Der Herr der Oldtimer-Traktoren: Bayer lässt Augen der Bulldog-Fans glänzen
In der Gemeinde Forstern im Kreis Erding gibt es ein Museum, das an ein großes Stück bayerischer Landwirtschafts- und Industriegeschichte erinnert. Eicher-Traktoren wurden sogar in Indien ein Bestseller.
Forstern – „Das ist keine Ölpfütze, er markiert nur sein Revier“, lächelt Egon Eicher und streicht geradezu zärtlich über die Motorhaube des Eicher Tiger EM 235 Traktors von 1963. Darunter steht eine Schale, die das Tropföl auffängt. Der „Tiger“ ist längst nicht das älteste Stück der Sammlung. Knapp 111 Jahre ist es jetzt her, dass Egon Eichers Vater Josef mit seinem Bruder Albert einen Mähbalken an einen Opel-Pkw schraubte.

Der Opel stammte aus dem Fundus des Vaters der beiden, der zusätzlich zur Landwirtschaft in Forstern einen Autohandel betrieb. „Das Experiment funktionierte nur auf trockenen Wiesen“, sagt Egon Eicher. Er reicht ein Stück Kuchen und einen Kaffee an eine Herrenrunde aus Schnaitsee, die sich gerade im Eicher Museum in Forstern zum Frühschoppen niedergelassen hat.

1935 bauten die Brüder Eicher ein Motorrad mit drei Rädern zu einem Mähfahrzeug um. Die Bauern in der Nachbarschaft waren mehr als interessiert. 1936 folgte darum der erste Eicher-Dieselschlepper mit einem 20 PS starken wassergekühlten Motor von Deutz. Während des Kriegs bauten die Eichers Traktoren und Autos auf Holzgasbetrieb um.
Brüderpaar aus Oberbayern hatte geniale Idee und wurde zu einem der größte Traktor-Hersteller
Kurz nach dem Krieg gelang den Brüdern der nächste Coup: „Sie haben selbst einen Motor gebaut, der statt von Wasser mit Luft gekühlt wurde.“ 1948 ging der Eicher ED 16/I mit 16 PS in die Produktion. „Das Kennzeichen ED heißt Eicher Diesel und steht auf unseren Kennzeichen nicht für Erding“, sagt der 75-Jährige schmunzelnd. Der Eicher ED 16/l sei sparsam und robust, sagt er. „Man kann das Kühlwassernachfüllen getrost vergessen.“

1950 lief der 2000. Eicher-Schlepper vom Band, 1953 war es bereits Nummer 20 000. Die Forsterner Traktoren wurden immer stärker, hatten 1957 drei Zylinder und 60 PS. 1959/60 kam die Raubtierserie mit den Modellen Panther, Tiger, Königstiger und Leopard auf den Markt. 1953 wurde ein Joint Venture in Indien gegründet.
In Indien wurde Eicher eines der bekanntesten Unternehmen des riesigen Landes
„Ein Großgrundbesitzer ließ Kleinlandwirte Traktoren deutscher Hersteller testen“, erzählt er. Nur der Eicher überlebte den Test, da er luftgekühlt war. „Offensichtlich hatte den Landwirten niemand gesagt, dass man bei den wassergekühlten Motoren manchmal Wasser nachfüllen muss.“

1984 musste Eicher Insolvenz anmelden, 1992 erneut. In Forstern blieb eine Traktorenwerkstatt. Der ehemalige Verwaltungsbau, in dem Egon Eicher und die Eicher-Freunde mit liebevoll restaurierten Eicher-Oldies die Geschichte der Firma erzählen, blieb bestehen. Das Eicher Museum ist Samstag von 12 bis 18 Uhr und am Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die einstige Filiale in Indien gibt es nach wie vor, stellt auch Motorräder und Lkws her und ist heute eines der bekanntesten Unternehmen des Landes.

Ausflüge im Landkreis Erding
Der Landkreis Erding liegt östlich der Isar und reicht im Osten bis ins Vils- und Isental. Die größte Gemeinde ist die Kreisstadt Erding (36 826 Einwohner), gefolgt von der Stadt Dorfen (14 729 Einwohner). Zur Sicherung der Verbindung zwischen den Städten München und Landshut gegen das Hochstift Freising wurde 1228 die Stadt Erding als Wittelsbacher Stützpunkt gegründet. Das 773 erstmals erwähnte Dorfen wurde aus gleichen Gründen 1230 systematisch ausgebaut. Wichtigster Arbeitgeber ist der 1992 im Erdinger Moos eröffnete Flughafen, weit bekannt sind die Erdinger Weißbierbrauerei und die Therme Erding, die jüngst den Besitzer wechselte. Durch den Landkreis führen die A92 und die A94 von München nach Deggendorf bzw. Mühldorf/Passau sowie die parallel verlaufenden Bahnlinien.

1) Die Kirche des ehemaligen Benediktinerklosters St. Zeno in Isen mit romanischer Krypta unter dem Hauptaltar.
2) Das Urzeitmuseum in Taufkirchen an der Vils (samstags 11 – 17 Uhr, sonn- und feiertags und in den bayerischen Ferien 10 – 17 Uhr) mit dem größten Dino-Skelett in Süddeutschland.
3) Der Wirt z‘Weiher (Foto) mit Biergarten zwischen Isen und Maithenbeth. Mo. bis Sa. ab 18 Uhr, So. ab 11.30 Uhr.

4) Der Zwergerlwald bei Taufkirchen/Vils mit 600 Figuren. Montag bis Freitag 8 - 12 Uhr, Donnerstag 14 - 19 Uhr.
5) Die Altstadt von Erding. Jeden 3. Sonntag im Monat um 14 Uhr Führung ab Schönen Turm.