„Wollen unsere älteren Schützen nicht verlieren“: Auflageschießen wird immer mehr zum Renner
Die Auflage-Wettbewerbe der Sportschützen erfreuen sich steigender Beliebtheit. Das ist auch im Gau Schongau so. In zwei Klassen treten Teams an.
Landkreis – Der Schießbetrieb läuft im Schützengau Schongau auf Hochtouren. Mit dem Luftgewehr kämpfen 48 Mannschaften in acht Ligen um Punkte, mit der Luftpistole sind es 20 Teams in vier Klassen. Dazu gesellen sich die Auflageschützen, die seit 2019 im Programm sind und inzwischen in zwei Klassen – Gauliga und A-Klasse – um Ringe und Punkte kämpfen.
Auflageschießen im Gau Schongau
Für diese Gruppe macht sich der Schongauer Schützengau inzwischen besonders stark. Das sind nicht nur die Teilnehmer am Rundenwettkampf, es schließt auch die sogenannten Freizeitschützen ein.
„Wir sprechen vor allem die Frauen und Männer an, die gerne schießen wollen“, nennt Rundenwettkampfleiter Georg Oswald keinen bestimmten Personenkreis. „Wir kommen zusammen und wollen unseren Spaß haben.“ Die Geselligkeit soll bei den Schützen aller Altersklassen nicht zu kurz kommen. „Unser Ziel ist es, dass mehr Interessenten für den Schießsport angesprochen werden“, berichtet der Urspringer und weist darauf hin, dass in vielen dem Gau angeschlossenen Vereinen Auflageschießen mittlerweile angeboten wird.
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Die große Nachfrage beim Auflageschießen veranlasste auch den Deutschen Sportschützen-Bund (DSB), weitere Disziplinen in die Sportordnung aufzunehmen in dem Bestreben, dass viele Schützen und Schützinnen, die aus Altersgründen ihr Hobby aufgegeben haben, beim Auflageschießen wieder zurück zu finden. „Alle Schützen, die beim freihändigen Schießen ihre erwünschten Ergebnisse nicht mehr erreichen konnten, aber immer noch ihre Waffen besitzen, sind aufgefordert, das Auflageschießen auszuprobieren“, heißt es in einem Internet-Auftritt des DSB. „Die werden feststellen, dass man bis ins hohe Alter mit viel Spaß und persönlichem Engagement sein Hobby Sportschießen betreiben kann.“
Mit aufgelegter Waffe seit 2004 in Aktion
Im Schützenverband wird schon seit 2004 aufgelegt geschossen, seit 2006 sind die Regeln festgeschrieben. Im Schongauer Schützengau nehmen die Auflage-Schützen seit 2019 in einem Rundenwettkampf regelmäßig am Schießbetrieb teil. In der Gauliga schießen Schwabniederhofen, Böbing, Apfeldorf, Kinsau und Epfach, in der A-Klasse stellen Prem, Hohenpeißenberg, Urspring und Rottenbuch eine Mannschaft. Die Senioren im Verband treten bei Einzel-Meisterschaften seit 2018 in fünf Altersklassen – ab dem 51. Lebensjahr bis 76 Jahre und älter – an. Für die Rundenwettkämpfe gibt es ab 51 Jahren nach oben keine Altersbegrenzung und keine Trennung nach Geschlechtern. In einer Mannschaft können beliebig viel Schützen antreten, allerdings fließen nur die besten drei Ergebnisse in die Wertung ein.
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Klaus Waldmann vom Schützenverein Schwabniederhofen betreibt seit fünf Jahren das Auflage-Schießen. „Wir Sportschützen wollen möglichst viele Treffer erzielen. Aber je älter man wird, desto schwieriger wird das“, hat der 61-Jährige am eigenen Leibe erfahren müssen. „Früher gab es noch die Schlinge, aber die hat sich nicht bewährt.“ Besonders angetan ist er von den Treffen zum Wettkampf, bei dem immer vier Mannschaften gegeneinander antreten. Zuletzt waren das in Schwabniederhofen, Gastgeber Böbing, Kinsau und Apfeldorf. Ein Team pausiert, ist oft aber trotzdem in der Regel anwesend, der Geselligkeit wegen. „Während und nach den Wettbewerben sitzt man zusammen, die Gemütlichkeit wird bei uns großgeschrieben“, sagt Waldmann. Und: „Wir wollen unsere älteren Schützen nicht verlieren.“
Einer dieser Älteren ist Walter Gretschmann aus Böbing, der wie seine Frau Resi im Einsatz ist und der zu den etablierten Schützen des Schongauer Gaues gehört. Zuletzt trat er in Dortmund bei der Deutschen Meisterschaft im Auflageschießen an und kehrte im Kreis der 170 Teilnehmer seiner Altersklasse mit einem hervorragenden achten Platz zurück. „Ohne das Auflageschießen wären sicher schon viele Schützen aus den Vereinen ausgetreten, wenn sie nicht mehr so gut treffen“, weiß der 83-Jährige aus eigener Erfahrung. Seit 14 Jahren nimmt der Böbinger, der auch für die SG Huglfing antritt, die Auflage zu Hilfe. Der gesellige Teil darf aber auch für Gretschmann bei den Wettkämpfen nicht zu kurz kommen. „Wir kommen miteinander, und wir fahren miteinander.“
Hans Meßmer beispielsweise erinnert sich an seinen letzten Freischütz-Wettkampf, den „ich nie vergessen werde“. Es war vor sechs Jahren, als ihm am Stand die Kräfte schwanden und der Rücken versagte. Die Ergebnisse wurden schlechter, so dass er sich fortan die Auflage genehmigte. Seitdem schießt der 72-Jährige, der seit 1967 Schießsport betreibt, für Schwabniederhofen Auflage-Schießen in der Gauliga und trifft wie einst als Freischütze. Er weiß: „Im Schongauer Schützengau sind wir mit dem Auflageschießen noch etwas hinterher, in den Gauen rundherum wird das schon länger praktiziert.“ Das soll sich aber ändern. Text: Dietmar Friebel