ARD-Doku beleuchtet Parallelwelt und zeigt, wie Eliten gezüchtet werden
Es gibt Menschen, für die gehört die Schulzeit zu den liebsten Erinnerungen ihres Lebens. Ich bin keiner dieser Menschen. Meine Schule war keine dieser Schulen. Das kann man jeder der beteiligten Seiten nur bedingt zum Vorwurf machen. Den geburtenstarken Jahrgängen im Gymnasium wurde einst völlig unverhohlen klargemacht, dass es den Lehrern darum ging, die Masse der Schüler auf ein den Universitäten zumutbares Maß einzuschrumpfen. Dass viele auf der Strecke blieben, war kein Versehen. Es war Vorsatz.
Da gab es keinen Tanz ums Goldene Einzelkind. Wir waren einfach immer und überall zu viele. Wenn wir es auf eine Parole bringen wollten, dann könnte die im Rückblick so lauten: Filtern statt fördern. Vieles hat sich seitdem verändert. Auch zum Besseren.
Wie luxuriös das Gut Bildung aber ausgestaltet werden kann – das zeigt das Erste mit seiner Reportage über „Die teuerste Schule der Welt“. Da züchtet Geld Eliten heran.
„Die Schule der globalen Eliten“
Mehr als 160.000 Euro zahlen Eltern für eine Platz in der Elite-Welt „Le Rosey“ – pro Schuljahr, versteht sich. Dafür logieren die lieben Kleinen im Sommer am Genfer See, im Winter in den Schweizer Bergen.
ARD-Reporter Tim Schreder nennt es „die Schule der globalen Eliten“. Hier trifft sich, wer Rang und Namen hat – oder wer zumindest Geld hat. Oder noch genauer: Wer Eltern mit Rang und Namen und Geld hat. Die Folge ist das Gegenteil einer klassenlosen Gesellschaft. Aber wenigstens trifft sich im Schweizer Gstaad eine klassenzimmerlose Schulgesellschaft.
Die 460 Schüler aus 71 Ländern ziehen nicht von Raum zu Raum. Sie wandern für ihren Unterricht von Chalet zu Chalet. Maximal zwölf Kinder treffen sich jeweils zum Unterricht. Da bilden sie sich in sehr Zeitgemäßem.
Die Schüler sollen nicht nur einen KI-Klon von sich selber entwickeln. Sie sollen auch gleich ein Geschäftsmodell erarbeiten, wie sich damit Geld verdienen lässt. Das kann ja letztlich behilflich sein, die nächste Generation der Elite-Schüler finanziert zu bekommen.
„Ist das nicht unfair?“
Der Luxus ist die Bildung – und wahrscheinlich mehr noch der Eintritt in die multinationale Gesellschaft der anderen Reichen und Grenzenlosen. Der Alltag dagegen ist streng geregelt bis hin zum Abendessen in Anzug und Hemd und Krawatte. Gelernt wird im Doppelzimmer bis zum Abend um 21.30 Uhr. Danach gibt’s noch eine Stunde Freizeit. Licht aus heißt es um 22.30 Uhr. Dann ist Nachtruhe.
Der Luxus ist aber auch, so stellt es die Schule dar, die Chance auf ein „normales“ Leben für die Schüler – ein Aufwachsen ohne die Dauerpräsenz von Personenschützern. Man bewegt sich ja eher unter Gleichgestellten. „Ist es nicht unfair, dass man sich für Geld so eine heile Welt kaufen kann?“, stellt sich Reporter Tim Schreder die Frage. Am Ende findet er zu einer klaren Antwort: Es ist nicht fair.
Das wahre Privileg gilt auch nach der Schule
Trotz oder gerade wegen dieser Unfairness: Die Schlange der Eltern, die für ihre Kinder das möglicherweise Beste an Bildung wollen, was man sich für Geld kaufen kann, ist lang. Die Schule spricht von fünf Bewerbern pro Platz.
Das investierte Geld lohnt sich, wie einer der Schüler sich erwartet, „on a long term“. Und wenn‘s mit der Karriere nach der Schule trotz des Investments nix wird? Um den eigenen Lebensunterhalt wird sich kaum einer der Abgänger dieser Schule jemals sorgen müssen. Und das ist wahrscheinlich noch unfairer als die Bildungschancen, die hier geboten werden.