Schwerer Schlag für Putin: Ukraine trifft erneut Herz der russischen Wirtschaft

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Putin will die russische Wirtschaft ankurbeln. Doch für seine Pläne könnte er bald die Quittung bekommen. © Maxim Shemetov/dpa

Die Angriffe der Ukraine zielen häufiger auf russische Ölraffinerien und Anlagen. Ein wichtiger Akteur muss den Betrieb nun vorerst aussetzen.

Moskau – Bei einem ukrainischen Drohnenangriff geraten erneut Russlands Ölraffinerien ins Visier. Beim jüngsten Drohnen-Anschlag trifft es eine Raffinerieanlage, die zu Russlands Energieunternehmen Gazprom Neft gehört. Nach einem Brand musste Gazprom Neft den Betrieb der Anlage vorerst einstellen, teilten drei Quellen der Nachrichtenagentur Reuters mit. Mit Angriffen auf die Energieinfrastruktur will die Ukraine zunehmend die russische Wirtschaft schwächen.

Ukraine greift Russlands Wirtschaft an – Drohnenattacke auf Raffinerieanlage

Ukrainische Drohnen haben Anlagen der „Moskau Raffinerie“, einer Tochtergesellschaft von Gazprom Neft, bei einem Angriff am 1. September getroffen. Die Drohnenangriffe haben laut Angaben aus Russland ein Feuer in einem„separaten technischen Raum“ der Raffinerie verursacht. Der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge konnten Rettungsdienste zwar den Brand eindämmen – doch Quellen teilten Reuters mit, dass die Anlagen die Ölverarbeitung aufgrund von Reparaturen erst nach einigen Tagen wieder aufnehmen kann.

Zum Hintergrund: Vor einigen Jahren hatte Präsident Wladimir Putin angeordnet, dass die Ölraffinerieanlagen von Euro+ die Anlagen der „Moskauer Raffinerie“ unterstützen. Dieses Projekt sei Teil eines größeren Programms zur ökologischen und technologischen Modernisierung der Moskauer Raffinerie, heißt es in Medienberichten. „Mit der Inbetriebnahme der [Euro+ CORU] werden 80 Prozent der Moskauer Raffinerie modernisiert sein“, sagte Putin feierlich in einer Videoansprache im Jahr 2020.

Wie funktionieren Öl-Raffinerien?

Eine Ölraffinerie ist eine Anlage, in der Rohöl zu verschiedenen nützlichen Erdölprodukten wie Benzin, Kerosin oder Düsentreibstoff destilliert wird. Ölraffinerien dienen im Wesentlichen als zweite Stufe im Rohölproduktionsprozess nach der eigentlichen Gewinnung des Rohöls im vorgelagerten Bereich.

Schäden für und Russlands Wirtschaft – Ukraine könnte Kapazität der Raffinerien untergraben

Auf die Euro+-Anlage entfallen rund 50 Prozent der gesamten Hauptraffineriekapazität des Werks, die Rohöl-Destillationsanlage hat laut Reuters eine Kapazität von 6 Millionen Tonnen Öl pro Jahr. Im Jahr 2023 verarbeitete das Moskauer Werk 11,6 Millionen Tonnen Rohöl und produzierte 2,6 Millionen Tonnen Benzin, 3,3 Millionen Tonnen Gasöl, 2,3 Millionen Tonnen Heizöl und 0,9 Millionen Tonnen Flugzeugtreibstoff. Gazprom Neft hat sich auf Anfrage von Reuters noch nicht zu den Angriffen geäußert. Es bleibt daher abzuwarten, ob der Betrieb zeitnah wieder aufgenommen werden kann.

Seit geraumer Zeit häufen sich Angriffe solcher Art. Denn mit gezielten Anschlägen auf Russlands Wirtschaft versuchen die ukrainischen Truppen Putins wunden Punkt zu treffen. „Wenn das Ausmaß der ukrainischen Drohnenangriffe auf dem Niveau vom März beibehalten wird und sich die russische Luftabwehr nicht verbessert, wird die Ukraine in der Lage sein, die russischen Raffinerien schneller zu beschädigen, als sie repariert werden können, und so die Raffineriekapazität des Landes langsam aber stetig zu untergraben“, schreibt Energieexperte Sergey Vakulenko in einem Beitrag für die Denkfabrik „Carnegie Endowment for International Peace“ im April 2024.

Ukrainische Angriffe auf Russlands Ölraffinerien besorgen USA

Zudem seien Reparaturen der Raffinerieanlagen teuer: „Sie sind zehn-, wenn nicht hundertmal so hoch wie die Kosten für Drohnen“, erklärte Vakulenko. Nach Ansicht von Experten werden sich die Angriffe zunächst wenig auf den Militäreinsatz in der Ukraine oder auf Russlands Wirtschaft auswirken, da Russland immer noch über ausreichende Raffineriekapazitäten außerhalb der Reichweite der ukrainischen Drohnen verfügt. Sollten die Angriffe jedoch andauern, könnte es im Laufe des Jahres zu Engpässen auf dem Verbrauchermarkt kommen, schreibt die Nachrichtenagentur bne IntelliNews.

Die ukrainischen Drohnenanschläge auf Raffinerien sind allerdings auch umstritten. Im Zuge der Angriffswellen durch ukrainische Drohnen haben die USA bereits Warnungen ausgesprochen. Washington zeige sich besorgt, dass die Drohnenangriffe die globalen Ölpreise in die Höhe treiben und Vergeltungsschläge provozieren könnten, berichtete die Financial Times im März. Die wiederholten Warnungen seien an hochrangige Beamte des Staatssicherheitsdienstes der Ukraine und seines militärischen Geheimdienstdirektorats gerichtet worden, teilten die Personen der Financial Times mit. (bohy)

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