Wo holten die Parteien die meisten Stimmen? In welchen Gemeinden wurden sie abgestraft? Und wie schaut es mit der Wahlbeteiligung aus? Hier lesen Sie alle Besonderheiten zur Wahl am Sonntag.
Zuallererst die positive Nachricht: Die Beteiligung im Wahlkreis Weilheim lag mit 85,4 Prozent noch einmal deutlich höher als die 81,9 Prozent von 2021. Im bundesweiten Vergleich liegt der Wahlkreis damit immerhin auf Platz 34 von 299. Besser sind in Oberbayern unter anderem die Nachbar-Wahlkreise Starnberg-Landsberg, der mit 87,7 Prozent Beteiligung bundesweit sogar auf Platz drei liegt, und Bad Tölz-Wolfratshausen-Miesbach, das hauchdünn mit 0,1 Prozent Vorsprung auf Platz 29 rangiert.
Die Abstimmungskönige im Landkreis leben in Habach, wo mit 92,9 Prozent die höchste Wahlbeteiligung erreicht wurde. Auch Obersöchering (91,5) und Schwabsoien (91,3) sowie sieben weitere Gemeinden hatten noch eine 9 davor stehen. Auf der anderen Seite steht Schongau, wo sich nur 80,9 Prozent der Wähler entscheiden konnten, an der Wahl teilzunehmen. Das hat schon fast Tradition dort, auch vor vier Jahren war die Wahlbeteiligung mit 75,5 Prozent die geringste im Landkreis.
Nicht viel besser schnitt mit Peiting (81,6 Prozent) die zweite große Kommune im Schongauer Land ab. Kuriose Besonderheit in Wielenbach und Wildsteig: Dort ist die Wahlbeteiligung sogar leicht gesunken, allerdings nur wenig auf gute 85,8 bzw. 88,8 Prozent.
Kommen wir zu den Parteien, und dort haben sich die Schwabbrucker als größte CSU-Freunde entpuppt: 52,4 Prozent der Wähler machte ihr Kreuz bei Alexander Dobrindt, nur in Eglfing (51,6) und Hohenfurch (51,6) sammelte der langjährige CSU-Abgeordnete ebenfalls mehr als die Hälfte der Erststimmen ein. Auch bei den Zweitstimmen war Schwabbruck mit 47,9 vorne. Am wenigsten Anhänger hat die CSU in Weilheim (36,7 Prozent Zweitstimmen) und der SPD-Hochburg Penzberg (36,0).
Dann gleich zur SPD, wo Direktkandidat Clemens Meikis in seiner Heimatstadt Penzberg mit 17,1 Prozent der Erststimmen deutlich über dem Landkreisschnitt lag. Mehr Wähler hatte er nur in Iffeldorf, wo 17,6 Prozent ihr Kreuz bei ihm machten. Doch leider ist das die Ausnahme, ansonsten schaut es vielerorts düster aus für die Sozialdemokraten. In Wildsteig wollten nur 3,1 und. 4,7 Prozent (Erst- und Zweitstimme) die Kanzlerpartei wählen, in der Nachbargemeinde Rottenbuch waren es mit 4,0 und 4,4 kaum mehr.
Traditionell eine große Bandbreite im Wahlergebnis gibt es bei den Grünen, die in Bernried als Spitzenergebnis 21,7 und 20,1 Prozent erzielen konnten. Über 20 Prozent ging‘s ansonsten aber nirgends hinaus, und am anderen Ende stehen die Hohenfurcher, wo die Grünen nur mickrige 5,0 und 5,6 Prozent einheimsen konnten.
Kein Wunder, denn in Hohenfurch wird überproportional AfD gewählt: Mit 21,9 und 23,6 Prozent (Erst- und Zweitstimme) holte die Partei dort ihr Spitzenergebnis. Im Landkreis folgen als weitere Bastionen Bernbeuren (21,3 und 23,5) und Prem (20,2 und 23,1), alle im westlichen Landkreisteil gelegen. Im Osten schaut es anders aus, da entschieden sich in Iffeldorf nur 8,9 und 9,7 Prozent der Wähler für die AfD, in Bernried waren es 10,4 und 10,7 und in Seeshaupt 10,6 und 10,8.
Interessant ist die Auswertung der FDP, wo bei der Erststimme rund um den Wohnort von Kandidat Jürgen Speer ein deutlicher Effekt zu sehen ist. In seiner Heimat Wildsteig kommt er bei der Erststimme auf 15,0 Prozent, macht sogar Platz zwei hinter Dobrindt. Dass die Wähler vor allem ihn, aber nicht seine Partei gewählt haben, ist am deutlich abfallenden Ergebnis der Zweitstimme zu erkennen, das in Wildsteig nur bei 4,2 Prozent lag.
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Große Unterschiede bei der FDP
So geht es auch in den umliegenden Gemeinden wie Rottenbuch (8,5 Prozent bei der Erststimme, nur 3,5 bei der Zweitstimme) und Steingaden (7,6 und 3,9), während die Bürger im östlichen Landkreis wohl eher weniger mit dem Kandidaten anfangen konnten. So erreichte Speer in Habach nur 3,1 Prozent, für die FDP bei der Zweitstimme dagegen 4,4, in Sindelsdorf waren es 3,6 und 5,6. Das schlechteste Ergebnis kommt aus Peißenberg mit 2,7 und 3,5 Prozent, das beste Zweitstimmen-Ergebnis aus Seeshaupt mit 8,8 Prozent.
Freie-Wähler-Kandidat Michael Marksteiner holte in Sindelsdorf am meisten Stimmen, dort kam er auf 10,7 Prozent bei der Erststimme und 8,3 Prozent bei der Zweitstimme. Ähnlich erfolgreich war er nur noch in Obersöchering (9,6 und 7,6), ansonsten war das Wahlergebnis eher enttäuschend mit dem Schlusslicht Iffeldorf (4,0 und 2,5 Prozent).
Die überraschend starke Linke holte ihr bestes Ergebnis in Schongau mit 6,7 Prozent bei der Erststimme und 7,5 Prozent bei der Zweitstimme, gefolgt von Altenstadt (5,8 und 6,7). Am wenigsten machten ihr Kreuz dort die Wildsteiger mit 1,7 und 2,2 Prozent.
Die hatten eher das BSW auf dem Zettel, die ohne Direktkandidat erstmals angetretene Partei von Sahra Wagenknecht holte in Wildsteig mit 4,1 Prozent ihre meisten Stimmen im Landkreis, gefolgt von Obersöchering. In Oberhausen dagegen wählten nur 1,6 Prozent die Partei.
Stimmen zur Wahl
Einige Stimmen zur Wahl hatten wir bereits gestern im Blatt, jetzt haben sich noch weitere Direktkandidaten gemeldet. So Clemens Meikis (SPD), der „in Anbetracht aller Umstände ein gutes Ergebnis“ geholt habe, wie er findet. Damit meinte er den von neun Monaten auf neun Wochen verkürzten Wahlkampf. Meikis freute sich über das Ergebnis in seiner Heimatstadt Penzberg und will, auch wenn die SPD „gerade eine schwierige Phase durchläuft“, weiter mit voller Kraft für die Region und die Werte der SPD einstehen.
Jürgen Speer aus Wildsteig empfindet den Nicht-EInzug seiner Partei in den Bundestag als „schweren Schlag, nicht nur für die FDP, sondern auch für Deutschland“. Sein Ergebnis im Wahlkreis sei ausbaufähig, aber ein guter Anfang.
Michael Marksteiner aus Penzberg war am Sonntagabend auf der Wahlparty der Freien Wähler in München, wo es allerdings angesichts des Ergebnisses nicht viel zu feiern gab. „Hoffentlich nehmen die vollmundigen Versprechen Einzug in die Bundespolitik und es ändert sich tatsächlich etwas.“
Robert WIlska aus Peiting hat den Wahlerfolg der Linken bei der Partei in München gefeiert. „Wir haben die Sorgen der Bürger ernst genommen und somit habe auch ich mein Wahlziel erreicht“, sagte er.
Völlig desillusioniert über sein mageres Abschneiden scheint Volt-Kandidat Joachim (Jochen) Nibbe zu sein.„Beschwert euch in zwei, drei Jahren nicht, wenn es schlechter läuft, und denkt daran, ihr habt es gewählt“, schrieb er auf Facebook. Der Abstieg beginne morgen, man werde es bald am eigenen Geldbeutel merken.