Ärger vor Europawahl: Le-Pen-Partei bricht mit AfD – offenbar wegen SS-Äußerungen von Krah

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Nach kontroversen Aussagen von EU-Spitzenkandidat Krah ziehen Frankreichs Rechtspopulisten die Reißleine. Damit verliert die AfD vor der Europawahl einen wichtigen Verbündeten.

Brüssel – Der nächste Ärger für die AfD: Frankreichs Rechtspopulisten kündigen die Zusammenarbeit mit der AfD im Europaparlament auf. Der Chef der Partei Rassemblement National (RN) und Spitzenkandidat für die Europawahl, Jordan Bardella, habe „die Entscheidung getroffen“, nicht mehr mit der AfD im Parlament „zu sitzen“, sagte Wahlkampfleiter Alexandre Loubet am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Damit bestätigte Loubet einen Bericht der französischen Zeitung Libération.

Partei von Le Pen kündigt Zusammenarbeit mit AfD: „Ziehen Konsequenzen“

Bisher gehören AfD wie Rassemblement National der Fraktion Identität und Demokratie (ID) im Europaparlament an. Zuletzt waren allerdings Brüche deutlich geworden: Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen distanzierte sich nach dem Potsdamer Geheimtreffen zur „Remigration“ im Namen ihrer RN deutlich von der AfD und drohte mit einem Ende der Zusammenarbeit.

Auch ein Besuch von AfD-Chefin Alice Weidel in Paris Ende Februar besänftigte die französischen Rechtspopulisten nicht. Wahlkampfleiter Loubet sagte dazu mit Blick auf die AfD: „Wir hatten offene Gespräche, aber es wurde nichts daraus gelernt. Nun ziehen wir die Konsequenzen.“

Maximilian Krah vertritt als Spitzenkandidat der AfD bei der Europawahl 2024 auch das Wahlprogramm der Partei
Maximilian Krah vertritt als Spitzenkandidat der AfD bei der Europawahl 2024 auch das Wahlprogramm der Partei. (Archivfoto) © Frank Hoermann/Imago Images

EU-AfD-Spitzenkandidat Krah verharmlost SS-Männer: „Gab auch viele Bauern“

Hintergrund sind laut Libération verharmlosende Äußerungen des europäischen AfD-Spitzenkandidaten zur Waffen-SS. So hatte Maximilian Krah in der italienischen Zeitung La Repubblica erklärt, er würde niemals jeden, der eine SS-Uniform trug, automatisch als Verbrecher bezeichnen. „Unter den 900.000 SS-Männern gab es auch viele Bauern: Es gab sicherlich einen hohen Prozentsatz an Kriminellen, aber nicht nur“, sagte Krah in dem Interview.

Vorausgegangen war eine Frage, ob sich Krahs Aussage, die Deutschen sollten stolz auf ihre Vorfahren sein, auch auf SS-Offiziere beziehe. Daraufhin erwiderte der EU-Spitzenkandidat der AfD: „Es hängt davon ab, was sie getan haben.“ Die Schuld müsse stets „individuell beurteilt“ werden; so seien unter den knapp eine Million SS-Männern auch „viele Bauern“ gewesen. Weiter verwies Krah auf Literaturnobelpreisträger Günter Grass und dessen Mitgliedschaft in der Waffen-SS. Der 2015 verstorbene Grass war tatsächlich in seiner Jugend Teil der Nazi-Organisation, beteuerte aber, nie auch nur einen Schuss abgegeben zu haben.

Man könne also nicht jeden SS-Mann als Verbrecher verurteilen, so Krah: „Es gab gewiss einen hohen Prozentsatz an Kriegsverbrechern unter ihnen, aber nicht alle. Ich werde nie sagen, dass jeder, der eine SS-Uniform trug, automatisch ein Verbrecher war.“

Spionage, Bestechlichkeit und Geldwäsche: Schwere Vorwürfe gegen AfD-Politiker vor Europawahl

Für die AfD kommt der Bruch mit den französischen Fraktionskolleginnen und Fraktionskollegen zur Unzeit. Ohnehin wird die Europa-Kampagne der Partei schon von Skandalen überschattet. Während Spitzenkandidat Maximilian Krah sich unter anderem mit den Spionagevorwürfen gegen einen seiner Mitarbeiter ausgesetzt sieht, soll Bundestagsabgeordneter Petr Bystron Berichten zufolge Geld von der pro-russischen Plattform „Voice of Europe“ angenommen haben. Doch auch Krah wird vorgeworfen, Geld aus China kassiert zu haben.

Am Dienstag wurde dann berichtet, dass die Polizei in einem Berliner Wohnhaus des AfD-Politikers Bystron Seriennummern mehrerer Goldbarren, Bargeld in Umschlägen sowie Kontoauszüge aus Tschechien und Liechtenstein gefunden haben soll. Bystron, gegen den wegen des Anfangsverdachts der Bestechlichkeit und der Geldwäsche ermittelt wird, soll die Funde gegenüber der Welt bestätigt haben. Demnach sollen die Wertsachen jedoch mehrheitlich seiner Mutter gehören. (nak)

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