Leutkircher Seniorenzentrum kämpft um Verbleib von angehendem Auszubildenden Sudan S.

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Leistet in der Pflege eine gute Arbeit: Pflegehilfskraft Sudan S. aus Sri Lanka hat die Herzen der Bewohner des Carl-Joseph Seniorenzentrums in Leutkirch erobert. Nun droht ihm die Abschiebung. © Vinzenz von Paul gGmbH

Sudan S. ist Pflegehilfskraft im Seniorenzentrum Carl-Joseph und will im September dort seine Ausbildung antreten, doch nun droht ihm die Abschiebung – und das in Zeiten von großem Fachkräftemangel in der Altenpflege.

Leutkirch – Im Seniorenzentrum Carl-Joseph in Leutkirch sorgt die drohende Ausweisung eines engagierten Pflegehelfers bei Bewohnern, deren Angehörigen und Mitarbeitenden für große Bestürzung.

Sudan S. aus Sri Lanka, der seit Februar im Rahmen eines Praktikums im Heim tätig ist, soll laut Angaben der Vinzenz von Paul gGmbH, dem Träger des Seniorenheims, Deutschland bis Mitte August verlassen. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, obwohl er nach eineinhalb Jahren erfolgreicher Mitarbeit am 1. September eine Ausbildung zum examinierten Pflegehelfer beginnen wollte.

Die Leiterin des Seniorenzentrums, Sonja Kehrle, äußert Unverständnis über die geplante Abschiebung: „Wir können einfach nicht fassen, dass ein Mann, der gezeigt hat, dass er in der Pflege gute Arbeit leistet, abgeschoben werden soll.“

Kehrle berichtet, dass Sudan S. von Anfang an großes Interesse an der Pflege gezeigt habe und sich nach einer Ausbildungsmesse gezielt um einen Ausbildungsplatz bemüht habe. „Eine Woche nach der Messe stand er bei mir im Büro und hat nach einer Ausbildung gefragt“, erzählt Kehrle.

Sudan, der 2023 über die Ukraine nach Deutschland eingereist sei und dort einen Asylantrag gestellt habe, habe im Februar 2024 mit einem Praktikum im Carl-Joseph begonnen und seither bei der VHS Leutkirch Deutschkurse belegt. Inzwischen habe er das für eine Ausbildung zur examinierten Pflegehilfskraft nötige Sprachniveau B1 erreicht.

Auch Katja Eisele, Regionalleiterin Leutkirch/Illerwinkel, setzt sich für den Verbleib von Sudan S. ein. Sie betont die große Wertschätzung, die ihm von Bewohnern, Angehörigen und Kollegen entgegengebracht werde: „Sudan liegt uns allen so sehr am Herzen: den Bewohnern, den Angehörigen, den Kollegen. Wir möchten ihn auf keinen Fall als Mitarbeiter verlieren.“

Besonders beeindruckt habe sein einfühlsamer Umgang mit Menschen mit Demenz, berichtet Sonja Kehrle aus dem Arbeitsalltag.

Leutkircher Seniorenzentrum kämpft um Verbleib von angehendem Auszubildenden Sudan S.: Ausweisung schwer nachvollziehbar

Eisele erklärt, Sudan S. sei „durch die falsche Tür“ nach Deutschland eingereist – nämlich als Asylbewerber anstatt auf der Schiene der Arbeitsmigration. Er erfülle mittlerweile jedoch alle Voraussetzungen für eine Ausbildung zur Pflegehilfskraft, wird in dem Schreiben der Vinzenz von Paul gGmbH ausdrücklich betont.

Neben einer Arbeitserlaubnis und einem Ausbildungs- sowie Schulplatz verfüge Sudan S. über ein tadelloses erweitertes Führungszeugnis und eine genehmigte WeGebAU-Förderung. Außerdem wohne er in einer Mitarbeiter-WG im Seniorenzentrum Carl-Joseph.

„Es müsste jetzt einen Spurwechsel vom Asylantrag zur Arbeitsmigration stattfinden. Doch der ist von der Politik nicht gewünscht“, so Eisele. Sie kritisiert, dass dies angesichts des bekannten Mangels an Pflegekräften, der stets von der Politik beklagt werde, schwer nachvollziehbar sei.

Wir brauchen Menschen wie Sudan. Schon heute können wir unsere Ausbildungsplätze ohne Bewerber aus Drittländern nicht besetzen.“

Um die Ausweisung zu verhindern, hat eine von der Vinzenz von Paul gGmbH vermittelte Anwältin Einspruch eingelegt. Zudem haben sich 200 Bewohner und Mitarbeiter des Seniorenzentrums Carl-Joseph mit ihrer Unterschrift für Sudan S. eingesetzt.

Vinzenz von Paul-Geschäftsführer Roy Hummel betont die Bedeutung von Mitarbeitenden wie Sudan S.: „Wir brauchen Menschen wie Sudan. Schon heute können wir unsere Ausbildungsplätze ohne Bewerber aus Drittländern nicht besetzen.“

Katja Eisele fordert von der Politik mehr Menschlichkeit und kündigt an, dass sie und ihre Mitarbeitenden weiterhin für den Verbleib von Sudan S. kämpfen werden.

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