Gastbeitrag von Gabor Steingart - Xi macht China zur Weltmacht – der Westen hat nur zwei Möglichkeiten zu reagieren

  • Globalen Frieden soll es nur noch mit und nicht mehr gegen China geben. Dafür rüstet das Land kräftig auf – konventionell und atomar.
  • China will zum Garanten für Wachstum auf der Welt werden. Deshalb wird die Technologieführerschaft angestrebt. Besonders wichtig: Speicherchips und Datenmanagement.
  • Fundament der Weltmachtambition ist die kompromisslose Beherrschung des Binnenmarktes – auch und insbesondere in der Automobilindustrie.
  • Die Exportmaschinerie Chinas ist die schärfste Waffe im Kampf um die Weltherrschaft. Es geht in dieser frühen Morgenstunde um Abhängigkeiten und Marktanteile, bei Bedarf auch ohne Gewinne.
  • China will Europa auf keinen Fall den Amerikanern überlassen. Deshalb gibt es das Projekt „Neue Seidenstraße“ – und die fünftägige Europareise des Präsidenten.
  • China hat die Marktlücke der internationalen Politik entdeckt und versucht, sie zu füllen: Peking besitzt im Gegensatz zum Westen eine funktionierende Afrika-Strategie.
  • China will, und darin zeigt sich der erweiterte Weltmachtbegriff, auch die Kultur anderer Völker, ihre Sehnsüchte und Stimmungen prägen. Der gestrige Auftritt des TikTok-Chefs Shou Zi Chew auf der New Yorker Met Gala – inmitten eines von der US-Regierung angestrengten Verbotsverfahrens – war ein Scoop.
  • Voraussetzung für einen nachhaltigen Weltmachtstatus ist finanzielle Souveränität. Deshalb achtet China auf ein Finanzpolster, das groß ist und sich dem amerikanischen Zugriff entzieht.
  • Die Exekution dieser Steigflug-Strategie erfordert Geschlossenheit im Innern. Demokratie gilt als Störfall. Die Investitionen in den Sicherheitsapparat sollen den Aufstieg Chinas daher absichern. Alleine in Shanghai (rund 29 Millionen Einwohner) gab es 2023 rund 12,8 Millionen öffentliche Überwachungskameras. Das bedeutet eine Kamera auf etwa zwei Einwohner.