Tierschutzaktivistin Scarlett Treml über ihre Aktion in Stetten: „Niemand wurde bedroht – außer wir“
Tierschutzaktivisten haben am Dienstag eine CSU-Veranstaltung mit Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gestört. Sprecherin Scarlett Treml stellt nun dar, wie sie die Situation empfunden hat.
Stetten - Eine Gruppe von Aktivisten der Tierschutzorganisation „Animal Rebellion“ hat am Dienstagabend eine Veranstaltung der CSU-Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber gestört. Die Polizei ermittelt, die Ministerin fand den Vorfall „beunruhigend“. Im Interview mit der Heimatzeitung stellt nun Scarlett Treml, eine der Tierschutzaktivisten, die an dem Abend in Stetten waren, ihre Sicht der Dinge dar. Und die unterscheidet sich deutlich von der vieler anderer Anwesenden.
Frau Treml, wie haben Sie die CSU-Veranstaltung in Stetten erlebt?
Scarlett Treml: Wir besuchen schon länger die Veranstaltungen von Frau Kaniber. Sie weiß eigentlich ganz genau, dass von uns absolut keine Gefahr ausgeht.
Einige Menschen im Publikum kannten Sie jedoch nicht und die fühlten sich durchaus überrumpelt.
Es stimmt, wir wollten diesmal eine etwas progressivere Art der Kommunikation mit Frau Kaniber wählen. Wenn wir einfach nur unsere Frage gestellt hätten, hätte sie uns wie immer mit leeren Floskeln abgewimmelt. Deshalb haben wir uns diese Kunstaktion mit Plakat, Kette und Masken überlegt.
Gerade die Kette empfanden einige aber durchaus als bedrohlich.
Niemand wurde an dem Abend bedroht, außer wir Aktivisten. Und zwar gewaltsam. „Animal Rebellion“ macht keinen Stress, wir stehen für friedlichen Protest. Wenn man uns unsere Aktion hätte machen lassen, wären wir wenige Minuten später freiwillig gegangen, wie wir es immer tun.
Aber wäre für Ihr Anliegen, die Abschaffung der Anbindehaltung in der konventionellen Landwirtschaft, ein Diskurs oder ein Gespräch nicht besser?
Natürlich. Deshalb verstehe ich auch nicht, dass Frau Kaniber behauptet, wir hätten das Gespräch mit ihr abgelehnt. Wir sind stets offen für den Dialog mit Politikern, Landwirten oder sonstigen Akteuren.
Meine news
Welches Fachwissen bringen Sie mit?
Ich bin Agrarwissenschaftlerin. Aber man muss kein Experte sein, um zu verstehen, dass Anbindehaltung abgeschafft werden muss. Wir sind ein anti-speziesistisches Bündnis und lehnen jegliche Art der Tiernutzung ab – egal ob landwirtschaftlich, zu Unterhaltungszwecken, Bekleidung oder in Form von Tierversuchen.
(Anmerkung der Redaktion: Unter Speziesismus wird die Haltung verstanden, Menschen einen höheren Status als Tieren zuzusprechen.)
Vielen Aktivisten wird vorgeworfen, mit derlei Aktionen vor allem Bekanntheit und Spendengelder gewinnen zu wollen. Trifft dies auf „Animal Rebellion“ zu?
„Animal Rebellion“ macht kein aktives Fundraising und zielt auch nicht auf das Generieren von Spenden ab. Tierrechtsorganisationen machen diese wertvolle Recherchearbeit nicht wegen des Geldes, sondern weil die Gesellschaft ein Recht darauf hat, informiert zu werden, wie es Tieren in der Landwirtschaft geht.