Putin einen Schritt voraus: Ukraine zerstört allmählich das Herz der russischen Wirtschaft

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Die ukrainischen Angriffe auf Russlands Wirtschaft hinterlassen Spuren. Putin sollte klar sein: Die Verteidigung der Öllager wird zur Mammutaufgabe.

Moskau – Schon 14 Prozent der russischen Raffineriekapazitäten haben die Ukrainer durch Angriffe auf die Öllager bislang lahmgelegt. Einige Drohnenanschläge schädigten die Raffinerien offenbar so stark, sodass sie ihre Betriebe aufgrund der Reparaturarbeiten kurzzeitig stilllegen mussten. Allem Anschein nach werden die Ukrainer ihre Drohnenangriffe auf Russlands Herz der Wirtschaft fortführen – und legen damit Wladimir Putin eine enge Schlinge um den Hals.

Putins Schwachstelle: Ukraine zerstört russische Wirtschaft durch Drohnenangriffe

Seit einigen Monaten nehmen die Ukrainer vor allem bei ihren Drohnenangriffen Russlands Wirtschaft häufiger ins Visier. Mit Erfolg: Im Mai 2024 hat die Ukraine innerhalb von 24 Stunden zwei Öldepots und eine Raffinerie in ganz Russland angegriffen, darunter eines auf russischem Territorium in Baschkortostan, teilten Beamte beider Seiten mit. Einige Tage später, am 19. Mai 2024, trafen ukrainische Drohnen eine Raffinerie im wichtigen Wirtschaftsstandort Russlands, in der Region Krasnodar.

Russlands Präsident Wladimir Putin
Ukrainische Angriffe schaden der russischen Wirtschaft. Wie wird Putin nun vorgehen? © Sergei Bobylev/dpa

Jüngste Beobachtungen der Russen dürften Putin dabei zutiefst beunruhigend: Die Drohnen seien beim Angriff am 19. Mai größer gewesen, genauso wie die Sprengladungen, sagte Roman Sinjagowski, Sicherheitsdirektor und Bezirksleiter von Slawjansk, gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur Tass am Tag des Angriffs. Ähnliches fiel auch Eduard Trudnyev auf, einem Sicherheitsbeamten in Slawjansk, der sich ebenfalls gegenüber der Tass äußerte. Demnach setzen die Ukrainer größere und leistungsfähigere Drohnen ein als bei früheren Angriffen auf die Ölanlagen.

Putin will Russlands Wirtschaft schützen – Ölraffinerien werden häufiger zum Ziel der Ukrainer

Experten gehen laut Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) davon aus, dass die Ukrainer dank ihres raschen technologischen Fortschritts und der wachsenden Zahl unbemannter Flugzeuge der russischen Verteidigung immer einen Schritt voraus sind. Radio Free Europe/Radio Liberty ist ein vom US-amerikanischen Staat gegründeter und finanzierter Rundfunkveranstalter. Die Ukraine habe viel in die Entwicklung und Produktion von Langstreckendrohnen mit größerer Nutzlast und geringerer Störanfälligkeit investiert. Einige von ihnen könnten Ziele in einer Entfernung von mehr als 1.000 Kilometern von der Frontlinie treffen.

Diese technologische „Überlegenheit“, stellt Russlands Wirtschaft vor eine große Herausforderung. Für Putin ist klar, dass die Verteidigung der russischen Wirtschaft einer der obersten Prioritäten ist, um wichtige Standbeine der Infrastruktur zu schützen. Artjom Werchow, ein Beamter des russischen Energieministeriums, ließ laut RFE/RL im März 2024 verlauten, dass man Öl- und Gasinfrastrukturen mit Raketensystemen schützen wolle. Doch selbst wenn Russland den Schutz der kritischen Infrastruktur ausbaut, könnten die Russen bei der Verteidigung der ukrainischen Angriffe deutlich im Nachteil sein. Dies wäre vor allem der Fall, wenn die Ukrainer mit einer großen Zahl an Drohnen zuschlagen.

Geringere Einnahmen für Russlands Wirtschaft: Ukrainer legen Ölproduktion still

Wie lange Russlands Wirtschaft die Folgen der ukrainischen Angriffe durchhalten kann, ist schwer einzuschätzen. Zwar konnte Russland einige der Schäden an seinen Raffinerien schneller beheben, als viele erwartet hatten. Allerdings wird der Druck auf den Kreml angesichts drohender Engpässe bei Öl und Benzin größer.

Insbesondere vor dem Ukraine-Krieg haben Ölexporte Putin viel Geld in die Staatskasse gespült. Die Einnahmen des Kreml sind allerdings infolge der westlichen Sanktionen massiv eingebrochen. Aus Sorge vor Verknappung von Benzin hat Russland laut Informationen von Reuters Kasachsten um Hilfe gebeten. Sollte es zu Engpässen kommen, solle Kasachstan 100.000 Tonnen Benzin für eine Lieferung nach Russland bereithalten.

Internationale Vertreter weisen zudem auf die globalen wirtschaftlichen Folgen der ukrainischen Drohnenangriffe hin. Die USA befürchten, dass nicht nur Russlands Wirtschaft Engpässe drohen könnten. Laut Insidern wollte Washington ein Ende der ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Ölraffinerien. Grund sind steigende Ölpreise. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin warnte bereits Anfang April 2024, dass Angriffe auf russische Raffinerien „einen Dominoeffekt“ auf die globale Energiesituation haben könnten. Eine Fortsetzung der Drohnenangriffe dürfte also vor allem seitens der Vereinigten Staaten weitere Debatten befeuern. (bohy)

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