Aufbruch ins 21. Jahrhundert: Schluss mit Faxen – Bundestag schafft Geräte ab
Die 70er sind vorbei und im Bundestag fliegen die Faxgeräte raus. Mit diesem Schritt will sich das Parlament endlich ins 21. Jahrundert bewegen.
Berlin – Wohl kein Gerät steht so sehr für die verpatzte Digitalisierung in Deutschland wie das Faxgerät. Eines der ersten seiner Art erblickte 1974 das Licht der Welt, wie der Sammlungsleiter im Kommunikationsmuseums Heusenstamm der Tagesschau berichtete. Dort steht das Infotec 6002 als Relikt einer vergangenen Zeit, während seine Nachfahren noch heute in Arztpraxen, Verwaltungen und Behörden stehen.
Doch es scheint ein Licht am Ende des Tunnels in der Digitalwüste Deutschland zu geben. Der Bundestag trennt sich nach Jahrzehnten von ihren treuen Faxgeräten und setzt alles auf Digitalisierung.
Bundestag trennt sich vom Faxgerät – ein Meilenstein deutscher Digitalisierung
Eine ganze Menge Fax-Nummern werden sich künftig wohl nicht mehr erreichen lassen. Denn der Deutsche Bundestag hat sich dazu durchgerungen, die veraltete Technologie zu verbannen. Schon seit Monatsbeginn hat es sich im hohen Haus „ausgefaxt“, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete. Die Bundestagsverwaltung habe dafür gesorgt, dass alle Arbeitsprozesse digitalisiert worden seien, für die bislang das Faxgerät habe herhalten müssen.
Im November 2023 habe der Haushaltsausschuss die Bundestagsverwaltung aufgefordert, bis zum 30. Juni 2024 alle Faxgeräte aus dem Bundestag zu entfernen. Dabei wurde ein entsprechender Beschluss erst 2021 vom Ältestenrat beschlossen, der die Abschaffung bis 2024 vorgab. Damit komme der Bundestag „im 21. Jahrhundert an“, hieß es in einem Beitrag des damaligen parlamentarischen Geschäftsführers der FDP-Fraktion, Marco Buschmann, auf der Online-Plattform X.
Wie überfällig dieser Schritt gewesen sei, habe der aktuelle Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Torsten Herbst, anhand von Besucherreaktionen erkannt. „Besucher haben sich in den letzten Jahren immer wieder gewundert, dass vor den Ausschusssitzungsräumen noch Faxgeräte stehen“, sagte er der dpa.
Ganz ohne Fax geht es nicht – Nummer für Fragen bleibt
Technologie-Nostalgiker müssen sich aber keine allzu großen Sorgen machen. Denn so ganz scheint sich auch der Bundestag nicht von den Retro-Maschinen trennen zu können. So soll auch nach dem Schritt zur Digitalisierung eine Faxnummer für Bürgerfragen erhalten bleiben. Die Nachrichten sollen dann entsprechend digitalisiert werden.
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Wann der Rest von Deutschland dem technologischen Wagnis des Bundestags folgt, bleibt abzuwarten. Zumindest in Bayern hat der Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) „die Faxen dicke“, wie es humoristisch in einer Mitteilung des Digitalministeriums vom Dezember 2023 hieß. „Unser Bayern ist Hightech-Land. Wir sollten deshalb bundesweit vorangehen und dem Fax in der öffentlichen Verwaltung als erstes Bundesland den Stecker ziehen“, so der Minister.
Wie es mit dem „Fax-Bann“ von Mehring weitergeht, ist schwer zu sagen. Laut einer Sprecherin des Digitalministeriums, soll die Zahl der Faxgeräte in bayerischen Behörden noch in diesem Jahr drastisch reduziert werden, berichtete die dpa. Über konkrete Maßnahmen und einen verbindlichen Zeitplan müsse allerdings das Kabinett entscheiden. Probleme könnte allerdings der Koalitionspartner CSU machen. Finanzminister Albert Füracker (CSU) gibt zu bedenken: „Es gibt Menschen, die wollen uns was faxen“, sagte er Ende Januar im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk. Man darf gespannt sein.
Sicherheitsrisiko Fax – Chaos-Computer-Club warnt vor Hackerangriffen
„Aus Sicht der IT-Sicherheit sind solche All-in-one-Printer eine Black Box“, so das Urteil von Yaniv Balmas auf dem Kongress des Chaos-Computer-Clubs 2018 in Leipzig. „Ein Fax mit bösartigem Code zu versenden, kann so zur völligen Kontrolle über den Computer führen.“
Die Verwaltungen in Bremen wurden sogar von der Landesbeauftragten für Datenschutz angehalten, keine personenbezogenen Daten über Faxgeräte zu verschicken. Diese seien extrem unsicher und würden nicht den geltenden Datenschutzverordnungen entsprechen. „Aufgrund dieser Unwägbarkeiten hat ein Fax hinsichtlich des Schutzziels Vertraulichkeit das gleiche Sicherheitsniveau wie eine unverschlüsselte E-Mail, die zu Recht als digitales Pendant zur offen einsehbaren Postkarte angesehen wird“, heißt es auf der Webseite der Freien Hansestadt Bremen. (nhi/dpa)