BRK-Motorradstaffel: Peter Pohl über den Einsatz auf den Allgäuer Autobahnen
Sie sind oft die Ersten, die an einem Unfallort eintreffen: Die Motorradstaffel des BRK. Jetzt zur Hauptreisezeit sind die ehrenamtlichen Helfer jedes Wochenende auf den Allgäuer Straßen unterwegs. Ein Urgestein der Motorradstreife erzählt von seiner Arbeit – und hat einen dringenden Appell an Autofahrer.
Allgäu - Wer etwas über die Motorradstreifen des Bayerischen Roten Kreuzes erfahren will, der kommt an ihm nicht vorbei: Peter Pohl ist so etwas wie das Urgestein der Motorradstaffel. Als die Staffel vor 42 Jahren gegründet wurde, war er dabei – und er fährt noch heute selbst mit dem Motorrad dorthin, wo er gebraucht wird. Der Bezirksfachdienstleiter und stellvertretende Landesfachdienstleiter verfügt also nicht nur über einen großen Erfahrungsschatz – er kann auch erklären, was der Beweggrund dafür ist, ehrenamtlich und ohne einen Cent Verdienst am Wochenende Streife zu fahren: „Man kann helfen und hat Spaß am Motorradfahren.“
Oft sind die BRK-Motorräder die Ersten in der Rettungskette, die an einem Unfallort eintreffen. Sie sind in der Hauptreisezeit im Einsatz, also dann, wenn das Verkehrsaufkommen hoch ist. Zwischen Mai und Ende September fahren die Motorradstreifen Autobahnen und Bundesstraßen ab und können schnell reagieren, wenn etwas passiert. Gefahren wird nur, wenn das Wetter mitspielt: „Bei Sturm und Unwetter wäre die Unfallgefahr zu hoch“, sagt Peter Pohl. Da die Helfer auf zwei Rädern komplett ehrenamtlich unterwegs sind, fahren sie nur am Wochenende. Dann legen sie große Strecken zurück: Pro Tag bis zu 650 Kilometer.
In ganz Schwaben auf den Autobahnen unterwegs
Im Allgäu gibt es zwei Standorte für die Motorradstaffel: Im Oberallgäu und im Unterallgäu. „Es gibt aber keine Grenzen“, sagt Pohl, der für ganz Schwaben zuständig ist. Bestreift werden die A7 bis zum Ulmer Kreuz, die A96, die B28, die B12, die B10 und die A8 bis Günzburg. Auf den Motorrädern sitzen laut Pohl Rettungssanitäter, Notfallsanitäter und auch Notärzte. Die Maschinen sind mit allem ausgestattet, was es für die Erstversorgung braucht. Im Koffer sind aber auch kleine Getränkeflaschen und sogar Kuscheltiere. Denn es geht nicht immer um Notfälle, manchmal müssen auch nur Kinder beruhigt werden, die mit ihren Eltern im Stau stehen.
Logischerweise sind die Retter auf zwei Rädern allein unterwegs. Ist das eine besondere Herausforderung, wenn sie als Erste an einem Unfallort eintreffen? Nein, sagt Peter Pohl. „Wir kommen aus dem Rettungsdienst und haben viel Erfahrung.“ In erster Linie gehe es meist darum, die Zeit bis zum Eintreffen des Hubschraubers oder Rettungswagens zu überbrücken. „Wir haben einen gewissen Zeitvorteil.“ Neben der Erstversorgung des Patienten steht vor allem eine Lagemeldung an: Was ist passiert, was wird benötigt? Diese Infos können dem später eintreffenden Rettungsdienst helfen.
Gefährlich: Fahren in der Rettungsgasse
Wer ehrenamtlich bei der Motorradstaffel tätig werden will, braucht neben einem entsprechenden Führerschein auch Fahrpraxis und Erfahrung. Bei den Motorrädern handelt es sich um „Behördenmaschinen, wie bei der Polizei“, sagt Peter Pohl. Sie sind zum einen schwer und leistungsstark – 1.200 ccm, 100 PS –, zum anderen mit einem Sondersignal ausgestattet. „Man muss viel Erfahrung haben“, erklärt Pohl. Vor allem das Fahren in der Rettungsgasse erfordere Voraussicht und Routine: „Es ist nicht ungefährlich, wenn ein Autofahrer falsch reagiert und plötzlich ausschert.“
Das komme nicht selten vor und deshalb appelliert Pohl auch eindringlich an alle Verkehrsteilnehmer, bei einem Stau die Rettungsgasse einzuhalten und auf Signale zu hören. Die Retter brauchen also Erfahrung im Umgang mit schweren Maschinen. Zusätzlich werden sie speziell geschult. Einmal pro Jahr gibt es außerdem in Memmingen ein Fahrtraining mit der Polizei.
Zwei Standorte im Allgäu: im Oberallgäu und im Unterallgäu
Aktuell gibt es in ganz Bayern 19 Standorte der BRK-Motorradstaffel. An den beiden Standorten im Allgäu sind drei Maschinen im Einsatz. Finanziert werden sie durch die Kreisverbände, wobei Sponsoren und Spenden ein wichtiger Faktor seien, wie Peter Pohl betont. Die Maschinen selbst, das Zubehör, Reifen – das alles kostet Geld, auch wenn die Fahrer ehrenamtlich arbeiten.