Knappes Rennen in Stuttgart - Grünen-Kandidatin zieht wegen fünf Stimmen mehr in den Bundestag ein

Simone Fischer von den Grünen ist nun gesichert die neue Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Stuttgart I, das hat der Kreiswahlausschuss bei seiner Sitzung um 16 Uhr am Dienstag im Rathaus bestätigt. Fischer hatte laut Zählung mit Stand Sonntag 45.668 Erststimmen (28,3 Prozent) bei der Bundestagswahl erhalten. Das waren nur 16 mehr als Elisabeth Schick-Ebert von der CDU. Nun schmolz der Vorsprung auf fünf Stimmen.

CDU-Kandidatin wäre auch bei Sieg nicht im Bundestag

Bei Schick-Ebert, so die Überprüfung, gab es einen Fehler bei der Auszählung der Zweitstimmen. Hier war eine zu geringe Summe ermittelt worden, die deshalb unterhalb der Zahl der abgegebnen Erststimmen lag. Um diese in Deckung zu bringen, wurde am Sonntag vor Ort offenbar ein mangelhafter Korrekturversuch vorgenommen, indem die Zahl der Erststimmen nach unten angepasst wurde. Diese zu geringe Zahl wurde dann am Wahlabend dem Statistischen Amt übermittelt und fand so Eingang in das Vorläufige Ergebnis.

Nun wurden die Stimmzettel mit unterschiedlichen Erst- und Zweitstimmen einzeln geprüft. So ließ sich die tatsächlich höher liegende Zahl der Erst- und Zweitstimmen verifizieren und die Zahl der Erststimmen für Schick-Ebert um die fraglichen zehn Stimmen nach oben korrigieren. Fischer verlor zudem eine Stimme. Die CDU-Kandidatin hätte auch beim Gewinn des Wahlkreises keine Möglichkeit, in den Bundestag einzuziehen, weil ihr dafür nach dem neuen Wahlrecht die Zweitstimmendeckung fehlt. Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat angekündigt, das Wahlrecht erneut ändern zu wollen.

In Wahlkreis I waren 161.195 gültige und 910 ungültige Erststimmen abgegeben worden. Bei der Überprüfung durch das Statistische Amt wurden alle Beschlüsse der Wahl- und Briefwahlvorstände zu ungültigen Stimmzetteln in beiden Wahlkreisen und die mündlichen Meldungen überprüft. Das gehört zu den Routineaufgaben. Geringe abweichende Wertungen oder Übertragungsprobleme hatte es – ohne Auswirkungen – auch 2021 gegeben.

Wahlkreis Stuttgart II nicht in Berlin vertreten

Die Landesbehindertenbeauftragte Fischer (45) folgt in diesem Wahlkreis auf den Landwirtschafts- und Bildungsminister Cem Özdemir. Der will im März 2026 bei der Landtagswahl als Spitzenkandidat der Grünen antreten und als Ministerpräsident auf Winfried Kretschmann (Grüne) folgen. Neben Fischer zieht aus dem Wahlkreis Stuttgart I auch der Architekt und Linke-Stadtrat Luigi Pantisano in den Bundestag ein. Er erreichte für Die Linke 8,8 Prozent der Erststimmen.

Der Wahlkreis Stuttgart II wird nicht im Bundestag vertreten sein. Der Gewinner und CDU-Abgeordnete Maximilian Mörseburg (30,4 Prozent Erststimmen) hat ebenfalls keine Zweitstimmendeckung. Statt bisher acht sind damit künftig nur noch zwei Abgeordnete aus Stuttgart in Berlin vertreten.

Im Wahlkreis II gab es laut Wahlbürgermeister Clemens Maier (FW) und Wahlamtsleiter Matthias Fatke 28 Briefwähler, die wegen Postproblemen keine Unterlagen erhielten und beim Versuch der Urnenwahl am Sonntag abgelehnt werden mussten.

Von Konstantin Schwarz

Das Original zu diesem Beitrag "Fünf Stimmen machen den Unterschied für die Grünen" stammt von Stuttgarter Zeitung.