Hamas inszeniert Geisel-Freilassung – Israel nennt Bilder „schockierend“
Die Hamas hat drei weitere Geiseln nach 16 Monaten freigelassen. Die Freilassung nutzte die Terrorgruppe als Machtdemonstration. Israel spricht von „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.
Gaza – Im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der Hamas hat die Terrorgruppe erneut drei Geiseln freigelassen. 16 Monate lang waren die drei Männer – ein Deutsch-Israeli und zwei israelische Familienväter – in der Gewalt der Hamas. Aufnahmen der abgemagert, schwach und blass aussehenden Geiseln sorgten in Israel für Entsetzen.
Deal zwischen Israel und Hamas: Terrorgruppe inszeniert Freilassung drei weiterer Geiseln
Die Aufnahmen der Freilassung zeigten Hunderte Schaulustige, darunter vor allem viele junge Männer und bewaffnete Hamas-Mitglieder. Die Freilassung fand in der Stadt Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens statt. Vor der großen Menge mussten die Männer auf einem provisorischen Podium eine Erklärung auf Hebräisch in ein Mikrofon abgeben. Danach stiegen sie in ein Fahrzeug des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz.
„Verbrechen gegen die Menschlichkeit“: Israel kritisiert Hamas-Inszenierung von Geisel-Freilassung
Es war unklar, ob die Hamas gezielt Palästinenser als Teilnehmer ausgewählt hatte. Die islamistische Terrororganisation nutzt die Freilassungen als Machtdemonstrationen. Israels Präsident Isaac Herzog nannte die Inszenierung der Geisel-Übergabe ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“. Herzog erklärte, die Welt habe mitansehen müssen, wie die Männer „hungernd mit ausgemergelten Gesichtern und leidend von gemeinen Mördern für ein zynisches und grausames Spektakel ausgebeutet werden“.

Israels Außenminister zeigte sich angesichts der augenscheinlich schlechten körperlichen Verfassung der Geiseln bestürzt und zog einen drastischen Vergleich. „Die israelischen Geiseln sehen aus wie Holocaust-Überlebende“, schrieb Gideon Saar auf der Plattform X. Nur die Geiseln hätten offensichtlich Hunger gelitten. Mit Blick auf die bei der Freilassung Anwesenden schrieb er: „Hamas-Terroristen und andere Bewohner des Gazastreifens sehen vollkommen gesund aus.“
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Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Mehr als 90 Prozent der palästinensischen Bevölkerung leiden nach Angaben der Vereinten Nationen starken Hunger. Im Zuge des zwischen Israel und der Hamas vereinbarten Waffenruhe-Abkommens sollen nun täglich Hunderte Lastwagen mit Hilfslieferungen in den Gazastreifen kommen. Damit dürfte sich die Versorgungslage verbessern.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die Bilder als „schockierend“ und betonte, dass dies „nicht unbeantwortet“ bleiben werde. Seit dem Inkrafttreten einer Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas am 19. Januar war dies die fünfte Freilassung von Geiseln. Auch die vorherigen Freilassungen waren inszeniert und wurden von israelischer Seite stark kritisiert.
Abkommen zwischen Israel und Hamas: 76 Geiseln nach wie vor im Gazastreifen
Palästinensische Terroristen hatten die Geiseln während des Hamas-Massakers am 7. Oktober 2023 in Israel verschleppt. Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Januar hat die Hamas damit bereit 16 von insgesamt 33 israelischen Geiseln freigelassen, die während der ersten Phase der dreistufigen Vereinbarung von der Hamas übergeben werden sollen. Außerdem ließ die Terrororganisation fünf Thailänder frei, dies aber nicht als Teil der Vereinbarung mit Israel. Die Hamas hatte zuvor mitgeteilt, dass acht der 33 israelischen Geiseln tot seien. Um wen genau es sich dabei handelt, ist unklar.
Nun werden noch insgesamt 76 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. 35 von ihnen sind israelischen Angaben zufolge tot. Die nächsten Geiseln sollen am kommenden Wochenende freikommen. Insgesamt sollen in der ersten Phase des Abkommens mehr als 1900 palästinensische Häftlinge im Austausch für die Geiseln freikommen. (dpa/AFP/pav)