studie lediglich einen Zusammenhang und keine ursächliche Beziehung aufzeige. "Die einfachste Erklärung dafür ist die umgekehrte Kausalität: Menschen mit Übergewicht, Adipositas und MASLD konsumieren häufiger süßstoffhaltige Getränke, eben um ihr Gewicht zu reduzieren. Der überdurchschnittliche Süßstoffkonsum ist also die Folge und nicht die Ursache der Erkrankungen"

Fazit: Am besten auf Wasser zurückgreifen

Zuckerhaltige Softdrinks durch süßstoffhaltige Alternativen zu ersetzen könne die Energiezufuhr und das Körpergewicht deutlich reduzieren, betont Smollich. "Unabhängig davon bleiben Getränke, die weder Zucker noch Süßstoffe enthalten, natürlich die ernährungsmedizinisch erste Wahl", resümiert Smollich.

Zu demselben Fazit kommen auch die Autoren der Studie. Denn die beiden Getränketypen untereinander zu tauschen brachte keine Risikoreduzierung. Der Ersatz beider Getränke durch Wasser reduzierte das MASLD-Risiko jedoch signifikant – um 12,8 Prozent bei zuckerhaltigen Getränken und um 15,2 Prozent bei den "Alternativen". 

"Der sicherste Ansatz ist es, den Konsum sowohl zuckerhaltiger als auch künstlich gesüßter Getränke einzuschränken. Wasser bleibt die beste Wahl, da es den Stoffwechsel entlastet, Fettansammlungen in der Leber verhindert und gleichzeitig den Körper mit Flüssigkeit versorgt", bilanziert Liu.