Ex-Putin-Freund im Staats-TV: Kursk-Vorstoß und Ukraine-Krieg „eine Schande“

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Die Ukraine hat mit dem Kursk-Vorstoß im Ukraine-Krieg ein deutliches Zeichen gesetzt. Ein Ex-Beamter unter Wladimir Putin wütet nun im Staats-TV über diesen.

Kiew – Die hitzige Debatte um den Kursk-Vorstoß im Ukraine-Krieg hält an, insbesondere in Russland. Während der Angreifer im Osten der Ukraine, im Donbass, weiterhin aggressiv vorgeht, scheint die Lage für die Ukraine in der russischen Grenzregion Kursk äußerst positiv zu sein.

Das ukrainische Militär gab kürzlich bekannt, dass es etwa 100 Siedlungen und ein Gebiet von fast 1.300 Quadratkilometern kontrolliert. Darüber hinaus sollen sie 600 russische Soldaten gefangen genommen haben. Diese Verluste veranlassten Russland dazu, etwa 30.000 Soldaten in die neue, innerländische Frontregion zu verlegen.

Ex-Putin-Freund über Kursk-Vorstoß und Ukraine-Krieg

Russlands Machthaber Wladimir Putin sieht sich nach dem Kursk-Vorstoß im Ukraine-Krieg nun auch im Staats-TV enormer Kritik ausgesetzt. (Foto-Montage) © Sherifa Kästner/dpa/Yuri Kochetkov/dpa

Die Tatsache, dass es der Ukraine gelungen ist, die russische Grenzregion nach der Überraschungsoffensive nun schon drei Wochen lang in Schach zu halten, stößt in Russland auf Unmut. Zu Beginn des Vorstoßes in Kursk berichteten Einwohner von chaotischen Zuständen in der Region. Die groß angekündigte Reaktion des russischen Machthabers Wladimir Putin ließ lange auf sich warten. Mangelnde Truppen, ein möglicherweise verspäteter Truppenabzug aus der Ukraine und fehlendes Verantwortungsbewusstsein in Behörden und Regierungskreisen trugen zum Kursk-Desaster für die russische Führung bei.

Der Kreml entschied sich schnell für eine Informationskampagne, um die Bürger zu beruhigen und den Fokus des Militärs auf die Offensive in der Ostukraine zu lenken. Das russische Staats-TV ist das bevorzugte Medium für diese Botschaft. Doch ein Gast in einer Talkshow stellte sich offenbar gegen den Kreml und durchkreuzte seine Pläne.

Der ehemalige stellvertretende Außenminister Russlands, Andrei Fedorov, war am Dienstag (27. August) in einer politischen Talkshow zu Gast. Ausschnitte der TV-Debatte sind auf YouTube zu sehen. Er betonte, man dürfe nicht vergessen, dass die Ukraine nun schon seit drei Wochen in Kursk sei. Auf die Frage eines Moderators, ob er die Tage zähle, antwortete Fedorov: „Ja, weil es eine Schande ist.“ Er fügte hinzu: „Lassen Sie mich Sie auch daran erinnern, dass in 84 Tagen 1.000 Tage Krieg sein werden, das ist auch eine Schande.“ Russland hatte am 24. Februar 2022 seinen Überfall auf das Nachbarland begonnen.

Kritik im Staats-TV: Russland hat illusorisches Bild einer aufgebenden Ukraine im Krieg vor Augen

Der Moderator des russischen Staats-TV konnte offensichtlich nicht fassen, was er hörte. Er fragte Fedorov: „Ist das Ihre persönliche Meinung? Oder haben Genossen aus Kiew Sie gebeten, das zu sagen?“ „Das ist meine persönliche Sichtweise. Ich erinnere mich an die Art und Weise, wie der große, vaterländische Krieg geführt wurde“, antwortete Fedorov mit Blick auf den Zweiten Weltkrieg. Der Moderator versuchte, ihn zu unterbrechen: „Hören Sie auf, ein solches Narrativ zu erzählen.“

Fedorov ließ sich jedoch nicht beirren und sagte: „Mein Vater hat dort gekämpft. Heute würde er sich schämen für das, was hier vor sich geht und für die Art und Weise, wie unsere Armee arbeitet.“

„Leider hegen wir einmal mehr Illusionen gegenüber der Ukraine, dass dort alles auseinanderfällt und so weiter.“ Doch das sei eine Wunschvorstellung. Fedorov warnte Russland vielmehr davor, dass bald ukrainische Drohnenangriffe auf russische Gebiete bis ins Ural-Gebiet stattfinden könnten. Ein zweiter TV-Moderator bezeichnete Fedorov daraufhin als „Saboteur“. Als der ehemalige Regierungsbeamte den Ukraine-Krieg mit dem Zweiten Weltkrieg vergleichen wollte, wehrten sich die beiden TV-Hosts vehement und versuchten, Fedorov zurechtzuweisen.

Lage im Ukraine-Krieg: Ukraine hält weiter an Kursk-Vorstoß fest

Die Kämpfe in Kursk im Ukraine-Krieg gehen derweil unvermindert weiter. Laut einem Bericht der ukrainischen Nachrichtenagentur RBC plant Putin, dass das ukrainische Militär bis zum 1. Oktober aus Kursk verdrängt sein soll.

Die ukrainische Führung unter Präsident Wolodymyr Selenskyj bekräftigte jedoch am Dienstag (27. August), dass sie die russischen Gebiete zwar nicht annektieren will, dass der Vorstoß in Kursk jedoch Teil eines ausgeklügelten Plans für ein Kriegsende sei. Dieser Plan soll im Herbst der US-Regierung um Präsident Joe Biden und den Kandidaten für das Präsidentschaftsamt bei der US-Wahl 2024, der Demokratin Kamala Harris und dem republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump, vorgelegt werden.

Russland hat zuletzt Friedensverhandlungen mit der Ukraine abgelehnt. Es fühlt sich offenkundig bedrängt. Nach dem Kursk-Vorstoß fürchtet Putin auch um die Sicherheit eines Atomkraftwerks im Ukraine-Krieg. (pls)

Auch interessant

Kommentare