Sindelsdorf: Gemeinde ist schuldenfrei, muss aber trotzdem kämpfen

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Überschaubares Interesse: Bürgermeister Andreas Obermaier (l.) berichtete bei der Bürgerversammlung über die Situation in Sindelsdorf. © Sandra Gerbich

Sindelsdorf hat trotz solider Finanzlage zu kämpfen. Das erfuhren die wenigen Besucher bei der Bürgerversammlung. Und es gibt ein Sorgenkind.

Sindelsdorf - Inklusive einiger Gemeinderatsmitglieder waren es gerade einmal etwa 30 Sindelsdorfer, die der Einladung zur Bürgerversammlung in den Saal des Gasthofs zur Post gefolgt waren. Das Dorf steht finanziell gesehen gar nicht so schlecht da. Kritik gab es an der mangelnden Nahversorgung.

Bei der Bürgerversammlung berichtete Sindelsdorfs Bürgermeister Andreas Obermaier über die Situation der Gemeinde

Wer wissen wollte, was aktuell in Sindelsdorf los ist, musste nur die Bürgerversammlung besuchen. Rathauschef Andreas Obermaier (CSU) hatte alle wichtigen Zahlen auf eine DIN A 4-Seite gepackt.

133 Gewerbebetriebe gibt es aktuell in Sindelsdorf. Erfreulich sei, dass bei acht Abmeldungen 18 Anmeldungen zu verzeichnen waren, so das Dorfoberhaupt. Dennoch fielen die Gewerbesteuer-Einnahmen im Jahr 2023 mit etwas mehr als 260.000 Euro nach Empfinden Obermaiers eher gering aus. „Wir haben eben eher ganz normale Verdiener“, so der Bürgermeister. Die Einnahmen aus der Einkommenssteuer im selben Jahr lagen im Vergleich dazu bei rund 1,14 Millionen Euro.

Kita-Betrieb wurde teurer

Einen Kostenzuwachs beobachtet Sindelsdorf wie andere Gemeinden auch bei der Kinderbetreuung sowie der Schulumlage. Fast 100.000 Euro mehr schlugen bei der Kita zu Buche (2023: circa 345.000 Euro, 2024: rund 440.000 Euro). Auch die Schulbildung kostet: 56 Kinder und Jugendliche aus Sindelsdorf wurden 2023 in Penzberg unterrichtet, der verbleibende Aufwand pro Schüler lag bei rund 2500 Euro. Jammern helfe jedoch nichts, kommentierte der Bürgermeister die Zahlen. Sowohl der Kindergarten als auch die Schule gehörten zu den kommunalen Pflichtaufgaben.

Kreisumlage bereitet Sorgen

Sorgen bereitete Obermaier die Kreisumlage. „Bei 54 Prozent haben wir über 800.000 Euro im letzten Jahr zahlen müssen.“ Der Kreisumlagesatz steige im kommenden Jahr auf 55 Prozent, „keine großartigen Aussichten“, schwor der Bürgermeister die wenigen Besucher schon mal auf härtere Zeiten ein. Auch die VG-Umlage mit rund 140.000 Euro und Ausgaben für die Verwaltung in Höhe von mehr als 160.000 Euro belasteten den Verwaltungshaushalt enorm.

Pfarrhof-Kauf war großer Brocken

Den größten Brocken im Vermögenshaushalt stellte der Straßenbau dar (gut 329.000 Euro), gefolgt von der Abwasserbeseitigung (rund 136.000 Euro). Über 1 Million Euro investierte die kleine Gemeinde in die Liegenschaften. „Relativ hoch“, meinte Obermaier und verwies auf den Kauf des Pfarrhofs.

Erst kürzlich beschloss der Gemeinderat eine Erhöhung der Abwassergebühren. „Das war bei einem Minus von fast 30.000 Euro unvermeidbar“, entschuldigte Obermaier die Anhebung.

Keine Schulden, aber weniger Rücklagen

Positiv: Sindelsdorf ist schuldenfrei. Noch. Der Rücklagenstand hat sich aber verringert. Binnen eines Jahres schmolz er von circa 4,7 Millionen Euro auf etwas mehr als 3,6 Millionen Euro zusammen.

Bauhof: Einzug im nächsten Jahr

Abschließend informierte Obermaier über aktuelle Projekte wie den Bauhof. Die Halle käme jetzt hin, sagte Obermaier und stellte einen Einzug im späten Frühjahr oder frühen Sommer in Aussicht. Er hoffe, die Kosten „auf 1,7 bis 1,8 Millionen Euro drücken“ zu können. Das Gebäude soll weitestgehend energieautark arbeiten. Beim Campendonk-Haus hofft Obermaier auf Zuschüsse. Den Glasfaserausbau bezeichnete er als ein „leidiges Thema“. Was das die Verkehrslösung des im Bau befindlichen Gewerbegebiets Hochleiten angehe, werde es „statt eines Kreisels wohl eine Ampellösung werden“.

Aus für Bäckerwagen

Mit den Worten „Es ist einfach nichts zum Verdienen“, kommentierte der Bürgermeister das Aus des Bäckerwagens. Er schlug die Aufstellung eines Automaten vor. Obermaier warte noch auf die Rückmeldung einer Firma, die er dazu angefragt hatte.

Das ehemalige Schlachthaus daneben dient als Unterkunft für Geflüchtete und wird derzeit bewohnt. Bislang laufe es gut, und das Haus sei allemal besser als Container, erklärte Obermaier. Auf seine Aufforderung nach einer aktiven Diskussion meldeten sich nur wenige Besucher zu Wort. Eine Zuhörerin bemängelte die schlechte Straßenbeleuchtung – ein Problem, dessen sich Obermaier umgehend annehmen wollte.

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