Eine erneute Drohnensichtung legte den Flughafen München auch Freitagabend lahm. Es kam zu vielen Ausfällen. Tausende Passagiere harrten am Airport aus.
München – Es fühlte sich für Reisende an wie ein schlechter Scherz: Am Freitag (3. Oktober) sind am Flughafen München erneut Drohnen gesichtet worden. Zum zweiten Mal in Folge musste der zweitgrößte Flughafen des Landes seinen Betrieb vorübergehend einstellen. Bereits am Donnerstagabend (2. Oktober) hatten mehrere Drohnen den Flugbetrieb lahmgelegt.
Die Bundespolizei berichtete am Freitag von zwei Drohnensichtungen im Bereich der Nord- und Südbahn des Flughafens. Beamte hätten die Drohnen am Freitag kurz vor 23 Uhr gesichtet. „Die Drohnen entfernten sich sofort, noch bevor sie identifiziert werden konnten“, erklärte ein Sprecher. Seit den frühen Morgenstunden läuft der Betrieb langsam wieder an. Tausende Passagiere waren am Flughafen im Erdinger Moos über Nacht gestrandet.
Drohnen erneut am Flughafen München gesichtet – über 6000 Passagiere harrten am Airport aus
Laut dem Flughafenbetreiber wurden am Abend 23 ankommende Flüge umgeleitet und zwölf weitere gestrichen. 46 geplante Abflüge konnten nicht durchgeführt werden, so der Sprecher. Insgesamt seien 6.500 Passagiere betroffen. Diese wurden vor Ort versorgt. „Es wurden Feldbetten aufgestellt, sowie Decken, Getränke und Snacks ausgereicht“, heißt es auf der Webseite des Flughafens.
In der Nacht versammelten sich mehrere Gruppen gestrandeter Reisender mit ihrem Gepäck vor der Abfluganzeige, um sich zu beraten, wie ein dpa-Reporter berichtete. Andere suchten auf den Sitzbänken Ruhe. Fotos von vor Ort zeigen, wie manche Passagiere auf dem Boden des Flughafengebäudes schliefen.
Passagiere berichten von Chaos am Münchner Flughafen: „Bin echt sinkend sauer“
„Wir saßen im Flugzeug und haben das live mitgekriegt, dass wir nicht starten konnten“, berichtet Passagierin Nicole Schmalfuß, die nach Catania fliegen wollte, gegenüber der Nachrichtenagentur Vifogra. „Zum einen macht es mir natürlich Angst, weil man hört das ja immer öfter. Aber zum anderen bin ich echt stinkend sauer auf den Typen, der das macht oder die, weil ich überhaupt nicht verstehe, warum“, so Schmalfuß.
Kritik übte die Passagierin an der Betreuung am Flughafen. „Gut informiert finde ich nicht. Überhaupt nicht. Und Betreuung, welche Betreuung?“, fragt Schmalfuß. Eine Passagierin aus Salzburg, die um 6 Uhr nach Spanien fliegen wollte, findet: „Eine Ungewissheit ist nie angenehm.“
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Zweiter Drohenvorfall binnen zwei Tagen – Flugbetrieb läuft wieder an
Der Flughafen München teilte am Samstagmorgen mit, dass der Flugbetrieb seit 7 Uhr langsam wieder aufgenommen werde. „Jetzt werden nach und nach die Kapazitäten wieder hochgefahren“, sagte ein Sprecher des Airports gegenüber der dpa. Erste Maschinen konnten bereits wieder starten und landen. Passagiere werden weiterhin gebeten, sich vor der Fahrt zum Flughafen bei ihrer Airline über den Status ihres Fluges zu informieren. Die Auswirkungen dürften noch länger spürbar sein. „Es wird den ganzen Tag über zu Verzögerungen im Betriebsablauf kommen“, kündigt der Airport auf seiner Webseite an.
Bereits am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag hatten Drohnen unbekannter Herkunft den Flugbetrieb am zweitgrößten deutschen Flughafen erheblich gestört. Zahlreiche Flüge wurden gestrichen oder auf benachbarte Flughäfen wie Nürnberg oder Stuttgart umgeleitet. Rund 3.000 Passagiere waren betroffen. Hunderte Menschen verbrachten die Nacht auf in den Terminals aufgestellten Feldbetten. Im Laufe des Freitags gab es dann keine größeren Störungen mehr.
Zahlreiche Politiker reagierten auf den Vorfall am Donnerstag und forderten Konsequenzen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) brachte ein schnelles Abschießen der Drohnen ins Spiel. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) forderte eine „schnell funktionierende Drohnenabwehr“. (Quelle: dpa, Flughafen München und Vifogra) (jr)