„Diese Verrohung ist schrecklich“: Leser fordern faire Diskussionskultur

Der Artikel "Nach rechtem Hetzvideo auf Tiktok ergießt sich Hasswelle über Apothekerin"  thematisiert die Konsequenzen eines viralen TikTok-Hetzvideos zu hohen Medikamentenpreisen. Ein Kunde regt sich darin über eine seiner Ansicht nach zu teure Hautcreme auf. Als Reaktion bekommt eine Thüringer Apothekerin Morddrohungen. Das entfacht eine hitzige Leserdebatte auf FOCUS online: Während viele Kommentatoren die Preisspannenverordnung und generell die hohen Arzneipreise in Deutschland kritisieren, verurteilen andere die politische Zuschreibung zur rechten Szene und sprechen von Ablenkungsmanövern. Auffällig viele lenken die Debatte zudem auf gesellschaftlichen Umgangston und mangelnde Diskussionskultur, während wiederum Medienkritik und regionale Vorurteile in Ost-West-Perspektive aufflammen.

Verteilung der Meinung zu "Leser reagieren mit scharfer Preiskritik – und werfen Medien wie Politik mangelnde Sachlichkeit und Polarisierung vor"
Den größten Anteil (44 Prozent) machen Leser aus, die die hohen Medikamentenpreise in Deutschland bemängeln. FOCUS Online

„Warum sind Medikamente bei uns so teuer?“ – Massive Kritik an Preispolitik und Staat

Den größten Anteil (44 Prozent) machen Leser aus, die die hohen Medikamentenpreise in Deutschland bemängeln. Sie sehen politische Fehlsteuerung, insbesondere durch die Preisspannenverordnung, als Hauptursache und fordern, die tatsächlichen Ursachen statt der Apotheker ins Visier zu nehmen.

"Der Mann hat doch recht in der Sache. Wieso wird ein Produkt in Deutschland für den 5-fachen Preis verkauft?? Das ist doch alles künstlich geschaffen. Und da gibt es leider tausende Beispiele, wie der Deutsche abgezockt wird"  Zum Originalkommentar

"Was soll denn eine Preisspannenverordnung? Macht hier das Gesetz die Medikamente gezielt teuer und die Politiker jammern dann herum, dass alles so teuer ist. Die Verteuerung ist aber schon enorm und das innerhalb der EU. Unsere Politiker und deren sogenannte Experten kennen wohl überhaupt nicht, was im System läuft und welche Vorschriften es da gibt, um in Deutschland die Apotheken zu schützen und die Medikamente unbezahlbar zu machen."  Zum Originalkommentar

"Hier wird eine Apothekerin für die Handlungen des Gesetzgebers verantwortlich gemacht. Denn die Preisspannenverordnung ist staatlich gemacht und verhindert, dass Patienten Reimporte bei Medikamenten zu den international günstigen Preisen erhalten. Eigentlich eine Baustelle für die neue Bundesregierung."  Zum Originalkommentar

"Der eigentliche Skandal ist doch, dass wir per Gesetz die teuersten Medikamente in Europa haben. Wieso kann ein Mittel in unserem angeblich grenzenlosen Europa nicht in allen Ländern gleich viel kosten?"  Zum Originalkommentar

"Da regt sich jemand über einen unfairen Preis auf und wird wegen Volksverhetzung angezeigt, die Apothekerin bekommt einen Shitstorm, aber niemand regt sich über die Preisspannenverordnung auf. Schuld an der Misere sind unsere Politiker und die Pharmalobby."  Zum Originalkommentar

„Ist das wieder nur Framing?“ – Kritik an politischer Einordnung und Rechtsextremismus-Vorwürfen

Mit einem Anteil von 23 Prozent äußern Leser Zweifel an der politischen Einordnung des Kunden als rechtsradikal. Sie hinterfragen die Seriosität der Berichterstattung und sehen eine Tendenz, von den eigentlichen Problemen abzulenken.

"Woran ist eigentlich zu erkennen, dass es "Rechte" sind. Oder ist das mal wieder Framing. Viel interessanter finde ich den Preisunterschied zwischen GR und D, aber das scheint ja nicht das Thema zu sein."  Zum Originalkommentar

"Und das alles wird noch von Putins Pöbelpartei befeuert! An der Spitze der rechten Verbrecher steht Höcke!"  Zum Originalkommentar

"Interessant, dass unsere Rechten wieder versuchen, vom Thema abzulenken."  Zum Originalkommentar

"So wird es dann werden, sollten die Blauen jemals an die Macht kommen. Hetze und Drohungen, alles wie gehabt!"  Zum Originalkommentar

„Die Verrohung ist schrecklich“ – Appell für respektvolle Diskussionskultur

Jeder zehnte Leser fordert einen respektvollen Umgang und verurteilen die massiven Beschimpfungen gegen die Apothekerin. Zugleich kritisieren sie die oftmals intolerante Diskussionskultur und mahnen mehr Selbstreflexion an.

"Ja, da ist ein großer Preisunterschied. Was nicht angebracht ist, sind die Beschimpfungen. Die Verrohung mancher Menschen ist schrecklich. Hoffentlich erhält die Apothekerin starke Unterstützung"  Zum Originalkommentar

"So wie es aussieht, hat der Kunde einen Blitzableiter für seinen Frust gefunden. Er ist leider nicht intelligent genug, um zu erkennen, dass die Apothekerin das Problem nicht lösen kann. Und so findet der Pöbel einen Weg... Wir sollten ganz schnell versuchen, solchen Leuten klarzumachen, dass es nichts nutzt, andere Menschen ins Unglück zu stürzen. Die Probleme werden so nicht gelöst."  Zum Originalkommentar

"Ich finde es aber auch merkwürdig und unseriös, eine Verpackung mit einem übergeklebten Preisschild zu verkaufen. Habe ich so noch nie erlebt, das ist doch kein Sonderpostenmarkt. Aber diese rechtsradikalen Ausdrücke gehen überhaupt nicht, konstruktiv kritisieren können wohl viele nicht."  Zum Originalkommentar

„Warum berichten die Medien nicht über die wahren Probleme?“ – Vorwürfe gegen Berichterstattung

Mit 9 Prozent wenden sich manche Leser gegen den medialen Fokus auf Hetze und politische Zuschreibungen. Sie wünschen sich eine transparentere mediale Aufarbeitung zu Preispolitik und Pharmabranche statt spekulativer Einordnungen.

"Warum kommt dann kein Artikel über die Missstände bei der Preispolitik von Medikamenten, sondern ein Bericht über einen Kaspar, der hetzt? Erinnert irgendwie an die aktuelle Politik und den Umgang der Medien mit der aktuellen Sachlage..."  Zum Originalkommentar

""Offensichtlich" der rechten Szene? Bravo, das nenn ich seriöse Berichterstattung."  Zum Originalkommentar

"Der Pharmaindustrie täte es sehr gut, wenn es einen Journalismus gäbe, der transparent macht, warum diese Ungleichheit innerhalb der EU überhaupt möglich ist. Warum nun, der sich sicher im Ton total vergriffene Mensch, als re...populistisch in diesem Zusammenhang benannt wird, erschließt sich für mich an keiner Stelle."  Zum Originalkommentar

„Thüringen halt – was will man erwarten?“ – Ost-West-Polemik und regionale Klischees

Sechs Prozent bedienen sich regionaler Vorurteile und politischer Zuschreibungen gegenüber Thüringen und dem Osten. Die Polemik reicht von ironischem Spott bis zu pauschaler Ablehnung der ostdeutschen Gesellschaft.

"Nun ja, Thüringen halt. Ist ja nicht anders zu erwarten in Höckeland."  Zum Originalkommentar

"Das Problem ist, dass man den Kerl in unserem laschen Rechtsstaat gewähren lässt."  Zum Originalkommentar

„Dann kauf doch online in Griechenland!“ – Plädoyer für Alternativen und Konsumfreiheit

Fünf Prozent der Leser lenken die Diskussion auf das Verhalten der Kunden. Sie schlagen vor, alternative Bezugsquellen wie Online-Shops oder ausländische Apotheken zu nutzen und kritisieren mangelnde Systemkenntnis.

"Dann bestell die Creme doch im Internet. Vielleicht ist sie dort billiger. Er muss nicht in die Apotheke gehen."  Zum Originalkommentar

"Der angeblich "rechte Hetzer" muss ja nicht dort kaufen, und kann die Ware auch in Griechenland erwerben."  Zum Originalkommentar

"Dann soll der Schlaumeier mal schnell nach Athen fliegen und sich dort versorgen!"  Zum Originalkommentar

"Ich gehe mal davon aus, die Salbe wurde nicht von einem Arzt verschrieben, so dass der Patient den Preis aus eigener Tasche bezahlen musste und empört die Öffentlichkeit gesucht hat. Wahrscheinlich ist er verwöhnt, dass bei einem ärztlichen Rezept die Krankenkasse die Kosten übernimmt und ihn dann der Preis nicht interessiert? Gut, dass er bei allen Produkten die Herstellungs- und Großhandelspreise nicht kennt."  Zum Originalkommentar

Ironie und Sarkasmus: Von Mauern, Antifa und schnellen Griechenland-Trips

Mit drei Prozent stellen die restlichen, meist sarkastisch-ironisch gefärbten Kommentare ein buntes Sammelbecken für überzogene Forderungen, Seitenhiebe auf angebliche politische Hintergründe und Zuspitzungen rund um die Debatte dar.

Der Fall einer bedrohten Apothekerin wirft Fragen zur Preispolitik, zum gesellschaftlichen Umgang und zur politischen Einordnung auf. Wie beurteilen Sie Preisgestaltung, Hass im Netz und gesellschaftliche Verantwortung? Teilen Sie Ihre Meinung und diskutieren Sie konstruktiv mit anderen Lesern in den Kommentaren.

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