Durchbruch an Kursk-Front: Jetzt wird klar, in welchem Moment die Ukraine zuschlug
In Kursk sollen ukrainische Truppen im Zuge ihrer Gegenoffensive vorgerückt sein. Moskau spricht von mehrere Angriffswellen. Der Zeitpunkt scheint nicht zufällig gewählt.
Kursk – Nachdem Moskau ausschließlich von abgewehrten Angriffen berichtet hatte, häufen sich die Berichte, dass Kiews Truppen mit ihrer Gegenoffensive in Kursk wohl doch Erfolg gehabt haben sollen. Das US-amerikanische „Institute for the Study of War“ (ISW) berichtete von einem ukrainischen Vormarsch in der russischen Grenzregion.
Am Donnerstag (6. Februar) haben die ukrainischen Truppen demzufolge in Kursk eine neue Welle von mechanisierten Angriffen gestartet – bis zu fünf Kilometer seien die Streitkräfte im Ukraine-Krieg so hinter die russische Verteidigungslinie südöstlich von Sudscha vorgestoßen. Den Zeitpunkt für die Gegenoffensive soll Kiew nicht zufällig gewählt haben.
Gegenoffensive im Ukraine-Krieg: Kiew nutzt „operative Pause“ in Kursk für Gegenschlag
Die ukrainischen Truppen sollen eine „operative Pause“ der russischen und nordkoreanischen Soldaten für ihren Gegenschlag genutzt haben. Das berichtet Forbes unter Berufung auf das ukrainische Zentrum für Verteidigungsstrategien. Russland habe nach den hohen Verlusten der vergangenen Monate in der russischen Grenzregion Zeit gebraucht, um die eigenen Reihen wieder aufzufüllen. Von den insgesamt 60.000 russischen und nordkoreanischen Soldaten, die dort gekämpft haben sollen, habe Moskau rund ein Drittel im Krieg in Kursk verloren.
Nordkorea hatte knapp 12.000 nordkoreanische Soldaten nach Russland geschickt, um den Verbündeten beim Kampf gegen die Ukraine zu unterstützen. Nach Schätzungen westlicher Beobachter erlitten die Nordkoreaner bei den Kämpfen um Kursk schwere Verluste, sodass sie zur Neuaufstellung aus den vordersten Linien herausgezogen werden mussten.
Nordkorea-Soldaten in Kursk: Selenskyj berichtet von Rückkehr der Truppen an die Front im Ukraine-Krieg
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete am Freitag, dass die nordkoreanischen Soldaten nach einer „Zwangspause“ wieder an die Front im Ukraine-Krieg zurückgekehrt seien. Die Soldaten aus Pjöngjang, die mehrere Tage aus ungenannten Gründen von der vordersten Kampflinien zurückgezogen worden waren, seien wieder an der Seite der russischen Truppen zu neuen Angriffen angetreten. Russen und Nordkoreaner hätten dabei hohe Verluste erlitten, erklärte Selenskyj. „Wir reden hier über Hunderte von russischen und nordkoreanischen Soldaten.“

Gegenoffensive in Kursk: Ukraine soll zwei Dörfer in der russischen Grenzregion eingenommen haben
Doch das Zeitfenster vor der Rückkehr der nordkoreanischen Soldaten scheint Kiew genutzt zu haben. Laut ISW-Bericht sind die ukrainischen Truppen bei ihrer Operation in Kursk am Donnerstag über verschiedene Routen vorgestoßen. Das Institut beruft sich auf geolokalisierte Aufnahmen, die auf den Verlauf der Offensive hindeuten sollen, ebenso wie auf Angaben russischer Militärblogger.
Demnach seien ukrainische Soldaten südwestlich von Makhnovka und nördlich und östlich von Tscherkasskaja Konopelka in Kursk vorgedrungen. Die Orte Kolmakov und Fanaseyevka in der russischen Grenzregion sollen die Truppen bei ihren Angriffen laut Forbes-Bericht eingenommen haben. Kyiv Post zitiert russische Militärblogger, die davon ausgehen, dass die ukrainischen Streitkräfte mit 30 bis 50 gepanzerten Fahrzeugen angriffen haben.
Strategischer Angriff in Kursk: „Vier Wellen ukrainischer Truppen“
Dem Forbes-Bericht zufolge soll der estnische Analyst „WarTranslated“ russische Kanäle abgehört haben. „Die Russen berichteten von vier Wellen ukrainischer Truppen“, heißt es dort. Die anrückenden Truppen sollen sie mit Drohnen beschossen haben. „Einige der FPVs verfehlten die ukrainischen Truppen, möglicherweise wegen ukrainischer Störsender, russischer Unerfahrenheit oder beidem.“ Auch einzelne Treffer hätten den Angriff nicht bremsen können.
Welche Siedlungen die Ukraine bei ihrer Gegenoffensive tatsächlich eingenommen hat und wo die Kämpfe in Kursk andauern, darüber herrscht derzeit noch keine Klarheit. Das russische Verteidigungsministerium bestätigte bereits am Freitag (7. Februar), dass es mehrere Angriffswellen auf die Dörfer Ulanok und Tscherkasskaja Konopelka gegeben habe, erklärte jedoch, dass die Attacke abgewehrt worden sei.
Ende des Ukraine-Kriegs: Selenskyj betont Bedeutung der Kursk-Offensive für mögliche Verhandlung
Für den weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs hält Selenskyj ukrainische Fortschritte in Kursk für bedeutsam. In dem seit fast drei Jahren dauernden Krieg ist es für die Ukraine wichtig, ein – wenn auch kleines – Stück Russland als Faustpfand für Verhandlungen zu haben. „Irgendwann, wenn der Krieg auf eine diplomatische Lösung zusteuert, wird man sehen, wie wichtig diese Operation war“, schrieb Selenskyj am Mittwoch auf der Plattform X. „Russland wird uns in nächster Zukunft nicht aus Kursk vertreiben.“
Die ukrainische Armee hatte ab dem 6. August 2024 mehr als 1.000 Quadratkilometer im Gebiet Kursk erobert. Durch russische Gegenangriffe ist das besetzte Gebiet über die Monate zwar auf weniger als die Hälfte geschrumpft. Die Moskauer Truppen kommen aber nur langsam voran. Donald Trump will derweil daran arbeiten, ein Ende des Ukraine-Kriegs zu erreichen und tritt dabei gegenüber Putin überraschend auf. (pav)