Sorge um Werkschließungen bei VW in Deutschland: Diese drei wären besonders gefährdet
Die Situation bei Europas größtem Autobauer Volkswagen spitzt sich zu. Nun steht auch die Schließung von Werken in Deutschland zur Debatte. Ein Trio könnte in die engere Auswahl kommen.
Berlin – Das Sparprogramm von VW hat die deutsche Wirtschaft und Politik erschüttert. Im Rahmen eines Sparprogramms schließt die Kernmarke VW jetzt auch Werkschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger aus, wie das Unternehmen nach einer Führungskräftetagung mitteilte. Auch die Schließung ganzer Standorte in Deutschland soll nicht länger Tabu sein. Welche Werke wären besonders in Gefahr?
VW schließt offenbar bald Werke – wohl auch mindestens eins in Deutschland
In Deutschland wurde bislang noch nie ein VW-Werk geschlossen. Neben dem Stammwerk in Wolfsburg unterhält VW Fabriken in Hannover, Emden, Osnabrück, Braunschweig, Salzgitter, Kassel, Zwickau, Dresden und Chemnitz. Die Tochter Audi hatte jüngst bereits ihr Werk in Brüssel auf den Prüfstand gestellt.
Konzernchef Oliver Blume begründete den Kurs mit der sich zuspitzenden Lage. „Die europäische Automobilindustrie befindet sich in einer sehr anspruchsvollen und ernsten Lage. Das wirtschaftliche Umfeld hat sich nochmals verschärft“, sagte er laut Mitteilung.
Bei möglichen Werkschließungen von VW in Deutschland – Osnabrück könnte auf der Kippe stehen
In Niedersachsen gilt vor allem das kleine Werk Osnabrück als gefährdet. Als eine der kleineren Produktionsstätten im VW-Reich galt der Standort unter Insidern bereits als gefährdet, bevor die Pläne des Vorstands öffentlich wurden, schreibt die WirtschaftsWoche. „Natürlich machen wir uns alle Sorgen“, sagte der Betriebsratschef des VW-Werks in Osnabrück, Jürgen Placke, dem NDR Niedersachsen. 2.300 Menschen seien am Standort beschäftigt.
Ministerpräsident Stephan Weil will sich für Niedersachsen stark einsetzen. „Das Land wird sich dementsprechend sehr aktiv und konstruktiv an den nun folgenden Gesprächen beteiligen“, sagte Weil (SPD), der für Niedersachsen auch im VW‑Aufsichtsrat sitzt. Allerdings sieht auch er die deutsche Autoindustrie in einer „schwierigen Lage“ und hält zusätzliche Einsparungen bei VW für zwingend.
VW plant offenbar mindestens ein Werk in Deutschland zu schließen – Dresden betroffen?
Auch Dresden könnte in die engere Auswahl bei den Schließungen kommen. Die Gläserne Manufaktur ist die kleinste Produktionsstätte in Deutschland. In dem Endmontage-Werk werden nur E-Fahrzeuge abgefertigt. Da der Absatz von E-Autos derzeit stockt, könnte es der Standort ebenfalls aktuell besonders schwer haben.
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Bereits im März 2024 gab es Diskussionen über die Zukunft des Standorts. Damals dachte Volkswagen laut über ein Ende der Autoproduktion in der Gläsernen Manufaktur nach. „Eine Fahrzeugfertigung ist schwierig darzustellen bei einer solchen Stückzahl und der Logistiksituation mitten in Dresden“, sagte Markenchef Thomas Schäfer im März bei einer Pressekonferenz.
Sorge um Werkschließungen bei VW – Emden könnte wackeln
Laut der WirtschaftsWoche halten Insider auch für wahrscheinlich, dass die Werkschließung den Standort Emden treffen könnte. Das Werk gelte als gut verkäuflich – etwa an einen chinesischen Autobauer. Schließlich habe es einen Zugang zum Hafen, sagte ein Kenner des Konzerns. Heute werden im Werk Emden der Volkswagen Passat, Arteon, Arteon Shooting Brake und der vollelektrische ID. 4 gefertigt.
Allerdings stellt sich dann die Frage, welche Folgen die Schließung für die VW-Pläne hätte, in Emden 50.000 mehr E-Autos zu produzieren, als ursprünglich geplant. Betriebsräte und Gewerkschaft haben bereits angekündigt, „erbitterten Widerstand“ gegen die Einschnitte von VW leisten zu wollen.
VW empört mit Sparprogramm – Werkschließungen nun auf dem Tisch
Die Kernmarke Volkswagen hat seit Jahren mit hohen Kosten zu kämpfen und liegt bei der Rendite weit hinter den Konzernschwestern wie Skoda, Seat und Audi zurück. Ein 2023 aufgelegtes Sparprogramm sollte hier die Wende bringen, das Ergebnis bis 2026 um zehn Milliarden Euro verbessern. Unter anderem sollen die Personalkosten in der Verwaltung um 20 Prozent sinken. Beim Personalabbau setzte VW bisher auf Altersteilzeit und Abfindungen, entsprechende Programme wurden im Frühjahr noch einmal ausgeweitet und 900 Millionen Euro für Abfindungen von bis zu 474.000 Euro für besonders lang gediente Mitarbeiter zurückgelegt.
Sinkende Verkaufszahlen, der stockende Hochlauf der Elektromobilität und neue Konkurrenz aus China machen der Branche insgesamt zu schaffen. Bei VW brach der Konzerngewinn nach Steuern im ersten Halbjahr um 14 Prozent ein, bei Mercedes-Benz sogar um fast 16 Prozent. BMW verdiente im zweiten Quartal acht Prozent weniger. Der Zulieferer ZF kündigte nach einem Gewinnrückgang an, bis Ende 2028 in Deutschland zwischen 11.000 und 14.000 Stellen zu streichen. Continental will sein schwächelndes Autozuliefergeschäft womöglich komplett abspalten und an die Börse bringen. (bohy mit Material der dpa)