Der Vogel wird nicht abgeschossen: Krähen-Modellprojekt erweist sich als nutzlos für Dachau
Der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Stadtrats hat sich in seiner Sitzung am Dienstag – wieder einmal – mit dem Thema Saatkrähen beschäftigt. Wieder einmal war die Diskussion unerfreulich.
Dachau – Wie berichtet, war die Stadt ausgewählt worden, an einem Pilotprojekt „Letale Vergrämung“ des Landesamts für Umwelt (LfU) teilzunehmen. Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath hatte daraufhin frohlockt, dies sei „ein wichtiger Schritt für die geplagten Anwohnerinnen und Anwohner“. Schließlich könne nun, unter wissenschaftlicher Begleitung, endlich herausgefunden werden, „welche Maßnahmen zur Eindämmung der von Saatkrähenkolonien ausgehenden Problematik in besiedelten Bereichen ergriffen werden müssen“.
Oberbürgermeister Florian Hartmann, die Stadträte sowie ein von der Stadt beauftragter Falkner könnten ihm diese Frage aber auch ohne wissenschaftliche Begleitung beantworten: Das einzige, was gegen die wachsende Krähen-Population im Stadtgebiet helfen würde, wäre der Abschuss. Diese „letale Vergrämung“, wie es das LfU weniger brachial formuliert, bleibt in Dachau aber auch weiterhin verboten – Pilotprojekt hin oder her.
OB überzeugt: „Projekt wird uns nicht helfen“
Wie OB Hartmann den Stadträten nämlich mitteilte, hätten ihm die Projektverantwortlichen unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass im Stadtgebiet – aus Sicherheitsgründen – eine Tötung der Tiere nicht möglich sei. Die Stadt solle sich daher mit folgenden Maßnahmen behelfen: Baumpflege, Nestentfernung, Vergrämung und – zur Information der Bürger – gezielte Öffentlichkeitsarbeit. Kurz: „Also genau das, was wir eh schon machen.“ Für den OB ist daher klar: „Das Projekt wird uns nicht helfen.“
Stadtrat Volker C. Koch (SPD) sah es ähnlich und fragte, wie man nun dem Bürger erklären solle: „Ja, wir sind bei dem Pilotprojekt dabei. Aber es wird deswegen auch nichts passieren.“ Sein CSU-Kollege Christian Hartmann konnte vor allem das Argument des LfU, ein Abschuss im Stadtgebiet sei zu unsicher, nicht nachvollziehen: Mit Luftgewehren sei dies durchaus möglich! Und angesichts der Tatsache, dass die Krähen nicht nur Menschen in den Wahnsinn treiben, sondern auch sukzessive kleinere Singvögel aus der Stadt verjagen, steht für ihn fest: „Man muss sie reduzieren!“
Allerdings, so schätzt die Stadtverwaltung, sehen dies nicht alle Dachauer so. Es gebe immer wieder Menschen, die die Krähen gezielt anfütterten, und dabei sogar Fleisch und Reis auslegten. Die Tatsache, dass kein Beamter in München sich traue, einen Abschuss in der Stadt zu genehmigen, liege schlicht an der Angst vor der Reaktion der Tierschützer. OB Hartmann: „Man will den Vogel nicht abschießen. Jeder versteckt sich hinter den Vorschriften!“
Stadt entwickelt Krähen-unfreundlichen Abfalleimer
Der einzige Hoffnungsschimmer, den die Stadt noch hat: Dass zumindest auf dem Land, zum Schutz der Landwirte, ein Abschuss der Krähen erlaubt wird. Stadtrat Johannes Spannraft (CSU), hauptberuflich konventioneller Landwirt, hält dies für überfällig. Die Schäden, vor allem für seine Bio-Kollegen, durch Krähen seien „riesig“. Und wenn über den Feldern geschossen werden dürfe, sei dies auch gut für die geplagten Städter. Denn: „Das sind ja dieselben Vögel. Die fliegen hin und her.“
Der einzige, der nicht mitmachen wollte beim Pilotprojekt und der auch nicht den Wunsch hegte, eine letale Krähen-Vergrämung im Stadtgebiet durchzuführen, war Umweltreferent Thomas Kreß (Grüne). Nach seinem Eindruck habe sich die Situation zuletzt ohnehin wieder entspannt. Und würde es nicht reichen, „Krähen-sichere“ Abfalleimer zu installieren?
Nein, es würde nicht reichen, um die Krähen wirksam zu reduzieren, klärte ihn das Gremium auf. Aber zumindest würde es die Krähen wohl ärgern, weshalb Bauamtsleiter Moritz Reinhold als studierter Ingenieur und offensichtlich leidenschaftlicher Tüftler, einen Spezial-Mülleimer entwickelt hat. Aktuell, so OB Hartmann, laufe die Testphase für den Eimer. Sollte sich die als erfolgreich erweisen und die gefräßigen Krähen leeren Schnabels wieder davon fliegen lassen, dann werde der neue Eimer, selbst wenn dies „eine gewaltige Summe“ kosten werde, „auf jeden Fall verwendet“!