Panama-Kanal: Dänische Reederei düpiert Trump mit Übernahme-Coup

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Donald Trump will mit aller Macht die Kontrolle über den Panama-Kanal. Doch ausgerechnet eine dänische Reederei hat vor Ort nun eine brisante Übernahme gelandet – von zwei US-Unternehmen.

Kopenhagen/Washington – Ob diese Wendung im Disput um den Panama-Kanal US-Präsident Donald Trump gefallen wird? Die dänische Großreederei A.P. Møller-Mærsk (Maersk) hat die strategisch wichtige Eisenbahnlinie entlang des Kanals übernommen – ausgerechnet von einem amerikanischen Eigentümerkonsortium: Die 76 Kilometer lange Strecke der Panama Canal Railway verbindet die Häfen von Balboa am Pazifik und Colón an der Karibikküste – und zählt zu den wichtigsten Handelsrouten für den globalen Containerverkehr.

Panama-Kanal: Dänische Großreederei Maersk kauft wichtige Eisenbahnlinie – und düpieren Donald Trump

Brisant ist die Übernahme gleich aus mehreren Gründen: Seit seinem Amtsantritt forciert Trump, dass die USA die Kontrolle über die strategisch wichtige Containerroute erlangen. Auf Druck der US-Regierung soll das chinesische Unternehmen CK Hutchison seine Anteile an beiden Häfen an den US-Vermögensverwalter BlackRock verkaufen. Erst kürzlich hatte der Konzern aus Hongkong den Verkauf jedoch verschoben – offenbar auf Druck der chinesischen Regierung, die den Deal ihrerseits verhindern möchte.

Die Eisenbahnstrecke zwischen Balboa und Colón verläuft parallel zum Panamakanal und gilt inzwischen als unverzichtbare Ergänzung zum Schiffsverkehr: Wegen der anhaltenden Dürre ist der Wasserstand des Kanals so niedrig, dass viele Schiffe vor der Durchfahrt ihr Ladevolumen reduzieren müssen. Die überschüssigen Container werden per Zug zum Zielhafen transportiert. Anders als der Kanalbetrieb, der dem Staat Panama gehört und dem Neutralitätsgebot der Kanalbehörde unterliegt, unterstehen Häfen und Eisenbahn privaten Eigentümern – und damit deren Regeln.

Im aktuellen Szenario könnten sowohl die chinesischen Eigentümer der Häfen als auch Maersk als Eisenbahnbetreiber bestimmte Güter priorisieren. Die USA hätten im aktuellen Kräfteverhältnis – anders als von Trump gewünscht – keine Einflussmöglichkeiten.

Trumps Drohung gegen Grönland und Dänemark: Wortspiele zwischen Annexion und Aufkauf

Hinzu kommt, dass Trump am Dienstag (1. April) Einfuhren aus China mit Strafzöllen in Höhe von 34 Prozent belegt hat – ein Schritt, der die ohnehin angespannte Beziehung zwischen den beiden Großmächten weiter belastet. Auch im Verhältnis zu Dänemark zeigt sich die Spannung: Trump droht seit einigen Wochen mit einer Übernahme Grönlands. Dabei spielt der US-Präsident bewusst mit Worten, die zwischen militärischer Annexion und vermeintlich friedlichem Kauf schwanken – und reichlich Interpretationsspielraum lassen. Sowohl die grönländische als auch die dänische Regierung reagierten zuletzt mit deutlicher Ablehnung auf Trumps Pläne.

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Container-Schiff im Wartestand: Der Einfluss der USA am Panama-Kanal droht zu sinken. ©  IMAGO / Pond5 Images

Das Problem des Niedrigwassers im Panama-Kanal dürfte zudem vorerst bleiben. Der Wasserstand wird durch den angrenzenden Alajuela-Stausee reguliert. Dieser gleicht das beim Schleusenbetrieb abfließende Wasser aus – stößt jedoch zunehmend an Kapazitätsgrenzen, da Regenfälle ausbleiben. Der Wassermangel reichte zuletzt so weit, dass die Kanalbehörde die tägliche Durchfahrt der Schiffe einschränkte. Perspektivisch plant Panamas Regierung zwar einen weiteren Stausee, doch die Fertigstellung dürfte sich über Jahre hinziehen. Umso bedeutsamer ist der Übernahme-Coup von Maersk, das die Betreiberfirma der Eisenbahnlinie vom US-amerikanisch-kanadischen Eisenbahngesellschaft Canadian Pacific Kansas City Limited (CPKC) und dem US-Unternehmen Lanco Group/Mi-Jack aufgekauft hat: „Die Eisenbahn stellt ein attraktives Infrastruktur-Asset dar, das auf unsere Kerndienstleistungen im intermodalen Containerverkehr abgestimmt ist“, erklärte Keith Svendsen, CEO von Maersk-Hafensparte APM Terminals.

Vorteil gegenüber Schiffsverkehr: Eisenbahn bei niedrigem Wasserstand planbarer, günstiger und schneller

Pro Jahr durchqueren etwa 13.000 Schiffe den Panama-Kanal, was 2022 etwa 13 Millionen transportierten Containern entsprach. Zum Vergleich: Die Panama-Eisenbahn verfügt über eine Transportkapazität von 800.000 Container pro Jahr. Maersk könnte die Kapazität sogar auf bis zu zwei Millionen Container jährlich ausbauen – ein Zuwachs von rund 150 Prozent im Vergleich zur aktuellen Auslastung. Erste Testversuche hatte das Unternehmen in den vergangenen Monaten bereits selbst orchestriert: Statt seine Schiffe durch den Kanal fahren zu lassen, hat die Reederei ihre Container vollständig auf den Zug umgeladen, um sie am Zielhafen in Colón auf ein neues Schiff zu verladen.

Diese Taktik ist nicht nur besser planbar und kostengünstiger – sondern derzeit auch die schnellere Transportvariante: Die Eisenbahn benötigt für die 76 Kilometer lange Strecke rund zwei Stunden, muss allerdings häufig ein bis zwei Tage für Be- und Entladen an den jeweiligen Häfen einplanen. Die Schiffe brauchen circa acht bis zehn Stunden für eine Durchquerung, doch müssen gerade bei niedrigem Wasserstand oftmals mehrere Tage auf die Genehmigung warten.

US-Unternehmen wissen um Bedeutung von Panama-Kanal für Trump – und verkaufen ihn dennoch

Diese Abläufe verschaffen der dänischen Großreederei zumindest für die kommenden Jahre eine erhebliche Marktmacht im internationalen Schiffsverkehr. In diesem Kontext lässt die Aussage des Chefs der Canadian Pacific Kansas City (CPKC), Keith Creel, aufhorchen: „Der Verkauf dieses nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerts schafft Wert für unsere Aktionäre und spiegelt unsere Verpflichtung wider, unsere Vermögenswerte zu optimieren.“ Vielmehr wolle der Konzern sich auf das „nordamerikanische Kerngeschäft im Schienenverkehr“ konzentrieren. Mike Lanigan, CEO des CPKC-Partners Lanco Group/Mi-Jack, ergänzte sogar noch, dass Panama ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt darstelle.

Offen bleibt, inwieweit die Trump-Administration diesen Deal abgesegnet hat – oder ob etwaige Absprache mit Maersk in Bezug auf die Transport-Organisation getroffen wurden. Dennoch befinden sich China und Dänemark nun in einer guten Verhandlungsposition. Während US-Präsident Trump angesichts seiner Machtansprüche auf den Panama-Kanal derzeit vorerst düpiert dasteht.

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