Russen-Beamte packen aus: Wirtschaft schlittert in die Pleite, Putin im Dilemma
Wer hat die besseren Karten in der Hand – US-Präsident Donald Trump oder sein russischer Amtskollege Wladimir Putin?
Diese zentrale Frage stellen sich vor dem Ukraine-Gipfel der beiden Staatschefs viele Experten. Zwar kann Putin seinen Gesprächspartner völlig auflaufen lassen. Doch Trump hat ein großes Ass im Ärmel: Er kann auf den katastrophalen Zustand der russischen Wirtschaft verweisen.
Bereits in den vergangenen Tagen machte der US-Präsident immer wieder darauf aufmerksam. Der russischen Wirtschaft gehe es "derzeit nicht gut", sagt er beispielsweise. In der vergangenen Woche erklärte er, Putin werde aufhören, Menschen zu töten, wenn der Preis für russisches Öl weiter sinke. "Er wird keine andere Wahl haben, weil seine Wirtschaft am Boden liegt."
Russland kämpft mit katastrophalen Wirtschaftsdaten
Wie schlimm es um die russische Wirtschaft wirklich bestellt ist, zeigt ein großer Report von "Bloomberg". Dafür hat das Medium Beamte befragt und interne Dokumente ausgewertet. Daraus ergibt sich das Bild einer großen Krise:
- Die Schulden russischer Unternehmen sind von Juli 2022 bis November 2024 um 71 Prozent gestiegen.
- Die Inflationsrate stieg bis Mitte 2025 auf mehr als zehn Prozent.
- Die Zentralbank hat den Leitzins auf 21 Prozent angehoben, das ist der höchste Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten.
- Das Wirtschaftswachstum fiel im zweiten Quartal 2025 auf 1,1 Prozent. Im ersten Quartal lag es noch bei 1,4 Prozent, im vergangenen Jahr bei über 4 Prozent.
- Das monatliche Haushaltsdefizit lag im Juni bei 4,9 Billionen Rubel.
- Die Öleinnahmen sind eingebrochen, der Preis pro Barrel fiel zuletzt auf 55 Dollar im Vergleich zu 100 Dollar zu Beginn des Krieges.
Sanktionen gegen Russland könnten den Bankensektor kippen lassen
Angesichts der schwierigen Lage eröffnet sich für Putin vor dem Alaska-Gipfel ein Dilemma. Denn sowohl das Ende des Krieges als auch dessen Fortführung könnten die Wirtschaft weiter in die Krise stürzen, analysiert "Bloomberg".
Wenn der russische Präsident nicht auf einen Deal mit Trump eingeht und weiterkämpft, könnten seinem Land schmerzhafte Sanktionen drohen. Schon in der Vergangenheit hat Trump erwogen, sogenannte Sekundärsanktionen im großen Stil zu verhängen. Dann würde nicht nur Russland, sondern auch seine Handelspartner bestraft werden.
Schon die bloße Erwägung hat einige große russische Banken unter Druck geraten lassen. Ihr Kerngeschäft mit Krediten brach völlig zusammen, die Zinseinnahmen sanken im Vergleich zum Vorjahr fast um die Hälfte. Laut "Bloomberg" schätzt ein Thinktank, der eigentlich dem Kreml wohlgesonnen ist, die Wahrscheinlichkeit einer systemischen Bankenkrise bis April 2026 als "moderat, aber steigend" ein. Kippt der Bankensektor, würde auch der Staatshaushalt gefährdet werden.
Mit Kriegsende könnte Putin Unternehmen in die Pleite treiben
Auf der anderen Seite bringt aber auch ein Kriegsende Risiken mit sich, analysiert "Bloomberg". Demnach befürchten einige russische Bankbeamte, dass ein Friedensabkommen zu einem Rückgang der Militärausgaben führen könnte.
Schätzungen zufolge betragen die Rüstungsinvestitionen in diesem Jahr umgerechnet knapp 150 Milliarden Euro. Das entspräche rund acht Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Würde Russland seine Wirtschaft künftig weniger auf den Rüstungssektor ausrichten, könnte das bei wichtigen Unternehmen der Branche zu Zahlungsausfällen führen. Das wiederum würde sich auf die gesamte Wirtschaft auswirken, schreibt "Bloomberg".
Trump ist gewillt, Putin finanziell entgegenzukommen
Wenn Putin auf Trump trifft, wird deshalb wahrscheinlich eine seiner Prioritäten sein, verschärfte Sanktionen zu verhindern und möglicherweise sogar eine Lockerung zu erreichen. Der US-Präsident, der sich der Notlage Russlands offenbar bewusst ist, könnte seinem Gegenüber tatsächlich finanziell entgegenkommen, um Frieden in der Ukraine zu erreichen. Trump erwägt nämlich offenbar, Russland Zugang zu wichtigen Rohstoffen in Alaska und der Ukraine zu verschaffen.