Obwohl weniger Menschen dafür sparen: Erbschaften fallen immer üppiger aus – „Wer viel hat, bekommt noch mehr“
Obwohl weniger Menschen dafür sparen: Erbschaften fallen immer üppiger aus – „Wer viel hat, bekommt noch mehr“
Eine Umfrage hat untersucht, was sich beim Erben verändert hat. Dabei zeigt sich unter anderem, dass viele Erben mit einer Sache unzufrieden sind.
Frankfurt – Fast jeder dritte Deutsche hat schon mal eine Erbschaft über 100.000 Euro erhalten. Das zeigt eine kürzlich durchgeführte Studie der puls Marktforschung GmbH im Auftrag der Quirin Privatbank. Bundesweit wurden dafür 3.532 Menschen befragt.
Ein Ergebnis der Studie ist, dass Erbschaften immer üppiger ausfallen. Gleichzeitig machen sich Menschen immer weniger Gedanken um ihr eigenes Erbe.
Studie zeigt deutlichen Trend: Deutsche erben und vererben immer mehr
Wie die Privatbank in einer Pressemitteilung erklärte, wurde 2017 bereits eine ähnliche Studie durchgeführt, sodass sich in der Höhe des Erbes deutlich ein Aufwärtstrend erkennen lässt. Erbten vor sieben Jahren noch rund 16 Prozent der Befragten 100.000 Euro oder mehr, sind es in diesem Jahr schon 29 Prozent und damit fast jeder Dritte Deutsche.
Dabei sind es am häufigsten Geldanlagen (75 Prozent), wie Fonds und Aktien, die in die Hände der Erben fallen. Auf Platz 2 folgen Immobilien und Grundstücke (48 Prozent). Mit Blick in die Zukunft könnten vor allem Wertpapiere und Kryptowährungen häufiger vererbt werden. Wertvoller Schmuck wird hingegen immer seltener vererbt.
Jeder Sechste der Befragten (17 Prozent) hat bereits einmal ein Erbe ausgeschlagen. Als häufigster Grund wurde eine hohe Verschuldung des Erblassers genannt.
Wohlhabend sein und bleiben? Erben-Studie macht Tendenz deutlich
In den Ergebnissen der Studie fällt vor allem auf, dass Befragte mit einem hohen Haushaltsnettoeinkommen (über 4.000 Euro im Monat) höhere Summen erben als Befragte mit einem niedrigeren Einkommen. „Wer schon viel hat, bekommt noch mehr – und andersherum“, erklärt Ralf Wunderlich, Niederlassungsleiter und Erbschaftsexperte der Quirin Privatbank.
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Auch die Wohnregion scheint beim Erbe eine entscheidende Rolle zu spielen: Die Befragten, die am häufigsten mehr als 50.000 Euro geerbt haben, leben in Baden-Württemberg, Hessen und dem Saarland. Der gegenläufige Trend zeigt sich in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen. Dort lag das Erbe am häufigsten unter 50.000 Euro.
Blick in die Zukunft: Bereitschaft für Erbe zu sparen sinkt deutlich
Nur wenige der Befragten haben ihr eigenes Erbe bereits vorbereitet. 71 Prozent haben noch kein Testament gemacht. Das begründeten die Teilnehmenden vor allem damit, dass sie noch zu jung seien oder nichts zu vererben hätten. Beim Erstellen eines Testaments gibt es viele Fallstricke, ein Experte gibt Tipps.
Jeder Dritte sagte sogar, dass er nicht vorhabe, eine Erbschaft zu vergeben (35 Prozent). Auch diese Zahl ist seit 2017 deutlich gesunken, damals planten noch 49 Prozent selbst ein Erbe zu vergeben. „Eine mögliche Erklärung könnte hier sein, dass die Menschen stärker dazu neigen, ihr Geld für sich selbst ausgeben zu wollen – oder zu müssen“, interpretiert Wunderlich die Ergebnisse.
Diese Vermutung wird von der Studie gestützt: 28 Prozent der Befragten gaben an, dass sie ihr Leben genießen wollen und ein mögliches Erbe hinten anstellen.
Erben-Studie: Steuerabgabe wird als ungerecht empfunden
Unzufriedenheit herrscht bei den Befragten bei dem Thema Erbschaftssteuer: Unabhängig davon, ob sie Abgaben zahlen mussten oder nicht, finden 63 Prozent der Personen die Erbschaftssteuer ungerecht. Dabei mussten nur 18 Prozent der Teilnehmenden überhaupt eine Erbschaftssteuer zahlen. Den Freibetrag in Höhe von 20.000 Euro, der für unverheiratete Lebenspartner gilt, finden 57 Prozent der Befragten zu niedrig.
Beim Thema Erbe gibt es eine Reihe an Irrtümern, die sich hartnäckig halten. Dazu gehört etwa die Erbreihenfolge.