Ernährungsmediziner Matthias Riedl - Cola, Joghurt, Ketchup: Experte verrät, wie gesund Zero-Produkte wirklich sind

  • Kommentare
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
FOCUS online/Wochit Cola, Joghurt, Ketchup: Experte verrät, wie gesund Zero-Produkte wirklich sind
Montag, 10.02.2025, 17:08

Viele greifen lieber zur Cola Zero anstatt zur zuckerhaltigen Alternative – mit vermeintlichem Nutzen für die Gesundheit. Aber stimmt das? Ernährungs-Mediziner Matthias Riedl klärt auf.

Die mit einem Symbol oder Unterstreichung gekennzeichneten Links sind Affiliate-Links. Kommt darüber ein Einkauf zustande, erhalten wir eine Provision - ohne Mehrkosten für Sie! Mehr Infos

Herr Riedl, wie kann ein Zero-Softdrink ohne Zucker genauso süß schmecken wie einer mit Zucker?

Matthias Riedl: Zero-Produkte erhalten durch den Einsatz von Süßungsmitteln ihre Süße. Dazu gehören Stoffe wie Aspartam, Saccharin, Cyclamat oder Sucralose. Eine Untergruppe der Süßstoffe sind Zuckeralkohole wie Sorbit und Xylit.

Süßstoffe werden in der Regel synthetisch hergestellt, können aber auch aus natürlichen Rohstoffen gewonnen werden. Sie besitzen aufgrund ihrer chemischen Struktur die Fähigkeit, in Wechselwirkung mit den Süßrezeptoren der Geschmackswahrnehmung zu treten – also den biochemischen Bindestellen, an die auch Zuckermoleküle andocken. Dabei wird ein Reiz ausgelöst, der bis ins Gehirn weitergeleitet wird und dort die Sinneswahrnehmung „süß“ hervorruft. Süßstoffe haben eine deutlich höhere Süßkraft als normaler Haushaltszucker. Sie schmecken im Vergleich um das 30- bis 3000 fache mal süßer.

Top-Ärzte bei Diabetes

Von FOCUS-Gesundheit empfohlene Top-Ärzte für Diabetes finden Sie hier.

Zur Person

Matthias Riedl ist Facharzt für Innere Medizin, Diabetologie und Ernährungsmedizin. Der Internist ist Gründer und ärztlicher Direktor der Medicum Hamburg MVZ GmbH. Die Praxis hat sich auf Diabetes und Ernährungsmedizin spezialisiert. Seit 2013 ist er in der NDR-Staffel „Die Ernährungs-Docs“ zu sehen.

Was machen diese Süßstoffe im Körper, im Vergleich zum Zucker?

Riedl: Süßstoffe besitzen zwar eine strukturelle Verwandtschaft zu Zucker, wirken aber völlig anders – mit Vor- und Nachteilen. Gängiger Haushaltszucker besteht aus Glukose und Fruktose. Er wird durch Enzyme in der Dünndarmschleimhaut in seine Einzelbestandteile gespalten und gelangt durch verschiedene Transportmechanismen ins Blut. Durch die Glukose steigt der Blutzuckerspiegel im Körper an. Glukose und Fruktose werden zudem verstoffwechselt und liefern damit Energie – anders als Süßstoffe.

Diese werden nur teilweise und verzögert im Darm aufgenommen, fast unverändert wieder ausgeschieden und bringen dem Körper damit nur wenig Energie. Erythrit ist sogar kalorienfrei und wird vollständig ausgeschieden. Die Verwertung von Süßstoffen verläuft insulinunabhängig und der Einfluss auf den Blutzuckerspiegel ist gering. Auch Karies fördern die Zuckerersatzstoffe nicht. Trotzdem haben bereits geringe Mengen negative Auswirkungen auf Magen und Darm.

Welche schädlichen Wirkungen können die süßen Ersatzstoffe auf die Gesundheit haben?

Riedl: Gängige kurzfristige Auswirkungen sind Magen- und Darmprobleme, wie etwa Durchfälle oder Krämpfe. Die langfristigen Folgen bei regelmäßigem Konsum sind noch nicht eindeutig geklärt und deshalb Gegenstand zahlreicher Forschungen. Aktuelle Studien weisen aber bereits darauf hin, dass beispielsweise Xylit oder Erythrit das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöhen kann – vor allem bei Personen mit entsprechenden Vorerkrankungen.

Viele Menschen greifen zur Zero-Variante, um Gewicht zu verlieren. Nimmt man durch Zero-Produkte tatsächlich weniger Kalorien zu sich?

Riedl: Ja, generell enthält ein Zero-Produkt im Vergleich zur zuckerhaltigen Variante weniger Kalorien. Studien deuten allerdings darauf hin, dass die Kalorien, die durch die Süßstoffe eingespart, durch andere Lebensmittel wieder aufgenommen werden. Untersuchungen haben ergeben, dass nach der Aufnahme von Süßstoffen keine Sättigungshormone ausgeschüttet werden und es schnell wieder zu einem Hungergefühl kommt. Mit Zero-Produkten nimmt man also nicht unbedingt ab.

Buchempfehlung (Anzeige)

"Der Hafer-Masterplan: Das 2-Wochen-Programm für mehr Gesundheit und Energie" von Ernährungsmediziner Matthias Riedl

Zusammengefasst: Ist es gesünder, auf Zero-Softdrinks auszuweichen?

Riedl: Nein. Derzeit ist zwar die wissenschaftliche Evidenz für eindeutige Empfehlungen noch nicht gegeben, dennoch gibt es immer wieder neue Hinweise auf negative Auswirkungen von Süßungsmitteln.

Ich empfehle, generell weniger Süße in den Speiseplan zu integrieren. Setzen Sie auf Lebensmittel mit natürlicher Süße und insgesamt auf weniger Zucker. So werden Sie die Süße im Übrigen auch deutlich intensiver wahrnehmen, denn der Körper ist nicht so stark daran gewöhnt.

Von Emma Leiber

Das Original zu diesem Beitrag "Cola, Joghurt, Ketchup: Experte verrät, wie gesund Zero-Produkte wirklich sind" stammt von FOCUS GESUNDHEIT.