Neue Schule in Togo dank Initiative aus dem Landkreis Weilheim-Schongau – Landrätin bei Eröffnung dabei

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Im Training bleiben: Landrätin Andrea Jochner-Weiß durfte auch in Kagnibara ein Band zur Eröffnung durchschneiden. © LRA

Mit Spenden aus dem Landkreis Weilheim-Schongau entstand die „Pfaffenwinkelschule“ in Kagnibara in Togo. Landrätin Andrea Jochner-Weiß flog zur Eröffnung und führte Reisetagebuch.

Nachdem sich der Landkreis Weilheim-Schongau ein ultramodernes neues Berufsschulzentrum in Weilheim leistete, kam die Idee auf, auch in Afrika Kindern ein besseres Lernen zu ermöglichen. Gesagt, getan: Landrätin Andrea Jochner-Weiß schnappte sich die Spendenbüchse und ließ nicht locker, bis das Geld für die „Pfaffenwinkelschule“ in Kagnibara in Togo finanziert war.

Nun ist die Grundschule fertig. Das Gebäude umfasst drei Klassenzimmer, Direktorat, Lagerraum und Schulmöbel sowie Latrinen. Insgesamt wurden 51 684 Euro gesammelt und investiert. Es ist bereits die zweite Schule, die in Kagnibara errichtet wurde. Die erste ging 2019 in einem anderen Bezirk des Ortes in Betrieb. Allerdings übersteigt die Zahl der Schüler in dem Dorf bei weitem die Kapazitäten der bestehenden Schule, weswegen ein Neubau nötig wurde (wir berichteten).

Während ihrer Fahrt zur Eröffnung nach Kagnibara führte die Landrätin ein Reisetagebuch, dass sie der Heimatzeitung auf deren Bitte hin zur Verfügung stellte:

8. Februar: Reisebeginn! Flug von München über Brüssel, Accra nach Lomé (Hauptstadt von Togo, Anm.d.Red.). Lomé hat uns mit 29 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit (gefühlt 40 Grad) empfangen. Übernachtung in Lome.

9. Februar: Wir erkundeten Lomé und besichtigten den ehemaligen Gouverneurspalast, den Palais de Lomé. Erste Eindrücke von der Hauptstadt: sehr arm, voller Straßenhändler mit einheimischen Ernteprodukten und überwiegend Waren aus China, großes Müllproblem!

10. Februar: Ausflug nach Togoville! Togo verdankt seinen Namen dem „Städtchen“ Togoville. 1884 schloss dort der damalige König einen Vertrag mit dem deutschen Afrikaforscher Gustav Nachtigal, der das Land zur deutschen Kolonie machte. Man erreicht Togoville über den Togosee, den man auf Pirogen (eine Art Einbaum mit erhöhten Seitenwänden, Anm.d.Red.) überqueren kann. Togoville ist aber auch berühmt wegen einer Marienerscheinung. Angeblich war den Anwohnern die heilige Jungfrau 1973 mitten auf dem Togosee in einer Piroge erschienen. Der Vatikan bestätigte die Korrektheit des Wunders.

11. Februar: Am Dienstag startete unsere Tour auf äußerst schlechten Straßen in Richtung Norden nach Kara. Unterwegs besuchten wir die Gedenkstätte Walhala. Der Friedhof enthält einen einzigen Grabstein der Commonwealth War Graves Commission (CWGC), der von Leutnant George Masterman Thompson vom 1. Bataillon Royal Scots. Thompsons Tod in der Togoland-Kampagne machte ihn zum ersten britischen Offizier, der im Ersten Weltkrieg getötet wurde. Anschließend ging es in eine Nähschule, die mit manuellen betriebenen Nähmaschinen aus Deutschland Frauen zu Näherinnen ausbildet. Für die knapp 400 Kilometer benötigten wir den ganzen Tag.

Groß war die Freude bei den Kindern in Togo über ihre neue Schule.
Groß war die Freude bei den Kindern in Togo über ihre neue Schule, die mit Spenden aus der Region finanziert wurde. © LRA

12. Februar: Am Mittwoch ging es ins Gebiet Koutammakou (Unesco Weltkulturerbe). Dort lebt der Stamm der Tamberma, ein ehemals sehr kriegerischer Stamm mit einer eigenen Lehmbauarchitektur (Tata). Diese letzten Tata`s (sehr klein, eng und dunkel) waren wirklich sehr beeindruckend. Dort haben wir auch einen Brunnen eingeweiht, der von einer Weilheimer Familie finanziert wurde. Die Tamberma haben uns ihre traditionellen Tänze vorgeführt.

13. Februar: Dies war der große Tag der Schuleinweihung. Fahrstrecke ca. 100 Kilometer. Wir sind sehr früh aufgebrochen, weil wir ja pünktlich zur Schuleinweihung in Kagnibara sein wollten. Die ersten 70 Kilometer haben wir auch gut bewältigt. Für die verbleibenden 30 Kilometer war eine Fahrzeit von anderthalb Stunden eingeplant – aufgrund der katastrophalen Sand-Steinstraße haben wir (trotz einheimischer Fahrer) fast drei Stunden gebraucht. Der Weg glich einem Trail. Diese Fahrt wird uns unvergessen bleiben.

Bei der Ankunft in Kagnibara wurden wir stürmisch mit Gesängen und Tänzen empfangen. Mir wurde gleich zu Beginn eine Friedenstaube überreicht, die wir gemeinsam haben fliegen lassen. Danach folgte die Einweihungszeremonie mit Reden, Gesängen und Tänzen. Die Reden wurden mehr recht als schlecht von Französisch in Deutsch und von Deutsch in Französisch übersetzt. Sogar in Togo durfte ich am Ende des Festaktes ein Band durchschneiden. Vor allem die Gesänge der Kinder und deren Freude über die neuen Schulen gingen absolut unter die Haut!

Die deutsche Delegation bekam noch ein Festessen, einen Brei aus Maniokwurzeln und einen „togoischen Fleischtopf“, welches mit den Fingern gegessen wurde. Nachdem wir ja wieder eine spektakuläre Heimreise vor uns hatten, mussten wir Kagnibara unter vielen Tränen, Winken und dem Austausch von Geschenken wieder verlassen!

14. Februar: Fahrt über Golden Eye, den schönsten Ausblick Togos, zu den Benediktinermönchen in Dzogbegan. Dort besichtigten wir die Kirche, den Klostergarten und konnten noch Gewürze im Klosterladen erwerben.

15. Februar: Fahrt nach Kpalime und Besichtigung der alten Gebäude aus der deutschen Kolonialzeit und des Kunsthandwerkszentrums. Weiterfahrt nach Lomé zum Flughafen und wieder Rückflug über Accra, Brüssel nach München.

Im Anschluss an die Heimkehr äußerte sich Landrätin Andrea Jochner-Weiß tief beeindruckt von den Erlebnissen ihrer Reise: „ Togo ist ein absolut armes Land und benötigt noch viel Unterstützung, vor allem weitere Brunnen und weitere Schulen. Ich möchte an dieser Stelle aber nochmals allen Spenderinnen und Spendern danken, die diesen Schulbau möglich gemacht haben und somit Kindern in Togo eine Perspektive geben.“

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