Skandal um erfundenen Experten: Wie „Ron Vara“ Trumps Zollpolitik beeinflusste

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Skurriler Skandal um Donald Trumps Handelsberater Peter Navarro: Jahrelang zitierte er den Wirtschaftsexperten „Ron Vara“, um seine harte Linie gegen China zu rechtfertigen. Doch diesen Experten gibt es gar nicht.

Washington – Donald Trump hat mit seiner Eskalation im Zoll-Streit einen Handelskrieg vom Zaun gebrochen. Mit Europa – aber auch mit China. Nun entwickelt sich ein ungewöhnlicher Skandal: Peter Navarro, bekannt als einer der radikalsten China-Kritiker in Trumps Regierung, nutzte die Figur „Ron Vara“, um seine Thesen zu untermauern. Vara wurde in mehreren seiner Bücher zitiert, darunter in dem bekannten Werk „Death By China“. Dort wird Vara als renommierter Wirtschaftsprofessor dargestellt, der vor den Gefahren chinesischer Importe warnt. Doch wie sich herausstellte, ist Ron Vara eine reine Erfindung – ein Anagramm von Navarros eigenem Nachnamen.

US-Präsident Donald Trump im Oval Office im Weißen Haus im Jahr 2017. Hinter ihm stehen der damalige Stabschef des Weißen Hauses, Reince Priebus (l), und vom Nationalen Handelsrat, Peter Navarro (r).
US-Präsident Donald Trump im Oval Office im Weißen Haus im Jahr 2017. Hinter ihm stehen der damalige Stabschef des Weißen Hauses, Reince Priebus (l), und vom Nationalen Handelsrat, Peter Navarro (r). © Evan Vucci/dpa

Die Enthüllung, dass Vara nie existierte, sorgte für Aufsehen. Harvard, wo Vara angeblich promoviert haben soll, konnte keine Aufzeichnungen über ihn finden. Navarro selbst gab später zu, dass Vara eine fiktive Figur sei, die er als „witziges literarisches Stilmittel“ bezeichnete. Doch Kritiker werfen ihm vor, die Figur bewusst genutzt zu haben, um seine politischen Argumente glaubwürdiger erscheinen zu lassen.

Zoll-Streit mit China: Wie „Ron Vara“ Trumps Politik beeinflusste

Die Rolle von „Ron Vara“ beschränkte sich nicht nur auf Bücher. Laut Berichten zirkulierte nach Trumps Amtsantritt ein Memo in Washington, in dem Vara angeblich empfahl, Zölle als politisches Werkzeug einzusetzen. In einer Fernsehsendung erklärte die Moderatorin Rachel Maddow, dass Vara in diesem Memo schrieb, Trump könne „die Zölle zum Sieg reiten“.

Navarro nutzte diese Figur, um seine harte Linie gegenüber China zu untermauern. Seine Strategie: Die Gefahren chinesischer Importe überzeichnen, um die öffentliche Meinung und Trumps Entscheidungen zu beeinflussen. So wird Vara in Navarros Büchern mit Zitaten erwähnt wie: „Nur die Chinesen können ein Ledersofa in ein Säurebad, ein Kinderbett in eine tödliche Waffe und eine Handybatterie in herzzerreißende Granatsplitter verwandeln.“

Kein Einzelfall für Donald Trump: „Insider-Witz“ oder gezielte Täuschung?

Navarros Schachzug erinnert an eine ähnliche Aktion von Donald Trump. In den 1980er-Jahren erfand Trump einen Sprecher namens „John Barron“, um positive Berichte über sich selbst zu lancieren. Kritiker sehen darin ein Muster: Die bewusste Manipulation von Fakten, um politische oder persönliche Ziele zu erreichen. Navarro selbst spielte die Enthüllungen herunter. Er bezeichnete Vara als „Insider-Witz“, der jahrelang unentdeckt geblieben sei. Sein Co-Autor Greg Autry bestätigte später, dass die Figur absichtlich geschaffen wurde, um Navarros Argumente zu illustrieren. Doch viele Beobachter sehen darin keine harmlose Anekdote, sondern eine gezielte Täuschung, die das Vertrauen in die Handelspolitik untergräbt.

Folgen für die Glaubwürdigkeit der Handelspolitik

Die Enthüllung über Ron Vara wirft ein Schlaglicht auf die Methoden, mit denen Trumps Regierung ihre wirtschaftspolitischen Maßnahmen rechtfertigte. Besonders in der Debatte über Zölle und Handelskriege mit China spielte Navarro eine Schlüsselrolle. Dass einer der zentralen Berater auf eine erfundene Quelle zurückgriff, lässt Zweifel an der Seriosität der gesamten Politik aufkommen. Er steht symbolisch für die manipulative Kommunikation, die Trumps Amtszeit prägt.

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