Warum AfD? Rechtsextremismus-Problem „lässt sich nicht in den Osten abschieben“

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Die AfD hat bei der Bundestagswahl deutschlandweit Erfolge gefeiert. Ein Experte spricht darüber, warum es nicht nur ein Problem des Ostens ist und warum die Partei überhaupt gewählt wird.

Stuttgart - Dass die AfD, die in weiten Teilen als rechtsextrem gilt, bei der Bundestagswahl 2025 stark abschneidet, war keine Überraschung mehr. Die sogenannte Alternative für Deutschland (AfD) bekam deutschlandweit 20,8 der Zweitstimmen. Traditionell besonders stark ist die Partei in den ostdeutschen Bundesländern, wo sie durchweg stärkste Kraft wurde.

AfD? Experte: „Völkisches, nationalistisches Gedankengut ist wieder hoffähig“

Die landesweiten Ergebnisse unterstreichen allerdings nochmals: Bei der AfD handelt sich nicht um ein Phänomen des Ostens. Längst ist das Problem, dass Menschen eine größtenteils rechtsextreme Partei wählen, ein gesamtdeutsches. Diese Meinung vertritt der Tübinger Politikwissenschaftler Rolf Frankenberger mit Vehemenz.

Gegenüber der Stuttgarter Zeitung sagte er: „Völkisches, nationalistisches Gedankengut ist wieder hoffähig und wird durch die Präsenz der AfD in den Parlamenten und den Medien immer weiter normalisiert.“ Außerdem sei, so der Rechtsextremismusforscher in Bezug auf die Wahlergebnisse, die AfD ein Problem, „das sich nicht in den Osten abschieben lässt.“

Unterfüttern lässt sich diese Annahme mit teils starkem Abschneiden der Partei im Südwesten. Denn auch in Baden-Württemberg wurde die AfD zweitstärkste Kraft. Mit 19,8 Prozent der Zweitstimmen war die Partei im Ländle nur etwas schwächer als im Bundesdurchschnitt. Unsere Redaktion berichtete darüber, in welchen Regionen die AfD sogar die stärkste Partei in Baden-Württemberg war. Weitere Beispiele für den Erfolg der in weiten Teilen rechtsextremen Partei sind die Ergebnisse aus Kaiserslautern (25,9 Prozent, Rheinland-Pfalz) und der ehemaligen nordrhein-westfälischen SPD-Hochburg Gelsenkirchen (24,1 Prozent).

Die AfD feiert bei der Bundestagswahl 2025 auch in Baden-Württemberg einen Erfolg.
Die AfD feiert bei der Bundestagswahl 2025 auch in Baden-Württemberg einen Erfolg. © picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod

AfD-Wähler stimmen auch aus „antidemokratischen Überzeugungen“ ab

Aber warum wählen Menschen die AfD? Nach einer aktuellen infratest-Umfrage wählten 54 die AfD aus „Überzeugung für meine Partei“ – also sechs mehr im Vergleich zur Bundestagswahl 2021. 39 gaben derweil an, von anderen Parteien enttäuscht gewesen zu sein, sprich: sechs weniger als 2021. Wiederum 38 und somit die meisten wählten AfD wegen der „Zuwanderung“, 33 aufgrund „Innerer Sicherheit“, acht wegen „Wirtschaftswachstum“, ebenfalls acht aufgrund von „Friedenssicherung“, während sechs „gestiegene Preise“ als Grund angaben.

Nach Meinung des Politikwissenschaftlers Frankenberger gebe es einen Anteil von AfD-Befürwortern, die aus Protest die Partei wählten. „Aber“, so der Forscher weiter, „eben auch einen überwiegenden Teil, der aus nationalistischen, völkischen und zum Teil antidemokratischen Überzeugungen heraus gewählt hat.“

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