Trump-Attentäter hatte es auch auf Putin abgesehen

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Der Hauptverdächtige beim mutmaßlichen Attentatsversuch auf Donald Trump wollte der Ukraine als Freiwilliger helfen. Er sprach darüber, Putin und Kim Jong-un umzubringen.

Kiew – Ryan Wesley Routh soll sich am 15. September nach Angaben von US-Strafverfolgungsbehörden an die 12 Stunden in der Nähe von Donald Trumps Golfclub in West Palm Beach versteckt haben. Der Ex-Präsident spielte an diesem Tag auch auf dem Platz, während ein Secret-Service-Agent ein oder zwei Löcher vor Trump bemerkte, wie der mutmaßliche Attentäter den Lauf seines SKS-Gewehrs durch den Zaun der Anlage steckte. Da gaben die Präsidenten-Bewacher laut dem Secret-Service-Mann Rafael Barros mindestens vier Schüsse ab, woraufhin Routh floh und wenig später gestellt wurde. Am Montag wurde er in Florida einem Bundesrichter vorgeführt.

Der 58-jährige Hauptverdächtige sei US-Medien zufolge auf Hawaii als Bauunternehmer tätig gewesen, unter anderem für den unerlaubten Besitz einer vollautomatischen Kriegswaffe vorbestraft und habe sich außerdem regelmäßig in Sozialen Netzwerken kritisch gegenüber Donald Trump geäußert. Auffällig ist sein Engagement im Ukraine-Krieg. Nach der russischen Invasion im Februar 2022 reiste Routh nach Kiew. Dort sei er anderen freiwilligen Helfern als „Betrüger“ und „eine Art Spinner“ bekannt gewesen, sagte die ehemalige CIA-Mitarbeiterin Sarah Adams dem US-amerikanischen Wall Street Journal (WSJ).

Nach mutmaßlichen Attentatsversuch auf Trump in Florida
Ryan Wesley Routh, der Hauptverdächtige beim mutmaßlichen Attentatsversuch auf Donald Trump, fiel bereits während seiner Zeit als Freiwilliger in der Ukraine auf. © Uncredited/Martin County Sheriff’s Office/AP/dpa

Ex-CIA-Beamtin: Trump-Attentäter in Ukraine als „Betrüger“ und „Spinner“ bekannt

Adams war an der Leitung eines Netzwerks beteiligt, das den Informationsaustausch zwischen sowie die humanitären Anstrengungen von 50 Hilfsgruppen miteinander koordinierte. Routh habe in Chat-Nachrichten fälschlich vorgegeben, bei der Rekrutierung von Kämpfern aus dem Ausland mit der ukrainischen Regierung zusammenzuarbeiten, so die ehemalige Geheimdienstmitarbeiterin. Das WSJ berichtete zum Beispiel über eine solche Nachricht an afghanische Soldaten.

Dazu sei gekommen, dass Routh in Kiew offiziell aussehende Plakate aufgehängt habe, welche Ausländer, die der Ukraine helfen wollten, dazu aufriefen, sich bei ihm zu melden. Deswegen hätten viele Leute versucht, „ihn dazu zu bringen, seine Aktivitäten einzustellen oder zumindest zu verhindern, dass die Leute auf seine Betrügereien hereinfallen“, erklärte Ex-CIA-Frau Adams.

Routh soll über Attentate auf Putin und Kim Jong-un gesprochen haben

Ein Franzose sprang offenbar dennoch darauf an und sagte gegenüber dem WSJ, dass Routh ihm tatsächlich geholfen habe, in eine ukrainische Armeeeinheit aufgenommen zu werden. Er gab darüber hinaus an, dass der Amerikaner damals schon „sehr verärgert über die Tatsache“ gewesen sei, „dass Trump versuchte, einen Deal mit Putin auszuhandeln, anstatt der Ukraine wirklich den Rücken zu stärken.“

Als die US-amerikanische Krankenschwester Chelsea Walsh in Kiew eintraf, habe auch sie die Nummer auf einem von Rouths Plakaten gewählt, weil sie dachte, so könnte sie mit einer Freiwilligen-Organisation in Kontakt treten, sagte sie dem WSJ. Sie habe Routh im Anschluss über ein Dutzend Male getroffen, wobei er ihr zunächst exzentrisch, aber nicht gefährlich erschienen sei. Das habe sich geändert, als er darüber sprach, Wladimir Putin und Kim Jong-un umbringen zu wollen. Er habe auch Joe Biden und Donald Trump erwähnt, allerdings erinnere Walsh sich nicht mehr, ob er Drohungen in deren Richtung aussprach.

Krankenschwester: Attentäter gehörte zu den gefährlichsten Amerikanern in Ukraine

Bei ihrer Rückreise in die USA im Juni 2022 habe Walsh deswegen bereits gegenüber einem US-Zoll- und Grenzschutzbeamten in Washington D.C. angegeben, dass Routh zu den gefährlichsten Amerikanern gehöre, denen sie während ihres Aufenthalts in der Ukraine begegnet sei. In einem Notizbuch habe sie ihn unter der Überschrift „Allgemeines räuberisches Verhalten (oder antisoziale Eigenschaften)“ an erster Stelle verzeichnet.

Im selben Monat hätten mehrere Freiwilligen-Organisationen Routh laut Sarah Adams aus ihren Chatgruppen geworfen und seine Aktivitäten dem US-Außenministerium gemeldet. Konkret seien sie besorgt gewesen, dass er womöglich Menschenhandel oder Einwanderungsbetrug betreibe. Krankenschwester Walsh habe sich 2023 erneut an das FBI und Interpol gewandt, als sie hörte, dass Routh versuche, syrische Flüchtlinge zu rekrutieren, um in der Ukraine zu kämpfen. Auch Adams habe internationale Helfer im Juni desselben Jahres erneut gewarnt: „Hütet euch vor dem Amerikaner Ryan Routh.“ (mickis)

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