„Das Beste aus beiden Welten“: So kam Anri Groenewald (46) aus Südafrika nach Geretsried

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Fühlt sich auch in Geretsried wohl: Südafrikanerin Anri Groenewald hat sich gemeinsam mit ihrem Mann und den zwei Kindern ein neues Leben in Deutschland aufgebaut. © Sabine Hermsdorf-hiss

Anri Groenewald (46) lebte einst mit ihrem Mann in Südafrika und hat in Geretsried ihre zweite Heimat gefunden.

Geretsried – Es war die Möglichkeit auf ein großes Abenteuer, die Anri Groenewald und ihren Mann im Jahr 2003 nach Deutschland brachte. Ihr Ehemann erhielt von BMW ein Stellenangebot in München. Das frisch verheiratete Ehepaar aus Südafrika fackelte nicht lange. Zusammen starteten die beiden ein neues Kapitel ihres Lebens. „Für uns war das sehr abenteuerlich“, sagt die heute 46-Jährige. „Unbedingt wollten wir diese Chance nutzen.“

Die folgenden 2,5 Jahre lebten die Groenewalds in Unterschleißheim, anschließend kehrten sie nach Südafrika, in die Stadt Pretoria, zurück. Dort vergrößerte sich ihre Familie: Groenewald brachte zwei Buben zur Welt. 2015 zog es die Südafrikaner erneut nach Oberbayern. Der Auslöser: wieder ein Stellenangebot an ihren Mann. „Dieses Mal suchten wir uns bewusst den Süden von München aus. Die Nähe zu den Bergen und Seen ist einfach herrlich“, schwärmt die Südafrikanerin. Zuerst lebten die Vier in Schäftlarn. Zum damaligen Zeitpunkt „hatten wir fest vor, irgendwann nach Pretoria zurückzukehren“. Doch dann kam alles anders.

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Der Neuanfang gestaltete sich zunächst schwierig. Schon während ihrer ersten Zeit in Bayern hatte Groenewald Deutsch gelernt. „Das lag aber knapp zehn Jahre zurück“, erzählt die Südafrikanerin. „Ich musste fast komplett von vorne anfangen.“ Viele Kleinigkeiten stellten sie vor Herausforderungen: etwa der Einkauf in der Apotheke oder der Besuch beim Kinderarzt. „Davor recherchierte ich jedes Mal im Internet, wie ich alles richtig sage. Das war echt anstrengend.“

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Am Ende des Tages dachte sich die zweifache Mutter nicht selten: „Was mache ich eigentlich hier?“ Nach und nach lebten sich die Groenewalds gut ein. „Hier ist die Sicherheitslage besser als in Südafrika, genauso wie die Zukunftsmöglichkeiten für unsere Kinder“, sagt die Auswanderin. Die beiden Buben wechselten von einer internationalen Schule auf die Mittelschule in Geretsried.

Als Kind wuchs Groenewald in Pretoria auf. „Überall konnte ich mit dem Fahrrad hinfahren. Damals war es dort sehr sicher“, blickt sie zurück. Ihre Vorfahren kamen einst als Missionare aus den Niederlanden nach Südafrika. Dort gibt es keine richtigen Jahreszeiten. „Entweder ist es warm oder weniger warm“, erzählt die 46-Jährige und lacht. Ihre Sommerferien im Dezember verbrachte sie stets mit ihren Eltern im Ferienhaus am Meer. „In Südafrika ist der Himmel immer strahlend blau. Das vermisse ich manchmal in Deutschland.“

Kleinigkeiten im Alltag werden zur Herausforderung

Zuhause bei ihrer Familie wurde stets Afrikaans gesprochen. Diese Tradition setzt Groenewald auch in Oberbayern fort. Kulinarisch lässt sie ihre Heimat ebenfalls aufleben: zum Beispiel mit Biskuit, speziellen Kaffeekeksen. Bei einem Metzger in der Gegend, der aus Südafrika stammt, „bestelle ich Trockenfleisch und südafrikanische Wurst“. Regelmäßig zieht es sie nach wie vor in ihre Heimat: Dann klappert sie vier Wochen lang ihre in Südafrika verteilt lebende Verwandtschaft ab.

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Das Essen, die Landschaft und die Offenheit der Leute genießt sie dabei besonders. „Allein das Obst und Gemüse ist dort so frisch, süß und saftig“, schwärmt sie. Südafrika wird für immer einen besonderen Platz in ihrem Herzen einnehmen. „Gleichzeitig hätte ich nie gedacht, dass ich mich einmal in Bayern so wohl fühle“, gesteht sie.

Stolz verrät Groenewald, dass sie zusammen mit ihrem Mann die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt hat. „Wir sehen uns als Südafrikaner, aber gleichzeitig auch als Deutsche.“ Heute weiß die zweifache Mutter: Wären sie beim ersten Mal in Deutschland geblieben, wäre es für sie als Familie einfacher gewesen. Doch gleich danach fügt sie hinzu: „Aber jetzt haben wir das Beste aus beiden Welten.“

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Über diese Serie: 195 Länder zählt die UNO auf der Welt. In Geretsried sind 106 Nationalitäten registriert (Stand 8. Juni 2022). Unsere Zeitung stellt Menschen aus allen Teilen der Welt vor.

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