Ungewollter Sturzflug bei Boeing-Maschinen: Pannenserie bei Flugzeugbauer reißt nicht ab

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Boeing steht vor neuen Problemen. Mehrere „Dreamliner“ wiesen Sicherheitsmängel auf. Beim Modell 777X fallen Testflüge flach.

Arlington County, USA – Der US-Flugzeugbauer Boeing kann sich nicht aus der Pannenserie befreien. Nachdem bereits im Winter und Frühjahr Flugzeugteile von fliegenden Maschinen abgefallen sind, die Boeing-Führung die Segel streichen musste und die US-Luftfahrtbehörde FAA vor Explosionsgefahr gewarnt hatte, warnten Whistleblower vor einer „tickenden Zeitbombe“ in der Produktion des 787 Dreamliner. Jetzt scheint sich die Warnung zu bewahrheiten.

Neue Probleme bei Boeing Dreamliner – US-Behörde greift ein

Auch einer der neuesten Fälle betrifft den Boeing 787 Dreamliner. Im März war eine Maschine in einen abrupten Sturzflug übergegangen, nachdem der Pilot eine „unkontrollierte“ Sitzbewegung gemacht hatte. Jetzt hat die US-Luftfahrtbehörde FAA die Inspektion hunderter Flugzeuge desselben Typen angeordnet – die Fälle, bei denen genau dasselbe Problem aufgetreten war, hatten sich gehäuft. Laut der FAA kann eine „unbeabsichtigte horizontale Bewegung eines besetzten Pilotensitzes“ zu einem „schnellen Sinkflug“ führen – und damit zu Verletzungen bei Passagieren und der Besatzung.

Boeing 787 Dreamliner Flugzeug beim Start auf einem Flughafen.
Boeing 787 Dreamliner Flugzeug beim Start auf einem Flughafen (Symbolfoto). Boeing steht vor neuen Problemen. Mehrere „Dreamliner“ wiesen Sicherheitsmängel auf. Beim Modell 777X fallen Testflüge flach. © IMAGO/Jochen Tack

Konkret war das bereits im März bei einem Dreamliner der Latam Airlines passiert. Mehr als 50 Passagiere waren verletzt worden. Nach Angaben der FAA waren ähnliche Probleme mit dem Sitz des Kapitäns und des Ersten Offiziers neben dem vorliegenden Fall in mindestens fünf anderen Berichten aufgetreten. Der jüngste davon habe, so berichtete die Welt, im Juni stattgefunden. Zwei der Fälle werden derzeit untersucht.

Durch die Anordnung der FAA müssen weltweit 737 Flugzeuge so lange am Boden bleiben, bis die Pilotensitze der Modelle 787-8, 787-9 und 787-10 auf fehlende oder gebrochene Kippschalter oder beschädigte Schalterabdeckungen überprüft sind. Gegebenenfalls müssten diese ausgetauscht werden.

Boeing Modell 777X – Testflüge fallen aus

Ein weiteres Problem ist beim neuen Boeing Modell 777X aufgetreten. Wegen Schäden an der Verbindung zwischen Triebwerk und Flügeln hatte der Flugzeugbauer die Testflüge des schon jetzt verspäteten Modells ausgesetzt. Eine planmäßige Inspektion habe offengelegt, dass ein Bauteil sich „nicht wie vorgesehen verhalten habe“, zitierte das ZDF den Konzern. Unter Berufung auf einen Bericht der Branchen-Website The Air Current war vorher bei einem Testflugzeug vom Typ 777-9 ein Verbindungselement zwischen Triebwerk und Tragfläche unterbrochen gewesen. Weitere Maschinen aus der Testflotte hätten dasselbe Problem gehabt.

Die Luftverkehrsbehörde FAA ist auch in diesem Fall bereits informiert. Ursprünglich hatte Boeing die 777X als Nachfolger für die 777 vorgestellt, und das bereits 2013. 2020 hätte die 777X-Reihe in Dienst gestellt werden sollen. Aktuell (Stand 2024) liegt der Starttermin im Jahr 2025.

Angehörige von Boeing-Absturz-Opfern fordern Milliardenstrafe

Auch einige Fälle, die bereits weit in der Vergangenheit liegen, hängen Boeing nach wie vor an. Am 19. Juni meldete die Nachrichtenagentur Reuters, dass Hinterbliebene von bei zwei Abstürzen verstorbenen Boeing-Passagieren eine Strafe in Milliardenhöhe forderten. Der Forderung nach sollte das US-Justizministerium eine Geldstrafe von 24,78 Milliarden US-Dollar (rund 23 Milliarden Euro) verhängen. Außerdem verlangten die Angehörigen eine Strafverfolgung gegen alle Führungskräfte des Unternehmens, die zum Zeitpunkt der Abstürze tätig waren.

Die Abstürze fanden im Oktober 2018 (189 Tote) und März 2019 (157 Tote) statt. Beide Unfälle waren später auf fehlerhafte Flugsteuerungssysteme zurückzuführen. Das hatte der Focus berichtet. Weltweit mussten daraufhin alle Maschinen des Typs Boeing 737 Max 20 Monate lang auf dem Boden bleiben.

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