Die Analyse zeigt Stärken und Schwächen der Innenstadt auf – Aufenthaltsqualität und Verkehr als zentrale Themen.
Erding – Sauber, sicher, attraktiv: So nehmen viele Erdinger und auswärtige Besucher die Innenstadt wahr. Doch es gibt auch Defizite und Verbesserungspotenzial. Das zeigen die Ergebnisse des Masterplans, den die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) in den vergangenen Jahren im Auftrag der Stadt erarbeitet hat. Projektleiter Gino Meier stellte sie nun im Stadtrat vor und betonte: „Die Aufenthaltsqualität und Multifunktionalität sind die Schlüssel für eine Belebung.“ Das Einkaufserlebnis allein reicht nicht mehr.
Zu viel Verkehr, zu wenig Parkplätze
Die Herausforderungen seien vielfältig, vieles könne man weiterentwickeln – wenngleich schon auf hohem Niveau. Die Marktforscher sprachen mit Passanten, veranstalteten Workshops für Senioren, Familien, Jugendliche und Gewerbetreibende, maßen die Passanten-Frequenz per GPS und führten digitale Haushaltsbefragungen durch. Insgesamt seien 1400 Ideen „an uns herangetragen worden, das ist fantastisch“, so Meier.
Die größten Kritikpunkte der Befragten sind keine Überraschung: Verkehr, Parkplätze, Baustellen. „Da kam alles zusammen“, so Meier. Viele begrüßten die hohe Durchlässigkeit, andere wünschten sich mehr zentrumsnahe Parkplätze, bemängelten die kurze Parkdauer und die Gebühren. Ein emotionales Thema, so Meier, denn: „Der Parkraum stellt sich aus unserer Sicht gar nicht so schlecht dar.“ Eine Analyse könne hier Aufschluss geben, dann könne man faktische Zahlen diskutieren. Hans Fehlberger (FW) erinnerte daran, dass das geplante zentrumsnahe Parkhaus am alten Bauhof bei den Befragungen noch nicht berücksichtigt werden konnte.
Beim Thema Verkehr waren die Wahrnehmungen der Befragten ähnlich ambivalent. Meier: „Dem einen ist es zu viel, dem anderen zu wenig.“ Gerade für das Umland ist die Erreichbarkeit der Innenstadt wichtig. Immerhin kommt ein Drittel der Besucher aus dem unmittelbaren Umland, so die Analyse. Die treuesten Kunden sind aber die Erdinger selbst. „Von ihnen lebt die Innenstadt“, so Meier. Und auch von den Markttagen und dem Christkindlmarkt. Sie seien absolute Zugpferde.
Knapp 50 Prozent der Innenstadt-Besucher kommen mit dem Auto, die andere Hälfte zu Fuß oder mit dem Rad. Nur drei Prozent nutzen den Bus. Andererseits: Trotz der hohen Bedeutung des Autos würden 57 Prozent der Befragten für mehr Aufenthaltsqualität sogar auf Parkplätze verzichten.
Mehr Spiel- und Sitzmöglichkeiten
Viele der Befragten vermissten auch das Grün in der Stadt, Sitzmöglichkeiten, Freizeit- und Kulturangebote sowie Spielplätze für Kinder. Beim Grün und bei Sitzmöglichkeiten sei man mit dem neu geplanten Friedrich-Fischer-Platz schon aktiv geworden, erklärte OB Max Gotz (CSU). Zusätzliche Bäume auf dem Schrannenplatz folgen.
88 Einzelmaßnahmen sind im Masterplan formuliert, 15 könnten zeitnah umgesetzt werden, so Meier. Dazu gehören Spielmöglichkeiten für Kinder. Gotz kündigte an, den Spielplatz hinter dem Heilig-Geist-Hof „aufmöbeln“ zu wollen und auf der Freifläche vor dem ehemaligen Krönauer-Haus an der Langen Zeile Spielgeräte aufstellen zu lassen. Meier schlug auch ein Open-Air-Kino, After-Work-Events, den Ausbau der WC-Infrastruktur, eine Tourist-Info oder die Bewerbung der Innenstadt an externen Standorten als kurzfristige Maßnahmen vor.
Zum Einzelhandelsangebot im Zentrum erklärte der Marktforscher: „Es gibt nichts, was es nicht gibt.“ Allerdings meinten zwei Drittel der Befragten, dass sich die Situation, etwa der Branchenmix, verschlechtert habe. Dazu sagte Gotz: „Die Stadt kann nicht vorgeben, was Hauseigentümer und Grundstücksbesitzer in die Vermietung nehmen. Auch sie haben Verantwortung.“ Auch das Gastro-Angebot bewerteten die Befragten als rückläufig, vor allem abends. Hier sehen viele ein Entwicklungspotenzial, so Meier. Was die Innenstadt als Eventzentrum betrifft, „da macht die Stadt vieles, was möglich ist“.
Der Masterplan wird jetzt in den Stadtratsfraktionen beraten und dann im Stadtrat diskutiert, ehe Maßnahmen beschlossen werden. Gotz: „Wir werden es nie jedem recht machen können, aber wir werden es versuchen.“