Europawahl-Novum für Deutschland – nur vier andere EU-Länder machen es auch so
Bei der Europawahl am 9. Juni dürfen in Deutschland zum ersten Mal Jugendliche ab 16 Jahren ihre Stimme abgeben. Was ist zu erwarten?
Berlin – Die Neuregelung ist in Meilenstein: Da das Wahlalter von 18 auf 16 Jahre herabgesetzt wurde, sind dieses Mal fast 65 Millionen aus Deutschland bei der Europawahl wahlberechtigt – knapp 3,5 Millionen mehr als noch vor fünf Jahren. Der Anteil der 16- und 17-Jährigen an den Wahlberechtigten beträgt damit rund zwei Prozent.
Deutschland ist eines der wenigen Länder, in dem sich Minderjährige an der Wahl beteiligen dürfen. Nach Angaben des EU-Parlaments von August 2023 ist dies sonst nur in Österreich, Belgien, Malta und Griechenland möglich. Das Wahlalter in Griechenland liegt bei 17 Jahren. Insgesamt leben in der EU knapp 360 Millionen Wahlberechtigte.
Möglichst früh die Möglichkeit zu haben, sich an der Demokratie zu beteiligen, werde im „Endeffekt auch die Politikverdrossenheit verringern“, sagte der Vorsitzende des Länderschülerbeirats Baden-Württemberg, Joshua Meisel (19), der Nachrichtenagentur dpa.

Umfrage zur Europawahl: Das sagen Jugendliche zum Wählen ab 16
Nach Angaben des Jugendforschers Klaus Hurrelmann von der Berliner Hertie School zeigen Studien, dass junge Leute sehr europafreundlich sind. In der Eurobarometer-Umfrage des Europäischen Parlaments gaben 91 Prozent der 15- bis 24-Jährigen an, dass die Teilnahme an der Europawahl für sie wichtig sei.
Hurrelmann ist überzeugt: Bereits im 14. Lebensjahr seien junge Menschen in der Lage einzuschätzen, was bei einer Wahl passiert. Mit 16 Jahren könne man also eine Wahlpräferenz äußern.
Europawahl auf TikTok und Co. – AfD besonders aktiv
Wie sind die Zahlen konkret für Bayern? Unter den rund hiesigen 818.000 Erstwählern werden den Angaben zufolge rund 22.000 16- und 17-Jährige sein. Zur Europawahl sind alle Menschen mit einer EU-Staatsangehörigkeit wahlberechtigt, die bis zum Wahltag 16 Jahre alt sind und seit mindestens drei Monaten in einem Mitgliedsstaat der Europäischen Union wohnen.
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Eine wichtige Rolle spielen dabei die sozialen Medien. Das müssten die Parteien vor der Europawahl auch bedienen. Die AfD nutzt die sozialen Medien besonders stark, um Jugendliche mit ihren Botschaften zu erreichen. Aktuelle Umfragen zur Europawahl sehen die Union allerdings als stärkste Kraft.
Vor Europawahl: Wahlsimulation für Jugendliche
Parallel zur Europawahl wird am 9. Juni auch die Juniorwahl 2024 stattfinden. Dabei simulieren Schüler und Schülerinnen der Jahrgangsstufen 7 bis 13 die Wahl. Jede dritte Schule wird den Angaben zufolge bei der Wahlsimulation mitmachen. Das Projekt bietet seit über 20 Jahren ein Angebot zur politischen Bildung und wird vom Bundesfamilienministerium und der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert. (frs mit dpa und AFP)