„Das ist nicht Disney World“: Trump-Aktion auf Soldatenfriedhof lässt Veteranen wüten

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Die Kritik an Trumps Auftritt bei einer Trauerfeier auf einem Militärfriedhof lässt nicht nach. Jetzt meldet sich ein Veteranen-Verband zu Wort.

Washington, D.C. – Donald Trump hat sich im Wahlkampf einen neuen Fehltritt geleistet. Diesmal scheint es sich der Republikaner vor der US-Wahl 2024 mit einigen ehemaligen US-Militärs verscherzt zu haben. Sein als medienwirksamer Auftritt geplanter Besuch einer Trauerfeier auf einem Militärfriedhof, sorgt jetzt für Unmut unter Kriegsveteranen.

Eigentlich wollte Trump mit seiner Teilnahme Stimmung gegen seine demokratische Konkurrentin Kamala Harris machen. Bei der Trauerveranstaltung auf dem Arlington-Militärfriedhof vom vergangenen Montag (26. August), ging es um 13 getötete US-Soldaten, die während des Truppenabzugs der USA aus Afghanistan bei einem Selbstmordattentat ums Leben kamen. Bei dem Anschlag vor einem Flughafen in Kabul starben auch etwa 170 afghanische Zivilisten. Diese Idee scheint jetzt aber nach hinten loszugehen – gleich aus mehreren Gründen.

Rangelei bei Trauerfeier – Trump-Team sorgt vor US-Wahl für schlechte Presse

Alles fing an, dass der US-Sender NPR von einer angeblichen Auseinandersetzung zwischen Mitarbeitern aus Trumps Wahlkampfteam und einem Friedhofsangestellten berichteten. Die Entourage des Ex-Präsidenten habe auf dem Friedhofsgelände Bilder und Videos machen wollen, was laut der Friedhofsverwaltung jedoch von einem Bundesgesetz verboten wird. Demnach dürfe niemand Aufnahmen in der Nähe von Soldatengräbern zu Wahlkampfzwecken machen.

Ein Mitarbeiter des Friedhofs habe sich daraufhin den Männern in den Weg gestellt. Diese sollen aufgebracht auf die plötzliche Störung reagiert haben und den Mitarbeiter verbal angegangen und geschubst haben. Die Friedhofsverwaltung habe in einer Stellungnahme lediglich mitgeteilt, dass es zu einer Auseinandersetzung gekommen sei. Ein entsprechender Bericht sei eingereicht worden, hieß es gegenüber NPR.

Trump nach Zwischenfall auf Militärfriedhof vor US-Wahl
PR-Desaster für Trump: Ein Zwischenfall auf einem Militärfriedhof fällt dem Ex-Präsidenten auf die Füße. © Julia Nikhinson/dpa

Das Trump-Lager reagierte empört auf die Anschuldigungen und wies jede Schuld von sich. „Ein namenloser Bürokrat in Arlington, dessen Aufgabe es ist, die Würde des Friedhofs zu bewahren, tut das genaue Gegenteil, indem er versucht, aus einer sehr feierlichen und respektvollen Veranstaltung etwas zu machen, was es nicht war“, zitiert NBC News den leitenden Berater von Trumps Wahlkampfteam, Chris LaCivita. Steven Cheung, Sprecher der Trump-Kampagne, attestierte dem Friedhofsmitarbeiter in einer Erklärung sogar eine „psychische Störung“, wie NPR berichtete.

Trump leistet sich weiteren Fehltritt vor US-Wahl – „Das ist respektlos“

Nach dem Skandal ist für Trump aber stets vor dem Skandal. Nur diesmal scheint der Republikaner mit einem anderen Ausgang gerechnet zu haben. Denn nachdem nun ein erstes Foto von Trump bei der Trauerfeier auf dem Arlington-Friedhof veröffentlicht wurde, fallen die Reaktionen eher ungehalten aus.

Auf dem Bild, dass der Gouverneur von Utah, Spencer J. Cox auf X teilte, steht Trump umgeben von Angehörigen der getöteten Soldaten und zeigt grinsend einen erhobenen Daumen in Richtung Kamera. Schon in den Kommentaren unter dem Beitrag zeigt sich, dass Trumps Auftreten wohl nicht sonderlich gut ankommt. „Daumen nach oben? Dieser Typ ist nicht richtig“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer stellt die Frage, ob Trump sich wohl gefragt habe, was für ihn bei dem Auftritt drin gewesen sei.

Doch auch von offizieller Seite schockt Trumps Verhalten bei der Trauerfeier. „Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie einen Politiker gesehen, der vor dem Grab eines gefallenen Marinesoldaten lächelnd den Daumen hochstreckt. Das ist unangemessen“, sagte Paul Rieckhoff, Geschäftsführer der Organisation Iraq and Afghanistan Veterans of America, gegenüber NBC News. „Das ist respektlos. Es ist nicht Disney World, es ist der Arlington National Cemetery, und als solcher sollte er respektiert werden.“

Trump im „PR-Kampf“ mit Soldatenfriedhof – PR-Desaster vor der US-Wahl

„Jetzt befinden sie sich buchstäblich in einem PR-Kampf – nicht mit irgendeinem liberalen Nachrichtenunternehmen, sondern mit dem Arlington National Cemetery“, so Rieckhoff weiter. Damit könnte es sich Trump bei einer wichtigen Wählergruppe für die Republikaner verscherzen.

Die Kampagne von Harris nahm Trumps Fehlverhalten und das seines Wahlkampfteams wie zu erwarten mit auf. „Das ist es, was wir von Donald Trump und seinem Team zu erwarten haben“, sagte der Sprecher von Harris Wahlkampfteam, Michael Tyler, gegenüber CNN. Trump sei eine Person, „bei der sich alles um Trump drehen soll“, so Tyler weiter. „Ich denke, das ist Teil dessen, was das amerikanische Volk an Donald Trump ablehnt. Sie haben die Nase voll von dieser giftigen Art der Politik.“

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Wahlkampfteam von Trump in Panik – Vize Vance verteidigt Friedhof-Desaster vor US-Wahl

Trumps Team lässt die Vorwürfe natürlich nicht auf sich sitzen. Trumps Vize J. D. Vance betonte bei einem Wahlkampfauftritt am Mittwoch (28. August) in Pennsylvania, Trump sei im Gegensatz zu Harris bei der Trauerfeier erschienen. „Sie will Trump anschreien, weil er aufgetaucht ist. Sie kann zur Hölle fahren“, so Vance. Zuvor sagte er, Harris wolle keine Untersuchung zu möglichen Fehlern beim Truppenabzug aus Afghanistan anordnen. Harris selbst hatte sich zu dem Vorfall auf dem Militärfriedhof nicht geäußert.

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