Messner rechnet bei „Hart aber fair“ mit Alpen-Tourismus ab – und nimmt Klima-Kleber ins Visier

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Prallen hier wirklich Welten aufeinander? Reinhold Messner und Klimaaktivistin Anja Windl bei „Hart aber fair“. © Screenshot/ARD

Reinhold Messner stichelt bei „Hart aber fair“ gegen Klima-Kleber – und hält ein Plädoyer gegen verheerenden Alpen-Tourismus, dem Aktivisten zustimmen dürften.

München – „Berge ohne Schnee: Ist Alpen-Tourismus noch okay?“ Hinter diesem Paarreim versteckt sich eine ernste Frage bei „Hart aber fair“. Bergstürze drohen, Schnee bleibt aus, der Klimawandel nagt an den Bergen. Trotzdem rollen die Blechlawinen in die Alpen, Urlaubsflieger sind vollgepackt. Im ARD-Talk die Frage: „Kann das so weitergehen?“

Alpen-Diskussion bei „Hart aber fair“: Messner rechnet im ARD mit Massentourismus ab

Und Moderator Louis Klammroth hatte einen Gast, der sich in den Bergen bestens auskennt: Bergsteiger-Legende Reinhold Messner. Der Südtiroler tritt seit Jahren als Mahner auf, klagt über modernen Alpintourismus und warnt vor Gletscherschwund. Seine „Hart aber fair“-Abrechnung mit dem Alpen-Urlaub fiel bei „Hart aber fair“ trotzdem nicht kompromisslos aus.

Ja, die Alpen müssen geschützt werden, erklärt Messner. Der Permafrost, der wie ein gefrorener Mantel die Berge zusammenhält, verschwindet nach und nach. Der Boden gerät ins Rutschen, Brocken so groß wie Häuser können sich lösen. „Dafür ist die Erderwärmung verantwortlich“, stellt der Südtiroler fest. Und Beispiele gibt es genug: Felsstürze in den Alpen nehmen drastisch zu. Messner nennt das Problem beim Namen: Der menschengemachte Klimawandel.

Klimawandel wird Tourismus nicht beenden: Alpen-Einwohner auf Urlauber angewiesen

Aber, wendet er ein: „Klima ist Wandel und Veränderung, das muss man klarstellen.“ Der Tourismus werde nicht aus den Alpen verschwinden. Schließlich seien rund 16 Millionen Einwohner auf die Urlaubs-Branche angewiesen.

Was tun? Das Stichwort zur Lösung könnte „sanfter Tourismus“ sein. Schluss mit Besucherscharen und Skifahrer-Horden, fordert Messner, auch zum Wohle der Urlauber: „Wir müssen endlich verstehen, was die Leute suchen, wenn sie ins Gebirge kommen: Die Stille, die Erhabenheit, die Ruhe. Und das finden sie nicht mehr.“

„Klima-Shakira“ zu Gast bei „Hart aber fair“: „Letzte Generation“ hütet sich vor Verbots-Forderungen

Da dürfte Anja Windl die Ohren gespitzt haben. Die Aktivistin der „Letzten Generation Österreich“, die auch als „Klima-Shakira“ bekannt ist, war ebenfalls zu Gast im ARD-Talk. Und überraschend nah dran an der Meinung von Messner. Mit Schneekanonen werde die Illusion einer „heilen Welt“ in den Alpen geschaffen, die vom tatsächlichen Problem ablenke: Die Klimakrise.

Sie beschreibt sich selbst als zerrissen, traurig darüber, dass Skitourismus ohne technische Nachhilfe nicht mehr möglich ist. Und „wahnsinnig grantig“ auf diejenigen, die dafür verantwortlich sind.

Vor Verbotsforderungen hütet sich die Klimaaktivistin trotzdem. Bürgerinnen und Bürger – oder die Politik – müssten entscheiden, ob Schneekanonen noch vertretbar sind.

Messner geht Klima-Kleber an – und stimmt dem großen Wunsch der „Letzten Generation“ doch zu

Und da schaltet sich Messner ein, der offenbar widersprechen will, der Aktivistin im Kern aber doch zustimmt. „Natürlich können wir mit gutem Beispiel vorangehen. Wir können verzichten lernen. Wenn wir alle auf das verzichten, was wir nicht brauchen, brauchen wir uns nicht auf der Straße ankleben“, poltert er. Und erntet Applaus.

Kleben tue die „Letzte Generation“ sowieso nicht mehr, wendet Klammroth ein – in Österreich macht die Gruppe das allerdings schon noch. Vernünftig, damit aufzuhören, stichelt Messner: „Sie haben die Leute gegen sich aufgebracht. Das war absolut kontraproduktiv.“

Streit über Protestmethoden hin oder her: Messner und Windl wollen eigentlich dasselbe. Gesunde Alpen für alle. Tourismus, der die Bergwelt noch lange erhält. Dazu mahnt die Bergsport-Ikone im TV und die „Letzte Generation“ auf der Straße. Dass es ihnen am liebsten wäre, wenn der Protest nicht nötig sei, betonen Aktivisten zur Genüge. (moe)

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