Marschflugkörper Tomahawk: Was die US-Waffe kann, die bald in Deutschland stationiert wird
Die USA verlegen bald Langstrecken-Waffen nach Deutschland, die bis nach Russland reichen. Was der Marschflugkörper zur Abschreckung Wladimir Putins kann.
Washington, D.C. – Wer wissen will, was ein Marschflugkörper vom Typ „Tomahawk“ aus den USA anrichtet, kann das bis heute im serbischen Belgrad begutachten.
Zur Abschreckung von Putin und Russland: USA werden Waffen in Deutschland stationieren
Dort schlugen am 29. und 30. April 1999 mehrere Tomahawk BGM-109 im Hauptquartier des Generalstabs der damaligen jugoslawischen Armee ein. Serbien verzichtete später darauf, das Gebäude abzureißen und wieder zu errichten. Stattdessen steht die Ruine wie ein Mahnmal mitten in der serbischen Hauptstadt.
Eben jene weitreichende Waffe wollen die Amerikaner nun in größerem Umfang bis 2026 in Deutschland stationieren. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg. Und zur Abschreckung Russlands und vor allem von deren Machthaber Wladimir Putin. Das gaben die US-Regierung und die deutsche Bundesregierung auf dem Nato-Gipfel in Washington bekannt.

US-Tomahawks in Deutschland: Reichweite bis Kaliningrad und Russland
Die Tomahawks sollen dann eine Reichweite von mehr als 2000 Kilometern haben. Bemerkenswert: Die Marschflugkörper werden in der Regel von Kriegsschiffen aus abgefeuert. Heißt: Die Amerikaner könnten als Nato-Bündnispartner eventuell ebensolche Kriegsschiffe dauerhaft in deutschen Häfen stationieren. Im Sommer 2011 ankerte zum Beispiel bereits die USS Philippine Sea, die auf den Abschuss von Tomahawks spezialisiert ist, am Bundeswehr-Standort in Kiel. Auch der Stützpunkt Wilhelmshaven der Deutschen Marine wäre für dieses Szenario theoretisch denkbar.
Möglich wäre aber auch der Marinestützpunkt Warnemünde bei Rostock. Denn dieser liegt am nächsten zur russischen Exklave Kaliningrad in der Ostsee, wo zwischen Litauen und Polen Putins Baltische Flotte stationiert ist, die von Polen sowie Balten gleichermaßen als Bedrohung empfunden wird. Von Rostock aus sind es nach Kaliningrad knapp 535 Kilometer Luftlinie, und nach St. Petersburg einmal diagonal über die Ostsee hinweg rund 1220 Kilometer. Die zweitgrößte russische Stadt (etwa fünf Millionen Einwohnerinnen und Einwohner), beziehungsweise die militärische Infrastruktur im von sogenannten Militärbezirk Leningrad, wäre somit theoretisch mit den Tomahawks von Norddeutschland aus erreichbar.
BGM-109 Tomahawk | |
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Waffentyp | Marschflugkörper |
Indienststellung | 1983 |
Waffenplattformen | Kriegsschiffe der US Navy und der Royal Navy (Großbritannien) |
Geschwindigkeit | 878 km/h |
Gefechtsgewicht | 1425 kg |
Länge / Durchmesser | 5,56 m / 51,8 cm |
Zielortung | 3-D-Messsystem INS, GPS |
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Tomahawk-Marschflugkörper aus den USA: Im Golfkrieg und Kosovokrieg im Einsatz
Die Ankündigung aus Washington und Berlin fällt in die Tage, als ein heimtückischer russischer Luftangriff auf ein Kinderkrankenhaus in Kiew für einen internationalen Aufschrei gesorgt hatte. Ein derartiges Bombardement auf Kinder, mutmaßlich abgesegnet durch Moskau, ist selbst im blutigen Krieg in der Ukraine eine neue Dimension der Brutalität. Die Tomahawks als Abschreckungswaffe gelten auf US-Seite indes als bewährt. So kamen die Marschflugkörper bereits im Zweiten Golfkrieg 1990 (gegen den Irak unter Saddam Hussein), im Kosovokrieg 1999 (gegen Serbien) und im Afghanistankrieg 2001 (gegen die Taliban) zum Einsatz.
Einzig die Bezeichnung ist schon martialisch: Der Tomahawk war eigentlich eine scharf geschliffene Streitaxt verschiedener indianischer Stämme in Nordamerika. Zur Technik: Der Tomahawk kann mit einem Vertical Launching System (VLS) von Kriegsschiffen aus gestartet werden, also von Senkrechtstartanlagen für Flugkörper. Wie das „heute journal“ des ZDF am Donnerstag (11. Juli) berichtete, sollen die neuen Modelle des Tomahawk auch von Land aus gestartet werden können. Von welcher Waffen-Plattform genau, das ist bisher nicht bekannt.

US-Langstrecken-Waffen in Deutschland: Russlands Regime reagiert nervös
Die modifizierten Marschflugkörper sollen wie die deutschen Taurus auch tieffliegen können – angeblich bei bis zu 900 km/h. Entsprechend schwierig sind sie für gegnerische Radarsysteme zu erkennen, weil sie mit der Oberfläche der jeweiligen Landschaft verschmelzen können – zum Beispiel mit den Wellen der Ostsee oder mit Wäldern und Hügeln. Die wuchtigen und 5,56 Meter langen Lenkwaffen mit ihren Splittergefechtsköpfen von geschätzt 450 Kilogramm sind (sehr wahrscheinlich) nur schwierig auszuschalten.
Wie die russischen Luftabwehrsysteme wie die S-350 Witjas gegen die Tomahawk gewappnet wären, ist nicht bekannt, weil es keine Erfahrungswerte dazu gibt. Das russische Regime reagierte zumindest nervös auf die Tomahawk-Ankündigung. Vizeaußenminister Sergej Rjabkow sprach der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge von einem „Kettenglied im Eskalationskurs“. (pm)