„Klappe zu, Film ab“: Immer öfter ist dieser Satz in Fischbachau zu hören. Nun hat sich sogar eine internationale Kinoproduktion angekündigt – mit Weltstars in den Hauptrollen.
Fischbachau – Dass es hinter der Wolfseehalle ab und zu mal knallt, sind die Fischbachauer gewöhnt. Klar, sind im benachbarten Hartstein- und Schotterwerk doch in regelmäßigen Abständen Sprengungen nötig, um den Abbau voranzutreiben. Ein Knaller im übertragenen Sinne ist derweil eine Nachricht, die anfangs nur in Form von Gerüchten unter Filminteressierten im Ort kursierte: In Fischbachau soll eine Hollywood-Produktion gedreht werden.
Ausgerechnet eine Komparsenagentur hat mit einem Instagram-Beitrag kürzlich das Geheimnis gelüftet: Am 8. und 9. Juli werden in Fischbachau mehrere Szenen für „The Weight“ aufgenommen: „Das packende Historiendrama kommt nach Bayern“, verkündet die Du bist Film GmbH in ihrem Aufruf zur Anwerbung von Laiendarstellern. In den Hauptrollen: Oscar-Preisträger Russell Crowe, Ethan Hawke und Julia Jones. Regie führt Padraic McKinley.
Geschichte spielt in Oregon im Jahr 1933
Die Geschichte spielt im Jahr 1933 im US-Bundesstaat Oregon: Samuel Murphy (Ethan Hawke) landet nach Tod seiner Frau in einem Arbeitslager, das von Aufseher Clancy (Russell Crowe) mit strenger Hand geleitet wird. Murphy will fliehen und sich das Sorgerecht für seine Tochter Penny zurückholen. Doch die Goldschmuggelschäfte des Aufsehers, die tückische Wildnis und ein drohender Verrat aus den eigenen Reihen machen ihm einen Strich durch die Rechnung.
Wie aber passt nun das Holler- und Kräutertal Fischbachau in diese raue Welt? Auch hier sorgt der Komparsen-Aufruf für Aufklärung: In Fischbachau sollen die Szenen im Straflager gedreht werden – und was könnte sich dabei besser als Kulisse eignen als das Schotterwerk?
Die Dreharbeiten offiziell bestätigen oder gar Nachfragen beantworten wollen gegenüber unserer Zeitung weder die genannte Agentur, noch die mit der Produktion beauftragte Bavaria Film GmbH aus München. Letztere verweist um die bei solch internationalen Projekten notwendige „Verschwiegenheit“, auf die sich auch die Betreiber des Schotterwerks berufen. Zumindest ein bisschen auskunftsfreudiger zeigt man sich im Fischbachauer Rathaus. Es sei richtig, dass die Produktionsfirma in Fischbachau angefragt habe und für die besagten Dreharbeiten an die Wolfseehalle komme, teilt Geschäfts- und Tourismus-Leiter Felix Stahl auf Anfrage mit.
Gut 100 Leute seien an den beiden Tagen vor Ort. Ob auch Russell Crowe oder Ethan Hawke im Steinbruch vor der Kamera stehen werden, dazu will aber auch Stahl nichts verraten. Potenziellen Zaungästen gibt er aber schon mal eine ernüchternde Botschaft mit auf den Weg: „Das Areal wird weiträumig abgesperrt.“ Auch ein Sicherheitsdienst sei vor Ort. Die Chancen, einen Blick auf einen der Filmstars zu erhaschen, dürfte als so aussichtsreich sein wie ein Fluchtversuch aus dem Straflager 1933.
Serien „Frühling“ und „Die Landarztpraxis“ fast schon Stammgast in Fischbachau
Deutlich entspannter ist die Lage bei den beiden Fernsehserien „Frühling“ und „Die Landarztpraxis“. Die bislang vorwiegend in Bayrischzell und Schliersee verorteten Produktionen drehen zunehmend auch in Fischbachau, berichtet Tourismus-Chef Stahl erfreut. Er räumt aber auch ein, dass dies nicht allen Bürgern immer und überall gefällt. Gerade Landwirte seien nicht immer begeistert, wenn mal wieder ein Kamerateam bei der Zufahrt auf ihre Wiesen im Weg stehe. Stahl dankt den Bauern deshalb explizit für ihre Rücksichtnahme – und erklärt, warum die Absperrungen bei Dreharbeiten oft so weiträumig seien: „Die Mikrofone sind sehr empfindlich.“ Und auch dem beliebten Vorurteil, die Teams würden es bei ihren Aufnahmen eher gemütlich angehen lassen, tritt der Geschäftsleiter entgegen: „Das läuft alles auf die Minute genau getaktet.“
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Damit die Gemeinde als Teil des Urlaubsdreiecks noch ein bisschen mehr von den Filmaufnahmen profitiert, denkt Stahl über eine verstärkte touristische Vermarktung in Fischbachau nach. Was bei „Frühling“ und „Die Landarztpraxis“ leichter funktionieren könnte, dürfte bei „The Weight“ deutlich schwieriger werden. Denn auf der Leinwand wird der Steinbruch am Wolfsee strikt in Oregon verortet. Und überhaupt ist eigentlich alles „top secret“ an diesem Projekt.