Ende vom Ukraine-Krieg: Plötzlich bringt Vance Gebietsaustausch ins Spiel
Während Vance territoriale Austauschgeschäfte anregt, schürt dies Ängste um die ukrainische Souveränität. Selenskyj besteht auf der Rückgabe der Krim.
Washington, D.C. – US-Vizepräsident JD Vance hat in einer überraschenden Wendung der diplomatischen Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs die Idee von territorialen Gebietsaustauschen zwischen Russland und der Ukraine ins Spiel gebracht. Gleichzeitig drohte er damit, dass die USA sich aus den Gesprächen zurückziehen könnten, sollte keine Einigung erzielt werden.
„Sehr expliziter Vorschlag“ im Ukraine-Krieg: Vance spricht von „Gebietsaustausch“
Die Äußerungen, die während seiner Indien-Reise am Mittwoch fielen, lösten international kontroverse Reaktionen aus – insbesondere vor dem Hintergrund eines Berichts der Financial Times (FT), wonach Russlands Präsident Wladimir Putin einen Frontlinien-Frieden im Austausch gegen die US-Anerkennung der Annexion der Krim angeboten haben soll.
Wie unter anderem die Kyiv Post und Bloomberg berichten, erklärte Vance gegenüber Journalisten, die USA hätten einen „sehr expliziten Vorschlag“ an beide Kriegsparteien übermittelt. „Die aktuellen Frontlinien oder etwas in ihrer Nähe werden letztendlich die neuen Grenzen des Konflikts ziehen“, sagte er und fügte hinzu: „Das bedeutet, dass sowohl die Ukrainer als auch die Russen auf einige der Gebiete verzichten müssen, die sie derzeit kontrollieren. Es wird Gebietsaustausche geben müssen.“ Sollte keine Einigung folgen, würden die USA „sich aus diesem Prozess zurückziehen“.
Krim an Russland? Kreml dementiert Berichte
Vance‘ Aussagen spiegeln laut Financial Times angeblich geheime Gespräche wider, die Putins Sonderbeauftragter Steve Witkoff bereits am 11. April in St. Petersburg führte. Demnach soll Putin signalisiert haben, Russland könne auf die vollständige Eroberung der vier teilbesetzten Regionen Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja verzichten, wenn die USA die 2014 annektierte Krim offiziell als russisch anerkennen und eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine blockieren.
Der Kreml dementierte den FT-Bericht jedoch als „Fake News“. Kremlsprecher Dmitri Peskow betonte, man solle sich „nur auf Primärquellen verlassen“.
Selenskyj: Keine Diskussion über die Krim
Die ukrainische Führung reagierte umgehend ablehnend. Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte in einer Stellungnahme gegenüber der Kyiv Post: „Die Ukraine erkennt die Besetzung der Krim nicht an. Es ist unser Territorium, das Territorium des ukrainischen Volkes – es gibt nichts zu diskutieren.“ Auch Vertreter der Krimtataren, einer indigenen Minderheit auf der Halbinsel, unterstrichen diese Haltung.
Die Spannungen verschärften sich weiter, als US-Außenminister Marco Rubio kurzfristig seine Teilnahme an einem hochrangigen Treffen in London absagte, wie CNN und NBC News berichteten. Die Gespräche, an denen auch europäische Verbündete teilnehmen sollten, wurden daraufhin auf technische Ebene heruntergestuft. Hintergrund sind AFP und New York Times zufolge unüberbrückbare Differenzen über territoriale Zugeständnisse. Ein ukrainischer Regierungsvertreter warnte gegenüber der FT, die US-Initiative könne eine „Falle“ sein, um Kiew unter Druck zu setzen.
Ukraine-Krieg: Eskalation trotz Friedensbemühungen
Während die Diplomatie stockt, geht der Krieg unvermindert weiter. Wie die Kyiv Post meldete, griff Russland am Mittwoch (23. April) unter anderem die Stadt Marhanez im Gebiet Dnipropetrowsk mit Drohnen an, wobei mindestens neun Zivilpersonen starben. Moskau rechtfertigte die Angriffe als Reaktion auf ukrainische Provokationen nach einem kurzlebigen Oster-Waffenstillstand.
Die europäischen Verbündeten, darunter Frankreich und Großbritannien, betonen weiterhin die Notwendigkeit, die territoriale Integrität der Ukraine zu wahren. „Die europäischen Aspirationen der Ukraine sind nicht verhandelbar“, hieß es aus dem Elysee-Palast. Dennoch mehren sich Hinweise, dass die USA bereit sein könnten, die Krim-Annexion anzuerkennen und Sanktionen gegen Russland zu lockern – ein Schritt, der laut Bloomberg bereits in den US-Vorschlägen enthalten sein soll.
Vizepräsident Vance zeigte sich dennoch optimistisch: „Alle Seiten haben bisher in gutem Glauben verhandelt.“ Doch mit der Ultimatum-Rhetorik Washingtons wächst die Sorge, dass der Druck auf Kiew zunehmen könnte, Putins Bedingungen zu akzeptieren. Wie die New York Times berichtet, will Selenskyj nun am Samstag im Vatikan mit Donald Trump zusammentreffen – ein Treffen, das über das Schicksal des Friedensprozesses entscheiden könnte.