Entscheidung: Die Maut für den Fernpass kommt - das soll sie kosten
Für die Allgäuer wird die so beliebte Fahrt an den Gardasee spätestens ab 2028 teurer: dann kommt die Fernpass-Maut. Das hat die Landesregierung heute verkündet.
Innsbruck/Reutte - Die Maut für den Fernpass kommt. Das hat heute die Tiroler Landesregierung in Reutte bekannt gegeben. Bis spätestens 2028 sollen Autofahrer 14 Euro für eine Fahrt zwischen Lermoos und Nassereith bezahlen. Die Fernpass-Maut ist Teil eines Maßnahmenpakets, mit dem das Land Tirol „der herausfordernden Verkehrssituation im Außerfern“ Herr werden will.
Bestandteile des Pakets sind neben der Einführung einer Maut vor allem der Bau einer zweiten Röhre im Lermooser Tunnel und die Sanierung der Bestandsröhre, den Bau des Fernpasstunnels sowie die finanzielle Förderung für Außerferner Haushalte zur Stärkung der regionalen Wirtschaft.
Das 7,5t-Fahrverbot für Lkw entlang der Strecke bleibt gleichzeitig weiterhin bestehen, die Kapazität der Strecke soll nicht weiter ausgebaut werden. Um die Verkehrssicherheit auf der B179 zu erhöhen, sollen zudem weitere Abfahrverbote, wie etwa in Heiterwang, geprüft werden. Ziel des Fernpass-Pakets sei eine sichere und verlässliche Anbindung des Bezirks Reutte an das Inntal, betonten LH Anton Mattle und LHStv Georg Dornauer heute in Reutte. „Jetzt tut sich was am Fernpass.“
„Das Gesamtpaket soll eine sichere und verlässliche Anbindung des Außerfern an den Zentralraum gewährleisten“, ergänzte Straßenbaureferent LHStv Josef Geisler. Die Kosten schätzt er auf insgesamt 500 Millionen Euro in den nächsten 15 Jahren. Finanziert werden soll das Mega-Projekt durch die Fernpass-Maut.

Kommen soll die Maut spätestens mit der Inbetriebnahme des Fernpasstunnels im Jahr 2028. Die Höhe soll in Anlehnung an die Tarife der Felbertauernstraßen AG (Stand heute) 14 Euro für Einzelfahrten und 140 Euro für eine Mehrfahrtenkarte betragen. Die erforderlichen Mautstationen sollen am „Blindsee“ und in Nassereith eingerichtet werden.
Keine Befreiung für Einheimische
Das Ziel des Fernpasstunnels ist eine sichere und verfügbare Verkehrsanbindung an das Inntal. Die 1,4 Kilometer lange Tunnelstrecke ersetzt 4,8 Kilometer Passstraße. Statt 200 Höhenmetern müssen künftig lediglich 70 Höhenmeter überwunden werden. Das spart Sprit und Zeit. Laut einem Gutachten der Universität Innsbruck können durch den Fernpasstunnel unzählige Tonnen CO2 eingespart werden.
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Vom Tisch ist eine Maut-Befreiung für Einheimische. Eine Ungleichbehandlung zwischen EU-Bürgern sei ausgeschlossen, hieß es dazu. Vielfahrer und auch Außerferner sollen aber von Ermäßigungen profitieren. Auch an einem Handwerker-Paket werde gearbeitet, um auf Mobilität angewiesene kleine und mittlere Betriebe zu unterstützen. „Die Bemautung wird durch gestaffelte Tarife so gestaltet sein, dass sie für Vielfahrer und Wirtschaft vertretbar ist“, betonte Geisler.
Der Fernpass ist eine der wichtigsten Transitrouten in Richtung Süden. Allgäuer nutzen ihn vor allem, um an den Gardasee zu kommen. Bis zu 30.000 Fahrzeuge nutzen den Pass täglich – damit ist die Fernpassroute eine der höchstbelasteten Straßenverbindungen in Tirol. Die vielen Fahrzeuge führen immer wieder zu Problemen. Davon betroffen sind die Bevölkerung, Einsatzorganisationen und die Wirtschaft.
Allerdings ist die wichtige Transitroute anfällig für Hangrutsche, Sperren in Folge von Lawinengefahr oder hängengebliebener Lkw - vor allem im Bereich der Passhöhe. Insbesondere im Winter kommt es immer wieder zu Behinderungen: „Mit dem Bau des Fernpasstunnels wird allen voran die Erreichbarkeit des Außerferns im Winter verbessert. Zudem ist der Fernpasstunnel eine wesentliche Sicherheitsmaßnahme im Hinblick auf Lawinen und Muren, die es in dem Bereich immer wieder gegeben hat“, verwies LHStv Geisler auf die Wettersituation etwa am gestrigen Dienstag.
Parallel zu den baulichen Maßnahmen soll die Anbindung des Bezirks Reutte an den öffentlichen Personennahverkehr weiter ausgebaut sowie die Mobilität der Bevölkerung im Außerfern gestärkt werden. Der Bund sei nun in der Pflicht, die nächsten Planungsschritte für den Fernpassbahntunnel einzuleiten.
Mit Blick auf die von den Außerferner Bürgermeistern geforderten Prüfung des Radfahrverbots auf Teilen der B179 erklärt der für Radwege zuständige LHStv Georg Dornauer: „In den letzten Jahren konnten entlang der Via Claudia Augusta sowohl nördlich als auch südlich des Fernpasses etwa zwischen Nassereith und Imst einige Verbesserungen im Radwegenetz realisiert werden. Begleitend zum Radfahrverbot werden wir auch künftig das Radwegenetz, insbesondere die ‚Via Claudia Augusta‘, gemeinsam mit den Gemeinden substanziell ertüchtigen.“
Außerferner werden gefördert
In einem weiteren Schritt will das Land Tirol ab 2026 ein Regionalwirtschaftsprogramm für den gesamten Bezirk auflegen. Unter anderem sollen alle Haushalte mit Hauptwohnsitz im Bezirk Reutte Regionalgutscheine erhalten. Das stärke die regionale Wirtschaft und erhöhe die regionale Kaufkraft. Auf Basis der gemeldeten Hauptwohnsitze soll pro Jahr ein Betrag gestaffelt nach Haushaltsgröße zur Verfügung gestellt werden. Das Land Tirol orientiert sich dabei an 150 Euro für Ein-Personen-Haushalte, 200 Euro für Zwei-Personen-Haushalte und 290 Euro ab Drei-Personen-Haushalten.
„Die Förderung erfolgt jährlich in Form von Regionalgutscheinen, sodass das Geld auch dort ankommt, wo die regionale Wirtschaft profitiert. Damit stärken wir die regionale Kaufkraft, machen das Einkaufen vor Ort attraktiver und können auch die ein oder andere Autofahrt vermeiden“, sagt LH Mattle. Die Regionalgutscheine sollen ab 2026 eingelöst werden können.
Eine zweite Röhre für den Lermooser Tunnel
Zu dem Maßnahmenpaket gehört darüber hinaus der Bau einer zweiten Röhre für den Lermooser Tunnel. Der im Gegenverkehr geführte Lermooser Tunnel wurde 1984 erbaut. Aufgrund sicherheitstechnischer Vorschriften muss der Tunnel mit begeh- und befahrbaren Fluchtwegen aufgerüstet werden. Auch ist eine Generalsanierung der betriebs- und sicherheitstechnischen Einrichtungen erforderlich, hieß es am heutigen Mittwoch..
„Dies wäre bautechnisch nur mit einer mehrmonatigen Totalsperre des Tunnels und einer massiven Belastung des Ehwalder Beckens möglich. Deshalb errichten wir eine zweite Röhre“, erklärt LHStv Geisler.
Die zweite Röhre wird auch im Anschluss an die Sanierung der derzeitigen Bestands-Röhre des Lermooser Tunnels zur Verfügung stehen, sodass der Verkehr künftig einspurig pro Röhre geführt werden kann.