ATACMS-Angriffe auf Russlands Stützpunkte: Ukraine könnte Putin gehörig unter Druck setzen

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Neue ATACMS-Angriffe auf Russlands Stützpunkte? Ukraine setzt Putin gehörig unter Druck

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Würde die Ukraine gerne gegen Ziele in Russland einsetzen: ATACMS-Raketen aus den USA. (Archivbild) © -/yonhap/dpa

Das Institute for the Stydy of War hat Satellitenbilder veröffentlicht. Die zeigen: 250 militärische Ziele liegen in Reichweite der ATACMS-Raketen.

Kiew – Die USA haben der Ukraine Anfang des Jahres mehrere Lieferungen von Langstreckenraketen geschickt. Allerdings darf die Ukraine diese Raketen nur auf ihrem eigenen Festland und auf der annektierten Krim einsetzen, nicht jedoch auf russischem Boden. Ein hochrangiger Sicherheitsbeamter aus der Biden-Regierung sagte gegenüber Politico, dass Angriffe mit ATACMS-Raketen auf russische Ziele ohnehin nicht so effektiv wären.

250 russische Militärziele weiterhin in Reichweite ukrainischer ATACMS

Der US-Sicherheitsbeamte erklärte dies mit dem Abzug russischer Militärflugzeuge von Stützpunkten nahe der Ukraine. Forscher des Instituts für Kriegsforschung (ISW) widersprechen dieser Einschätzung. Sie veröffentlichten Satellitenbilder und Karten, die zeigen, dass weiterhin 250 wichtige militärische Ziele, darunter große Stützpunkte, Kommunikationsstationen, Logistikzentren, Treibstoff- und Munitionslager, in Reichweite der ukrainischen ATACMS-Raketen liegen.

Das ISW betonte, dass es Russland „äußerst schwierig oder unmöglich“ sei, diese Vermögenswerte schnell abzuziehen. Die Experten des ISW argumentieren weiter, dass die ukrainischen Streitkräfte nicht jedes einzelne militärische oder paramilitärische Ziel angreifen müssten, um erheblichen operativen Druck auf das russische Militär auszuüben.

Ukraine-Krieg: Russische Spezialisten erlangen Kontrolle über ATACMS-Raketenleitsystem

Die russische Online-Zeitung Gazeta berichtete, dass russische Spezialisten nach eigenen Angaben bereits die Kontrolle über das Leitsystem und die Flugkorrekturtechnik einer amerikanischen ATACMS-Rakete erlangt haben. Erstmals wurde ein Foto des inneren Aufbaus dieser Rakete veröffentlicht.

Die ATACMS-Raketen werden von den ukrainischen Streitkräften intensiv eingesetzt, insbesondere bei Angriffen auf strategisch wichtige Ziele. Zuletzt wurden sie auch bei einem Angriff auf Sewastopol abgeschossen, bei dem mehr als 150 Menschen verletzt wurden. Die erste Lieferung dieser Langstreckenraketen an die Ukraine erfolgte im Oktober 2023. Wie The Wall Street Journal berichtete, wurde diese Lieferung aus Sicherheitsbedenken gegenüber möglichen russischen Gegenangriffen geheim gehalten.

Verluste im Ukraine-Krieg: Freigabe westlicher Waffen für Angriffe auf russisches Gebiet gefordert

Angesichts der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk hat sich der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell dafür ausgesprochen, Kiew den Einsatz westlicher Waffen auf russischem Boden zu erlauben. Eine solche Entscheidung werde die „Selbstverteidigung der Ukraine stärken“ und dadurch „Leben retten und die Zerstörung in der Ukraine verringern“, schrieb Borrell im Onlinedienst X.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte erneut von seinen westlichen Verbündeten gefordert, die Einschränkungen für den Einsatz der gelieferten Waffen aufzuheben. „Die Ukraine kann den Vormarsch der russischen Armee an der Front nur durch eine einzige Entscheidung stoppen, die wir von unseren Partnern erwarten: die Entscheidung über die Langstrecken-Fähigkeiten“, erklärte Selenskyj.

Bei ihrem Vormarsch in der russischen Grenzregion Kursk setzt die ukrainische Armee Medienberichten zufolge bereits von Großbritannien gelieferte Panzer ein. Das britische Verteidigungsministerium erklärte, dies stehe im Einklang mit internationalem Recht. Auch die USA und die deutsche Bundesregierung erlauben Kiew bereits, ihre Waffen auf russischem Boden einzusetzen, allerdings nur gegen Ziele im russischen Grenzgebiet zur Region Charkiw.

Ukraine-Krieg: Selenskyj stellt neue Drohnenrakete „Paljanyizja“ vor

Da die Ukraine bisher keine vom Westen gelieferten schweren Waffen gegen Ziele in Russland einsetzen darf, entwickelt Kiew eigene Waffen. Selenskyj hat eine neu entwickelte Waffe seiner Streitkräfte vorgestellt. „Der Cluster „Paljanyizja“ wird in das Raketenprogramm der Ukraine aufgenommen“, sagte er. „Diese Drohnenrakete ist viel schneller als unsere Langstreckendrohnen – und leistungsfähiger.“ Weitere Details konnte und wollte Selenskyj aus Sicherheitsgründen nicht nennen.

Die Ukraine ist in den vergangenen Monaten verstärkt zum Bau von Drohnen aller Art übergegangen. Die ukrainischen Streitkräfte setzen vor allem Langstreckendrohnen gegen Ziele auf russischem Staatsgebiet ein, da ihnen die westlichen Partner bisher nicht den Einsatz schwerer Waffen – Raketen oder Marschflugkörper – für diese Angriffe erlauben. (jal mit dpa)

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