„Sie wissen, dass es Selbstmordmission ist“ - Jetzt noch für Putin sterben? Russen verweigern angeblich Angriffsbefehl am Dnipro

Russische Truppen versuchen offenbar bei Inkaufnahme hoher Verluste Fuß am westlichen Ufer des Dnipro in der südlichen Ukraine zu fassen. Das berichtet der „Guardian“ am Dienstag. 

Dem Gouverneur der Region Cherson, Oleksandr Prokudin, zufolge werden immer wieder Angriffe gestartet, um Gebietsgewinne für künftige Friedensverhandlungen zu erzielen.

Prokudin erklärte während eines Besuchs in Großbritannien, dass russische Soldaten an vier Stellen versuchen würden, den Fluss zu überqueren. Ziel sei es, die gesamte Oblast Cherson für sich zu beanspruchen. 

„Russen ist klar, dass es Selbstmordmission ist“

„Jeden Tag gibt es neue Versuche“, sagte er laut „Guardian“. Ukrainischen Geheimdienstinformationen zufolge habe ein russischer Vizekommandeur die Truppen angewiesen, die Flussüberquerung um jeden Preis durchzuführen, obwohl nicht alle Soldaten dazu bereit seien.

Die russischen Verluste seien enorm, so Prokudin weiter. Viele Angreifer würden bereits kurz nach der Überquerung getötet oder verwundet. „Den Russen ist vollkommen klar, dass es sich um eine Selbstmordmission handelt“, betonte er. 

Dokumente gefallener Soldaten würden zeigen, dass sich unter ihnen sowohl unerfahrene Rekruten als auch Veteranen befänden, die seit mehr als zwei Jahren in der Ukraine kämpften.

Die Soldaten des 24. und 26. russischen motorisierten Gewehrregiments verweigern offenbar Angriffsbefehle, meldet der ukrainische Telegramkanal „Atesh“. Demnach weigern sie sich, Inseln in der Region Cherson zu stürmen. 

Viele Kameraden kehrten nicht von Operation am Dnipro zurück

Der Grund dafür ist einfach: Zu viele ihrer Kameraden seien von solchen Operationen nicht zurückgekehrt und befinden sich noch im Dnipro.

Unter den Soldaten werde über ein mögliches Einfrieren der Feindseligkeiten gesprochen, was die Moral weiter untergrabe, heißt es. Sie seien sich darüber im Klaren, dass es sinnlos sei, für den Versuch zu sterben, ein paar Quadratmeter fremden Landes zu erobern – wenn sie stattdessen warten könnten, bis die Kämpfe aufhören.

Nach dem russischen Einmarsch 2022 hatte Moskau große Teile der Region Cherson besetzt, musste sich jedoch im November desselben Jahres unter hohem Druck von der Westseite des Dnipro zurückziehen. Trotz der militärischen Niederlage hatte Kremlchef Wladimir Putin kurz zuvor einseitig die Annexion der gesamten Region verkündet.

Russischen Angriffe konzentrieren sich auf vier Bereiche

Cherson hat strategische Bedeutung, da die Stadt an der Mündung des Dnipro liegt. Vor Kriegsbeginn lebten dort etwa eine Million Menschen, heute sind es auf der ukrainisch kontrollierten Seite nur noch rund 155.000. Die Region steht aktuell weiter unter starkem Beschuss durch russische Drohnen- und Artillerieangriffe.

Russland versuche, so Prokudin, vor möglichen Friedensgesprächen so viel Land wie möglich zu erobern. Die Ukraine lehne es zwar kategorisch ab, Territorien abzutreten, doch sei es auf dem Schlachtfeld schwierig, verlorenes Land zurückzugewinnen. 

Besonders seitdem die USA direkte Gespräche mit Russland aufgenommen haben und Kiew dabei weitgehend an den Rand gedrängt werde, setze Moskau verstärkt auf militärische Fakten.

Die russischen Angriffe konzentrieren sich laut „Guardian“ auf vier Bereiche: die sumpfigen Inseln am Dnipro-Delta, die Brücken von Antonivka östlich von Cherson sowie die Dörfer Lwow und Smiivka, das oberhalb des zerstörten Kachowka-Staudamms liegt.