Europas Bittgang nach Washington: Macron lockt Trump mit Friedensabsicherung im Ukraine-Krieg
Frankreichs Emmanuel Macron hat in Washington die Karten auf den Tisch gelegt. Wie reagiert der US-Präsident? Ein Kommentar von Georg Anastasiadis.
Erst Meloni, dann Macron, dann Starmer: Wie Europa die USA anbettelt, die Ukraine nicht auf dem Altar des Trump-Putin-Pakts zu opfern, hat etwas Verzweifeltes, ja Demütigendes. Geholfen hat es bisher nicht sehr. In der UNO-Generalversammlung stimmte Amerika am Dienstag mit Russland, Nordkorea und Belarus gegen eine Resolution, die Putin zum Rückzug seiner Truppen auffordert. Wie tief kann, wie tief will das Land der Freiheit noch sinken?
Europäische Friedenstruppen im Ukraine-Krieg: Macron legt Trump Angebot auf den Tisch
Ausgerechnet die von Europas Linker als Faschistin diffamierte Italienerin Giorgia Meloni fand die berührendsten Worte an Trump: „Glück hängt von Freiheit ab, und Freiheit hängt von Mut ab.“ In der Ukraine kämpfe ein „stolzes Volk für seine Freiheit gegen die brutale Aggression“. Doch nicht mal sie, die Trump-Versteherin, erreicht derzeit mehr den US-Präsidenten. Europa bleibt dennoch keine Wahl. Ohne US-Schutzgarantie kann es in der Ukraine keinen dauerhaften Frieden geben.
Bei seinem Washington-Besuch legte Macron jetzt ein – mit vielen Schmeicheleien für Trump garniertes – großes Angebot auf den Tisch: Frankreich und Großbritannien seien mit weiteren EU-Ländern bereit, 30 000 Friedenssoldaten zur Absicherung eines Friedensvertrags in die Ukraine zu schicken, vorausgesetzt, die USA, die als einzige Putin abschrecken könnten, spannten einen Sicherheitsschirm auf, unter dessen Schutz die Europäer agieren können. Ohne diesen Schirm wäre das Risiko, das EU-Soldaten unter Putins Feuer geraten, unkalkulierbar.
Trumps heikler Ukraine-Deal: Europas Geduld und Amerikas Gier
Das klingt nach keinem schlechten Deal: Europa zahlt für den Frieden und Amerika kriegt die ukrainischen Bodenschätze. Überreizen sollte auch der mächtigste Mann der Welt sein Blatt nicht: Verramscht Trump die Ukraine komplett an Putin, droht der historische Bruch mit dem verbündeten Europa. Und auch die hymnische Verehrung für ihn bei Amerikas patriotischer Rechten, die bisher gute Miene zum bösen Spiel macht, dürfte abkühlen.
Die USA verstanden sich immer als die „gute“ Supermacht, das Misstrauen gegenüber Russland nistet tief in ihrer DNA. Das Trump treu ergebene „Wall Street Journal“ zuckt bereits. „Was für ein bedauerlicher Moment“, urteilte das Flaggschiff der konservativen US-Presse über den Sündenfall von Trumps Amerika in den Vereinten Nationen.
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Weil Trump aber wirklich alles zuzutrauen ist, denken Macron und Merz jetzt auch das Undenkbare. Dazu gehört, dass Frankreich mit seiner atomaren „Force de Frappe“ den Schutz Deutschlands garantieren soll, falls sich Trumps USA komplett aus Europa zurückziehen.