Hoppe vergibt Genussrechte: „Es geht ums Gefühl für die Brauerei“
Der Waakirchner Brauer Markus Hoppe vergibt Genussrechte, 120 Anteile sind zu haben. Wir haben mit ihm über die Hintergründe der Aktion gesprochen.
Waakirchen – Brauer Markus Hoppe hat viel gewagt. 2018, mit 28 Jahren, setzte er mit viel Unterstützung der Familie den ersten Spatenstich für eine eigene Brauerei in seiner Heimatgemeinde Waakirchen. Schon 2022 war der Zehn-Jahresplan erfüllt und die Brauerei voll ausgebaut. Jetzt können Interessierte Anteile erwerben – in Form von Genussrechten. Wir haben mit Hoppe über den Hintergrund der Aktion gesprochen.
Herr Hoppe, eine Genussrecht-Aktion hätte man eher zum Baubeginn der Brauerei erwartet. Warum machen Sie es jetzt?
Tatsächlich hätten wir gerne schon damals, vor dem Start, Anteile vergeben, weil mich der Genossenschafts-Charakter fasziniert. Aber wir hatten damals so unglaublich viel Arbeit, dass dafür keine Zeit blieb. Es geht uns auch nicht darum, Geld einzusammeln. Das gibt’s billiger bei der Bank. Aber wir haben so viele Fans, denen wollen wir die Möglichkeit geben, bei uns zu investieren.
Wie viele Anteile geben Sie aus?
Nur 120, wir haben das streng limitiert. Vergeben werden 100 Anteile zu 1000 Euro und 20 zu 5000 Euro, sodass wir auf 200 000 Euro kommen. Als Dividende werden für den „kleinen“ Genussschein 5,5 Prozent und für den „großen“ sechs Prozent auf eine Gutscheinkarte geladen. Die Summe kann beim Bierkauf oder in unserer Gastronomie eingelöst werden. Wer lieber Geld möchte, bekommt drei Prozent aufs Konto. Aber das wird wohl selten der Fall sein. Die Aktion, die über die Firma Genussinvest und mithilfe der Regionalentwicklung Oberland (REO) läuft, richtet sich an Menschen, die uns unterstützen wollen. Es geht um Emotion, um das Gefühl für die Brauerei und die Freude, mit dem Genussschein ein Teil davon zu sein. Anteilseigner sind treue Kunden und auch Markenbotschafter.
Sie sind in einer schwierigen Branche gut unterwegs. Dafür hat die REO Hoppebräu 2023 den Wirtschaftspreis verliehen. Ist das ein Ansporn?
Ja, der Preis bedeutet uns viel. Wir haben ihn bekommen, weil wir regional nachhaltig arbeiten und Arbeitsplätze am Ort geschaffen haben. Weil der Konsum abnimmt, ist die Branche vor allem dort schwierig, wo riesige Umsätze wichtig sind. Zehn Prozent der Brauereien verkaufen 90 Prozent der Menge. Wir gehören zu den kleinen, pro Jahr erzeugen wir rund 8000 Hektoliter Bier. Wichtig ist vor allem der Eigenverkauf hier in unserem Betrieb. Aber regional, im Umkreis von etwa 60 Kilometern, sind wir auch in den Getränkemärkten stark vertreten. Unser Unternehmen steht gesund da, wir haben uns einen Namen gemacht. Die Hälfte von unserem Kredit für die Brauerei haben wir schon getilgt. Aber das zu schaffen, ist wirklich anspruchsvoll. Da bleibt keine Luft für Sperenzien.
Die Genussrecht-Vergabe ist an das Projekt Gastronomie- und Festoffensive gebunden. Was ist denn darunter zu verstehen?
Wir investieren zum Beispiel in Holzfässer. Auch so eine emotionale Geschichte. Hölzerne Fässer gibt’s eigentlich fast nicht mehr, aber es kommt bei den Leuten einfach gut an, wenn ein richtiges Holzfass angezapft wird. Wir übernehmen auch jedes Jahr zwei, drei Gastronomien, da ist immer ein Invest gefragt. Besonders gefreut hat es uns, dass wir beim Hotel Blyb in Gmund einsteigen konnten. Das war ein Ritterschlag. Wir brauchen aber auch viel Equipment, wenn wir mehrere Feste gleichzeitig stemmen sollen, was immer wieder vorkommt. Dieses Jahr wurden bereits 50 000 Euro in externe Gastronomie und Festequipment investiert.
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Rechnen Sie damit, dass die Anteile schnell weggehen?
Da wage ich keine Prognose. Auf jeden Fall freue ich mich auf den Genussrechtlaunch am Samstag, 20. Juli. Ab 14 bis 18 Uhr präsentieren wir unsere Brauerei bei einem Tag der offenen Tür. Bürgermeister Kerkel zapft ein 50-Liter-Holzfass an, auch die REO und Genussinvest werden dort sein. Beim Launch kann man schon Anteile zeichnen. Die Käufer erhalten ein echtes Wertpapier im Stil einer Aktie aus den 1920er-Jahren. Sehr hochwertig, auf Bierpapier von Gmund Papier gedruckt und aufwendig gestaltet. Wir wollten etwas, das man sich gern ins Büro hängt. Die Käufer sollen stolz darauf sein, dass sie einen Anteil ergattert haben. Es soll etwas sein, das man gern vererbt.